Aufnahmetest für Medizinstudium: Heuer 15.400 Bewerber für 1.850 Plätze

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Die neuen Bewerberzahlen liegen vor. Die Rektoren der MedUnis sagen, man brauche nicht mehr Ärzte auszubilden, sondern müsse sie besser verteilen.

Ende März endete die Anmeldefrist für den Aufnahmetest zum Medizinstudium. 15.400 Personen haben sich verbindlich beworben, das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2022. Im Vorjahr hatten sich 15.788 zum Test angemeldet.

Mehr als 15.000 Bewerber werden abgewiesen werden, denn Studienplätze gibt es nur 1.850 für Human- und Zahnmedizin. Die MedUni Wien vergibt 760 Studienplätze, für die sich 7.537 Personen bewerben. 410 Plätze gibt es in Innsbruck bei 3.200 Testanmeldungen. In Graz kommen 370 Plätze auf 2.589 Bewerber, und 310 Plätze stehen in Linz für 2.074 Bewerber zur Verfügung. 

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Mindestens 75 Prozent der Plätze für Humanmedizin sind Bewerbern mit einem österreichischen Maturazeugnis vorbehalten.

Heuer wird der Testteil über sozial-emotionale Kompetenzen der Bewerber ausgebaut.

Die Rektoren betonen, dass der Test nicht den Zweck hat zu beurteilen, ob jemand ein guter Arzt wird, sondern darauf abzielt, zu beurteilen, ob jemand das Medizinstudium schafft. Die sozialen Kompetenzen für den Arztberuf würden im Studium vermittelt.

Uni-Rektoren gegen mehr Studienplätze

Da vielerorts über Ärztemangel geklagt wird, und der Druck steigt, mehr Ärzte auszubilden, wenden sich die Rektoren der betroffenen Unis, Markus Müller von der MedUni Wien, der Grazer Hellmut Samonigg, Wolfgang Fleischhacker aus Innsbruck und der Linzer Meinhard Lukas gemeinsam an die Öffentlichkeit. Zweck: Zu erläutern, dass mehr Ärzte nicht die Lösung des Problems seien.

Politik ist Reformen schuldig

Österreich habe mit 5,5 Ärzten pro 1.000 Einwohner die zweithöchste Quote in der OECD. Es gebe genügend Ärzte, sie seien allerdings schlecht verteilt.

Die Rektoren lesen der Politik die Leviten: Diese solle endlich die Gesundheitsreformen machen, über die seit Jahrzehnten geredet werde. Im öffentlichen Versorgungsbereich „stehen wir vor einem Erdbeben“, sagt Samonigg.
Etwa sollten die Patientenströme neu gelenkt werden, weg vom teuren Spital. Und außerdem solle nicht „jeder zu vier Ärzten gehen können, bis endlich einer das macht, was der Patient will“. 

Keine Ärztemangel, sondern Pflegekräftemangel

Für die Flucht der Ärzte aus manchen öffentlichen Spitälern sei auch der eklatante Mangel an Pflegekräften verantwortlich.  Österreich habe nur 10 Pflegekräfte pro 1.000 Einwohner. Das würde die Arbeit von Ärzten in den Spitälern unattraktiv machen. 

Verpflichtung, im System zu arbeiten, "legitim"

Ein gewisses Verständnis haben die Rektoren dafür, dass die Politik darüber nachdenkt, wie man Medizinstudierende, die in Österreich eine Gratis-Ausbildung erhalten, dazu verpflichten könnte, in Österreich im öffentlichen Gesundheitssystem zu arbeiten. Von 100 Absolventen gehen 26 ins Ausland. Eine Arbeitsverpflichtung sei rechtlich zwar heikel, aber über mögliche Modelle nachzudenken, sei legitim.

Die Rektoren sagen, sie verstehen, dass die Menschen individuell den Eindruck eines Ärztemangels haben, wenn man etwa keinen Kassen-Kinderarzt findet. Aber die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen (sie werden von derzeit 1850 auf 2000 bis zum Jahr 2028 aufgestockt) lenke von den wahren Ursachen ab für die Misere ab. 

Verdienstmöglichkeiten klaffen auseinander

Ärztegehälter anzuheben, sei „natürlich motivierend“, sei aber auf Dauer nicht entscheidend. Entscheidend seien die Arbeitsbedingungen. Allerdings räumen die Rektoren ein, dass die Verdienstmöglichkeiten auch eine Rolle spielen. Es gebe Bereiche wie die plastische Chirurgie, wo man viel besser verdiene als zum Beispiel als Kinder- und Jungendpsychiater. 

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