Gluthitze in ganz Österreich

APA13825634 - 23072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Badegäste genießen Abkühlung im Wellenbecken im Wiener Stadionbad am Dienstag, 23. Juli 2013. In den kommenden Tagen soll eine Hitzewelle Österreich Temperaturen bis zu 38 Grad Celsius bescheren. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Bis zu 40 Grad werden am Sonntag erwartet. Welche Plätze man meiden sollte und wo es nicht so heiß ist.

Die Temperaturen klettern und klettern – an diesem Wochenende bis zur 40-Grad-Marke. Damit wird ein neuer Hitzerekord erwartet. Wer an diesem Wochenende nicht schwitzen will, muss hoch hinaus oder weit hinunter. Denn: „Es wird heiß. Brütend heiß“, sagt Ubimet-Meteorologe Lars Lowinski.

An einigen Messstationen könnte es neue Rekorde geben, für Höchstmarken kommt besonders der Osten des Landes infrage. Doch auch nach dem Wochenende wird die Hitze beständig sein, erst ab Mitte der Woche ist mit Abkühlung zu rechnen, allerdings nur im Westen - im Osten bleibt es brütend heiß.

Angenehm kühl wird es ab 2000 Höhenmeter aufwärts. „Am Sonnblick (3106 Meter, Anm.) erwarten wir am Sonntag 13 bis 14 Grad“, sagt Lowinski. Relativ kühl bleibt es auch im Tiroler Oberland. „In Ischgl und Galtür bekommen wir etwa 21 Grad.“ Auch in Teilen Osttirols gibt es kühle 18 Grad. An diesem Wochenende werden aber selbst die klassischen Kältepole, wie das Waldviertel oder das Mariazeller Land, zu Hitzepolen. Dort sagen die Prognosen 32 bis 33 Grad voraus.

Die Hitzehotspots

Am Samstag purzelten noch keine Rekorde in Österreich. Um 17.00 Uhr wurden laut ZAMG die höchsten Temperaturpegel in Waidhofen an der Ybbs (NÖ) mit 37,6 Grad Celsius, in Ostermiething (OÖ) mit 37,4 Grad Celsius und in Dellach im Drautal (Kärnten) mit 37,3 Grad registriert. In Salzburg-Freisaal war man immerhin auch auf 37,1 Grad Celsius Höchsttemperatur gekommen, in Neusiedl am See im Burgenland schwitzte man sich bei 36,4 Grad durch's ebenfalls warme Wasser. In den Kamp in Gars (NÖ) hüpften die Badegäste bei 36 Grad Celsius. Die Innenstadt Wiens brachte es für die Touristen auf 35,9 Grad, was der höchste Wert in der Bundeshauptstadt war. Die tiefsten Temperaturen wurden am Pitztaler Gletscher mit 15,9 und am Sonnblick mit 11,8 Grad Celsius registriert.

Ubimet-Meteorologe Alexander Radlherr: „Der Höhepunkt der Hitze wird am Sonntag von Vorarlberg bis ins östliche Flachland erreicht, im Südosten wird voraussichtlich der Montag der heißeste Tag.“ Ein regelrechter Hitzebogen spannt sich um das Flachland. Von Waidhofen/Ybbs über St. Pölten, Wien bis in den Seewinkel werden bis zu 40 Grad erwartet. Und die Wetterexperten sind sich sicher: „An vielen Orten werden aus heutiger Sicht am Sonntag neue Temperaturrekorde verzeichnet.“

Der bisherige Rekordhalter Dellach im Drautal, wo am 27. Juli 1983 die immer noch aktuelle Bestmarke von 39,7 Grad erzielt wurde, lag am Samstag auf Platz fünf (34,6 Grad).

Abtauchen

Schlupflöcher vor der Hitze findet man nur noch unter der Erde. Etwa in der Salzgrotte Oceaneum in Wien. Die Lufttemperatur im Inneren der Salzgrotte liegt bei rund 24 Grad.

Und wer sich nach richtiger Kälte sehnt, wird in der Eisriesenwelt Werfen in Salzburg fündig. In dem Höhlensystem herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt – auch im Hochsommer. Beinahe kalt ist es in der Seegrotte Hinterbrühl bei Wien. Bei 9 bis 12 Grad kann man den größten unterirdischen See Europas mit Booten erkunden.

Gluthitze in ganz Österreich

Abkühlen

Abkühlung kommt unter anderem aus dem Wasserhahn. Wiener Leitungswasser kommt derzeit mit 8,5 Grad Celsius aus der Leitung. Trotz der hohen Temperaturen ist der Wasserverbrauch in Wien nicht dramatisch hoch. „Derzeit fließen täglich 480 Millionen Liter Wasser durch das Leitungsnetz“, sagt Wiener Wasser-Vorstand Wolfgang Zerobin. Auch für dieses Wochenende rechne man mit keiner drastischen Erhöhung. „Viele Wiener suchen an so einem Wochenende Abkühlung auf dem Land.“ Das bestätigt auch die EVN. „Derzeit liegt der Wasserverbrauch 25 bis 30 Prozent über dem eines normalen Sommertages“, erklärt Sprecher Stefan Zach.

