Wien führt Ganzjahres-Schanigärten ein, Empörung in der City

Heuer am Karlsplatz
Eine provisorische Lösung wird nun fix: Schanigärten bleiben dauerhaft, auch im Winter. Strengere Regeln für Wirte geplant.

Bei jedem Wetter im Schanigarten sitzen und seinen Kaffee trinken, das wird in Wien künftig möglich sein – und zwar dauerhaft. Während der Corona-Pandemie waren Winterschanigärten in Wien zwar bereits erlaubt, es handelte sich aber um eine provisorische Regelung. Nun wird das Provisorium fix verankert‚ auf Basis einer Evaluation der vergangenen drei Jahre.

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Dafür hat die Stadt Wien mit der Wirtschaftskammer Wien eine Systemumstellung erarbeitet. Unter anderem werde die Antragsstellung stark vereinfacht, hieß es via Aussendung.

Konkret heißt das: Bisher konnten Gastronomiebetriebe sowohl Winter- als auch Sommerschanigarten nur in unterschiedlicher Größe errichten und separat bewilligen lassen. Künftig kann man das in einem tun. Die Gastronominnen und Gastronomen sparen sich also den zeit- und kostenaufwendigen Auf- und Abbau der Schanigärten.

Die Neuregelung soll am 21.9. im Wiener Landtag beschlossen werden und gilt rückwirkend per 1. September.

Gäste müssen sich benehmen

„In Zukunft können die Menschen das ganze Jahr über entspannte Schanigartenatmosphäre genießen“, sagte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Gleichzeitig wolle man aber die Schrauben bei den Kontrollen anziehen. Die Regeln für Gastronomen werden nämlich deutlich strenger. 

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Schanigarten dürfen etwa auch bei niedrigen Temperaturen nicht als Lagerfläche genutzt werden. Wirte müssen zudem für ein gesittetes Verhalten der Gäste sorgen. Legen diese kein solches an den Tag, muss die Nutzung des Schanigartens eingeschränkt oder eingestellt werden. 

Wien führt Ganzjahres-Schanigärten ein, Empörung in der City

Walter Ruck (li.) und Peter Hanke freuen sich über die neue Schanigarten-Regelung.

Die Strafen sind streng: Bei wiederholten Verstößen könne die Bewilligung mindestens sechs Monate lang entzogen werden. Für den Widerruf bzw. die Untersagung genügen künftig bereits behördlich festgestellte Übertretungen, während bisher rechtskräftige Strafen erforderlich waren.

Zudem wurde ein eigenes Kontrollteam angekündigt, das in den kommenden drei Jahren intensiv die neue Systematik überwachen soll, wie man ankündigt – Nachschärfungen seien möglich.

Freud und Leid

In der Wirtschaftskammer gab man sich höchst erfreut. „Die Regelung ist ein Meilenstein für eine moderne Stadt“, sagte Präsident Walter Ruck. „Wir haben als Interessenvertretung der Wiener Unternehmen lange dafür gekämpft und daher stark auf eine permanente Regelung gedrängt, die den Betrieb das ganze Jahr über möglich macht.“

  • Im Gegensatz zu Gastgärten stehen Schanigärten auf öffentlichen Grund. Die Frage, wer diesen in welcher Form nutzen oder gar etwas darauf aufstellen darf, die sorgt vor allem in der City seit Langem für Konflikte. Der Nutzungsdruck ist durch Schanigärten, Würstel- und Punschstände besonders hoch.
  • Rund 3.500 Schanigärten gibt es in der ganzen Stadt im Sommer. Im Winter waren es während der Pandemie 1.800 Stück. Im Winter dürfen die Schanigärten beheizt werden – aber nur elektrisch
  • Es gibt rund 6.000 Gastro-Betriebe ohne Cafés und 2.100 Kaffeehäuser. Sie können Schanigärten künftig für das ganze Jahr beantragen.

Bei den Neos betonte man, dass die Neuregelung ein Beweis dafür sei, „dass wir aus Krisen lernen und Zukunft gestalten.  

Für Wirtschaftssprecher Markus Orning war es wichtig, dass man in „Zeiten der Teuerung weiterhin auf Digitalisierung und fortlaufende Entlastung durch Entbürokratisierung“ setzt. 

Keine Freude hat man damit im 1. Bezirk. Schon 2021 erteilte Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) der Idee eine Absage. Die jetzige Neuerung wurde ohne den Bezirk beschlossen.

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Man habe aus den Medien davon erfahren – obwohl man Anfang August gebeten habe, "auf Augenhöhe" einbezogen zu werden, wie Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Patricia Davis auf KURIER-Anfrage kritisiert.

Sorge wegen Heizschwammerl

„Der Bezirk lehnt die Änderung in der vorliegenden Form ab. Die ganzjährige Belassung von Schanigärten in der Parkspur ist nur das Bereitstellen einer Lagerfläche im öffentlichen Raum. Schanigärten in der Parkspur werden im Winter so gut wie nie genutzt."

Außerdem bedeute dies, dass noch mehr Außenheizungen kommen. "Wir haben Energiekrise, Klimakrise und hier wird nicht nachgeschärft? Das kann es nicht sein“, so Davis.

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