Warum Strache die Wien-Wahl zumindest im Internet gewinnt

Warum Strache die Wien-Wahl zumindest im Internet gewinnt
Für eine Studie analysierte das Institut für Management und Wirtschaftsforschung 40.000 Kommentare auf Facebook, Twitter und Websites klassischer Medien.

Online gelten andere Gesetze. Wer im Wahlkampf mit seinen Themen durchkommen will, muss vor allem eines: polarisieren.


Das geht aus der aktuellen Studie des Instituts für Management und Wirtschaftsforschung hervor. Mithilfe  von künstlicher Intelligenz wurden 40.000 Aussagen analysiert, die in öffentlichen Einträgen auf Facebook, Twitter  und den Kommentaren auf den Websites klassischer Medien zwischen 17. August und 1. Oktober veröffentlicht wurden. Die wichtigsten Ergebnisse: 

  • Wer akzeptiert ist, hat schlechte Chancen

45 Prozent der Wienerinnen und Wiener würden Michael Ludwig (SPÖ) direkt zum Bürgermeister wählen. Das geht aus der aktuellen KURIER-OGM-Umfrage hervor.  Trotz größter Beliebtheitswerte  kann der Bürgermeister aber online nur wenig reüssieren: Bei den online am häufigsten genannten Spitzenkandidaten landete Ludwig nur auf Platz 4 (mit 19 Prozent). Und das liegt laut Studienautor Axel Maireder daran, dass Ludwig nicht polarisiert: „Er ist als Bürgermeister akzeptiert.“ 

  • Polarisierung – das ist das, was anderen Spitzen-kandidaten zu Best-Werten im Netz verhilft

Die meisten Beiträge gibt es über Heinz-Christian Strache (32,9 Prozent): von der Wohnsitzdebatte  bis zum Untersuchungsausschuss. Danach  folgt Gernot Blümel (23,7 Prozent) auf Platz zwei. Die ÖVP ist mit (29 Prozent) zugleich auch die meistgenannte Partei (siehe Grafik).  Das habe auch damit zu tun,  dass  andere Parteien und Journalisten über Blümel geschrieben  haben:  über seine Wahlkampfauftritte, seine Plakate,  sein umstrittenes  Wahlkampf-Video oder seine Doppelrolle als Finanzminister und Spitzenkandidat. „Blümel ist online interessant, weil er  umstritten ist“, sagt Maireder. 

Warum Strache die Wien-Wahl zumindest im Internet gewinnt
  • Wohnen und Soziales sind Online-Randthemen

Bestimmendes Thema im Wahlkampf war laut der  Studie Gesundheit. Das hat  wohl auch  mit der Corona-Krise zu tun. Zugeschrieben wird das  Thema vor allem  der SPÖ (42  Prozent), der ÖVP (23 Prozent) und der FPÖ (14 Prozent).  Andere klassisch rote Themen – etwa Arbeit und Wohnen  – verlieren online an Bedeutung. Und das ist überraschend: "In so einer Krisenzeit würde man anderes erwarten", sagt Maireder.

  • ÖVP übernimmt das Thema Migration

Das Thema, das nach Gesundheit am häufigsten online kommentiert wurde, war die Migration. Zugeschrieben wird es – und das ist das  spannend –  aber vor allem der ÖVP (34 Prozent) und nicht mehr der FPÖ (26 Prozent).  Polarisierende Diskussionspunkte: Aufnahme von 100 Flüchtlingskindern aus Griechenland und Deutsch als Voraussetzung für den Gemeindebau. Ins Themen-Ranking hat es übrigens sogar der Gürtelpool geschafft: auf den letzten Platz.  

  • Ibiza spielt eine Rolle

Und zwar so sehr, dass das Thema online öfter thematisiert wurde als etwa die Wirtschaft, Sicherheit oder das Klima. 

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