Im Gegensatz dazu erhöht sich an brütend heißen Tagen der Mineralwasserkonsum rapide. Laut Hersteller Vöslauer steigt der Absatz um rund 50 Prozent. Derzeit werden zwei Mio. Liter pro Tag an die Kunden geliefert.

Wochenstart

Ein kurzer Wetterumschwung steht Montagabend bevor. Heftige Gewitter können abgehen. Der Dienstag wird wolkig, einzelne Schauer in ganz Österreich sorgen für Abkühlung. Im Westen allerdings kann sich vermehrt die Sonne behaupten. Ab Mittwoch stellt sich wieder Badewetter mit 30 Grad ein.

Das aktuelle Wetter in Ihrer Region

Die Temperaturen der Badeseen

Wer ist Ihr Hitze-Hero? KURIER-Leser können ab sofort mitentscheiden. Gesucht ist derjenige, der trotz oder vielleicht gerade wegen des schönen Wetters besonders hart arbeiten muss – sei es in der prallen Sonne oder einer hitzigen Arbeitsstätte.

Machen Sie mit beim Voting zum Hitzehelden des Sommers und verhelfen Sie Ihrem Hitze-Hero zu tollen Preisen.

Langsam nähert sich der Sommer nun auch in Österreich wieder seinen ihm angemessenen Temperaturen. Nachdem im Juni bereits Werte jenseits der 35 Grad erreicht wurden, folgte dann plötzlich Abkühlung. Jetzt soll es aber wieder richtig heiß werden.

Die Kapriolen des Wetters sind das Smalltalk-Thema Nummer eins. Jeden betrifft es - irgendwie. Auch die KURIER-"Hitze Heros". Und daher liegt es nahe, dass sich Popmusiker immer schon mit der Hitze und ihren Auswirkungen beschäftigten.

Wir haben eine Auswahl der fünfzehn ewigen und aktuelleren Hitze-Hits getroffen und als Spotify-Playlist zusammengestellt. Als Einstimmung hier noch ein Text, der aus den fünfzehn ausgewählten Songs gebastelt ist:

I steh' in da Hitz, / on a hot summer night.
Can't you see I'm burning alive?
Es hat zuviel Hitze, und da friere ich. / Despite the heat it will be alright, / and I will give to you summer wine.
Warm, sweating, it's hot up in this joint. / He burns my skin.
Dabei bekommt er Gefühle, er braucht dringend a Kühle.
Wir liegen vor der Minibar, komm', lass uns Baden geh'n.
See these ice cubes, see these Ice Creams? / Geht scho schwimmen ma ans Ufer.
Don't worry, don't hurry, take it easy! / There's always the sun.
Why don’t we follow the sun?

Fünfzehn Hitze-Hits der KURIER-Redaktion:

Die Hitzewelle hat die Bundeshauptstadt Wien fest im Griff. Die Straßen sind aufgeheizt und die Luft steht. Um sich ein bisschen Abkühlung zu verschaffen, zieht es jetzt die Wiener besonders in die Gastgärten. Im Schatten der Bäume und bei dem einen oder anderen Bier erholt man sich von der großen Hitze des Tages.

Gluthitze in ganz Österreich
„Normalerweise sind Juli und August bei uns eher schwache Monate, weil viele auf Urlaub sind“, sagt Paul Bodner vom Glacis Beisl im MuseumsQuartier. „Aber aufgrund des Wetters sind wir derzeit voll besetzt.“

Dabei kann es oft später werden. Doch während sich die Wirte über den Hochbetrieb in den Gärten freuen, ist der Lärmpegel für die Anrainer oft mühsam.

„In den Sommermonaten kommt es vermehrt zu Beschwerden wegen Missachtung der Sperrstunden“, erzählt Marktamtssprecher Alexander Hengl. Deshalb gäbe es im Juli und August verstärkt Kontrollen. Vor allem in den Außenbezirken komme es öfters zu Übertretungen.

Nicht einheitlich

Für den Silberwirt im Schlossquadrat im fünften Bezirk ist um Mitternacht Sperrstunde. Doch das ist in Wien nicht überall gleich. Denn wann der Garten geräumt werden muss, hängt von der Art des Grundstücks und dem jeweiligen Bezirk ab. Liegt der Gastgarten auf öffentlichem Gebiet darf man je nach Bezirk bis 23.00 Uhr oder 24.00 Uhr draußen sitzen bleiben.

