Neue Pläne in Wien gegen Mozart und Schanigärten

Neue Pläne in Wien gegen Mozart und Schanigärten
Eine Zonierungsverordnung soll in der City den Wildwuchs bei Standln, Mozartverkäufern und Warenständern vor Geschäften beenden.

Lange haben Stadt und Bezirk über den Plänen gebrütet. Jetzt sind sie fertig: In der Inneren Stadt gilt an ausgewählten Orten nun eine neue Zonierungsverordnung. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich der Versuch, der sogenannten Verhüttelung und des Wildwuchses im öffentlichen Raum Herr zu werden.

Stadt und Bezirk beschreiten dabei neue Wege – und gehen ziemlich restriktiv vor. Mehr noch: Das neue Modell im 1. Bezirk ist nur ein Testballon. Es soll auf ganz Wien ausgeweitet werden.

Konkret haben sich Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) zusammengetan und für jene öffentlichen Bereiche der City, in denen der Nutzungsdruck besonders hoch ist, detaillierte Pläne ausgearbeitet: Sie regeln auf den Meter genau, was wo ab sofort erlaubt ist – und vor allem, was nicht.

Zu Felde zieht man damit gegen Würstelstände, Schanigärten und (im Winter) Maroni- und Punschstände, die teils unkontrolliert aus dem Boden wachsen. Aber auch das Geschäft der umstrittenen Mozartverkäufer – jene Ticketverkäufer, die in Verkleidung an Touristen Konzertkarten verscherbeln – soll so noch besser reglementiert werden.

Sperrzonen

Betroffen von der neuen Verordnung sind das Areal rund um den Stephansplatz, die Kärntner Straße, Graben und Herbert-von-Karajan-Platz.

Bisher konnte jeder, der die formellen Voraussetzungen erfüllte, sich so gut wie überall im öffentlichen Raum niederlassen. Damit sei es nun vorbei, sagt Sima. In den neuen Plänen in der Verordnung ist exakt eingezeichnet, wo etwa ein Schanigarten errichtet werden darf, wo ein Maronistand aufgebaut werden kann und wo Mozartverkäufer stehen dürfen (Teile des Areals siehe Karte).

Neue Pläne in Wien gegen Mozart und Schanigärten

Der Blick auf den Plan ist spannend: Für die Mozartverkäufer etwa ist der gesamte Bereich vor dem Stephansdom tabu – er ist eine Sperrzone. Sie dürfen ihrem Geschäft nur seitlich des Doms nachgehen. Bereits 2020 wurde geregelt, dass am Stephansplatz, am Graben sowie vor der Oper nur je sechs Verkäufer stehen dürfen. Die Kontrollen sollen durch die Verordnung erleichtert werden.

Auch sogenannten Warenausräumungen – also dass Händler ihre Waren vor dem Geschäft drapieren – soll die Verordnung einen Riegel vorschieben. Das ist in den betroffenen Zonen der Inneren Stadt nämlich generell verboten.

"Mehr Transparenz"

Die neue Detailverliebtheit sorge für mehr Transparenz und weniger Bürokratie, sagt Markus Raab, Chef der zuständigen MA 46 (Verkehr), im Gespräch mit dem KURIER: „Was nicht eingezeichnet ist, das gibt’s nicht. Wer auch immer mit neuen Ideen oder Anträgen kommt, er oder sie wird es nicht bekommen.“

Die Zonierung helfe, „die Verkehrsströme sicherzustellen, das Stadtbild zu schützen und konsumfreie Zonen zu erhalten“, sagt Raab. Man wolle „nachhaltig offenen Raum gewinnen“, sagt Bezirkschef Markus Figl.

Die Probleme sind in der City altbekannt. Nicht nur dem amtierenden Bezirksvorsteher – der seit Jahren davor warnt, dass der Bezirk zum „Habsburger-Disneyland“ für Touristen verkomme –, ist die Verhüttelung ein Dorn im Auge. Schon Vorgängerin Ursula Stenzel (ÖVP, später FPÖ) kämpfte mit einem „Manifest für urbane Ästhetik“ gegen Punschstände auf dem Stephansplatz.

Andere Orte im Blick

Das alles ist jedoch erst der Anfang: Das Modell solle zur „Musterverordnung für die ganze Stadt werden“, sagt Stadträtin Sima.

Heißt: Schon bald könnte es auch in anderen Bezirken ganz detaillierte Nutzungspläne für stark frequentierte Plätze und Straßen geben. Welche Orte man dafür im Blick hat, will die Stadt noch nicht verraten.

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