Wien erhält bis Jahresende neun Kindermedizin-Einrichtungen

Elternhände mit Kinderhänden und Mutter-Kind-Pass
Die ÖGK und die Wiener Ärztekammer haben sich auf Rahmenbedingungen für kindermedizinische Versorgungseinrichtungen geeinigt. Neun Standorte sind ausgeschrieben.

Die kindermedizinische Versorgung in Wien erhält nach jahrelangem Angebotsrückgang einen gehörigen Schub: Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) haben sich auf die Schaffung von neun Versorgungseinrichtungen mit jeweils zwei oder mehr Kinderfachärzten und anderen Gesundheitsberufen geeinigt. Die Ausschreibung läuft bereits, bis Jahresende sollen sie in Betrieb sein. Das außerhalb der Spitäler angesiedelte Angebot wird von den Kassen bezahlt.

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Präsentiert wurde die Einigung am Dienstag vom Wiener ÖGK-Vertreter Mario Ferrari und dem in den internen Konflikt mit Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart verwickelten Niedergelassenen-Kurienobmann Erik Randall Huber. Beide schwärmten von der guten Zusammenarbeit und der Einigung auf ein zukunftsweisendes Modell. Konkret werden fünf kindermedizinische Zentren und vier Primärversorgungseinrichtungen (PVE) geschaffen, mit mindestens zwei bzw. drei Ärzten, erweiterten Öffnungszeiten (40 bzw. 50 Wochenstunden) und ohne Schließtage unter der Woche. Die PVE werden auch am Samstag offen haben.

All das läuft über einen Pilotvereinbarung, die für fünf Jahre gilt und bei der nicht nur die ÖGK, sondern auch die Kassen für öffentlichen Dienst/Eisenbahn/Bergbau (BVAEB), die Selbstständigen-Kasse SVS und die KFA der Stadt Wien dabei sind. Pro Einrichtung - je drei in jeder der drei Wiener Versorgungsregionen - sind im Schnitt 1,8 Mio. Euro pro Jahr vorgesehen. Innerhalb der fünf Jahre sollen auch die kleineren Zentren (die quasi als Starthilfe für ärztliche Neueinsteiger gedacht sind) zu vollwertigen PVE aufstocken. Gedacht ist das als Modellprojekt, das später auf ganz Österreich ausgerollt, in die entsprechende Bund-Länder-Vereinigung aufgenommen und letztlich auch im PVE-Gesetz verankert wird - auch um entsprechende EU-Fördergelder lukrieren zu können.

Kinderfachärzte, Ordinationsassistenz, Pflegepersonal

Grundsätzlich sollen in allen Einrichtungen Kinderfachärzte arbeiten, dazu kommen Ordinationsassistenz, diplomiertes Krankenpflegepersonal sowie nach Bedarf Sozialarbeit, Diätologie, Hebammen, klinische Psychologie und Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. All das wird mitfinanziert und damit für die kleinen Patienten bzw. der Eltern ebenfalls als Kassenleistung angeboten. "Das ist der Riesenvorteil dieser Einrichtungen, dass wir unter einem Dach Kinder so weit wie möglich versorgen können", freute sich Ferrari. Bezahlt wird dies mittels Pauschale aufgrund des Gruppenpraxen-Vertrags, dazu kommt die Honorierung einzelner Leistungen auf Grundlage des Gesamtvertrags mit den Ärzten.

Peter Voitl, Wiener Fachgruppenobmann für Kinder- und Jugendheilkunde und selbst Bewerber um eine der Einrichtungen, betonte, dass man damit entscheidende Verbesserungen in der Versorgung anbieten könne. "Ich denke, dass wir hier vor einem wesentlichen Umbruch in der Versorgung stehen." Für die Patienten gebe es ein vielfältiges Angebot an einem Ort. Den Ärzten komme entgegen, dass sie hier im Team verschiedener Spezialisten arbeiten könnten.

88 Kassenplanstellen: Sechs davon ohne Besetzung

Derzeit gibt es in Wien 88 Kassenplanstellen für Kinderärzte, sechs davon konnten zuletzt schon nicht mehr besetzt werden - weil die Einzelpraxen für die Ärzte nicht mehr attraktiv genug waren bzw. die Privatmedizin als Wahlärztin oder -arzt lockte. Auch solche Mediziner will man mit dem neune Modell anlocken. Die Zahl der Planstellen soll laut Ferrari aber nicht steigen.

Huber betonte, man habe zeigen wollen, dass man als Ärztekammer konsensbereit und lösungsorientiert unterwegs sei und großes Interesse an der Versorgung der Bevölkerung habe: "Dass wir nicht blockieren, was den Ärzten ja oft vorgeworfen wird." Zu seiner eigenen Zukunft als Standesvertreter gab er sich bedeckt: "Das bespreche ich in den Gremien, nicht in der Öffentlichkeit." Zuletzt war kolportiert worden, dass Huber sich im Streit mit seinem Fraktionskollegen Steinhart im Sommer zurückziehen wolle. Nun meinte er, er werde seine Arbeit "auch abseits der Querelen, die es so gegeben hat, weiterführen".

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