Grund für die Staffelung sei der Anrainerschutz, erklärt Hengl: „Wir versuchen so einen Mittelweg zwischen den Betrieben und den angrenzenden Bewohnern zu schaffen. Die einen wollen möglichst lange offen haben, die anderen so früh wie möglich ihre Ruhe.“

Gluthitze in ganz Österreich
Da es vor allem in Innenhofgärten zu starker Schallentwicklung kommt, gelten auf Privatgründen noch strengere Regeln: Hier ist um 22.00 Uhr Sperrstunde.

Beispiel für so einen Außenbereich ist das Wirtshaus Zur Stadt Krems in der Zieglergasse (7. Bezirk). „Die Gäste würden gerne länger sitzen bleiben“, meint Servicechefin Hanni Grötz. Aber aufgrund der vielen Anrainer werde die 22-Uhr-Regel strengstens eingehalten.

Gluthitze in ganz Österreich
Ebenso heißt es beim Heurigen Weinstube Josefstadt um 22.00 Uhr „die letzte Runde“. „Unser Problem ist, dass unser Innenbereich sehr warm ist. Es wäre schön, wenn wir länger draußen bedienen könnten“, meint Geschäftsführer Michael Klocker. „Aber bei den vielen Anrainern ist das schwer möglich.“

Änderung gewünscht

Kommerzialrat Wilhelm Turecek, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, fordert die Politiker auf, diese Regelung endlich zu vereinheitlichen: „Schließlich gibt es gar nicht so viel schöne Abende. Da ist es nur sinnvoll, die paar Tage gut auszunützen.“

Es sei für viele Kunden zudem wenig nachvollziehbar, weshalb man manchmal an derselben Straße auf der einen Seite eine Stunde früher den Garten verlassen muss als auf der anderen.

Das Thermometer auf den weitläufigen Sojabohnen- und Maisfeldern in Völkermarkt kratzt an der 34 Grad Marke. Bauer Franz Matschek schwitzt. Aber nicht nur wegen der Temperaturen: „Wir haben in diesem Jahr bis zu 70 Prozent weniger Niederschläge als üblich. Das setzt den Pflanzen zu.“

Und zwar so, dass einige Landwirte große Einbußen, manche sogar „Totalschäden“ hinnehmen müssten, meint der 46-Jährige. Zum Beweis führt er über seine Äcker: „Der Mais sollte schon 2,5 bis drei Meter hoch sein – heuer ist es vielleicht ein Meter. Die Kolben sind viel zu klein und tragen nur wenige Körner.“

Auch die Sojabohnen scheuen sich, richtig Schoten anzusetzen. Verkümmerte Ausbuchtungen hängen da an den Stengeln. Insgesamt bewirtschaftet Matschek 32 Hektar Fläche mit Mais, Soja, Kleegras und Tritikale (Kreuzung aus Weizen und Roggen als Futtermittel). Der Landwirt, er ist auch Kammerrat in der Landwirtschaftskammer, seufzt: „Allein im Bezirk Völkermarkt drohen auf 10.000 Hektar Grünland und bis zu 4000 Hektar Weizenflächen große Schäden.“

Und das nach einem verzögerten Anbau wegen des langen schneereichen Winters und den folgenden intensiven Regenfällen. „Dadurch hat beispielsweise der Mais nicht so tief gewurzelt, weil er ja Feuchtigkeit durch den erhöhten Grundwasserspiegel bekam. Und jetzt kann die Pflanze mit den kurzen Wurzeln das Wasser nicht tief aus den Boden ziehen“, erklärt Matschek: „Das Wurzelsystem ist schon ausgetrocknet.“

Entschädigung

Hubert Gernig von der Hagelversicherung in Kärnten, die auch Dürreschäden bearbeitet: „Nach derzeitigen groben Schätzungen sind 50 bis 70 Prozent der Maisflächen durch die Dürre geschädigt.“ Sinkt der Ertrag pro Hektar unter 4500 Kilo, bekommen die Bauern zwischen 400 und 800 Euro ersetzt – je nach Höhe der eingezahlten Prämie.

Insgesamt werden in Kärnten auf 26.000 Hektar Mais, auf 3000 Hektar Soja, auf 200 Hektar Sonnenblumen und auf 240 Hektar Ölkürbis angebaut. Stark von der Hitze in Mitleidenschaft gezogen sind auch 97.000 Hektar Grünland, wovon 67.000 Hektar intensiv als Mähwiesen (mehr als zwei Nutzungen pro Jahr) genutzt werden. Gernig: „Fürs Grünland gibt es aber europaweit keine Versicherung.“

Bauer Franz Matschek will, dass die Politik hilft: „Wir verhandeln mit dem Land um eine Million Euro aus dem Katastrophenfonds.“ Ansonsten müssten die Bauern auf ihre Substanz zurückgreifen: „Dann geht es nur noch mit Vieh verkaufen, Grundstücken veräußern und Wälder schlägern.“

Kommentare