Weltmuseum Wien: Wie ein hawaiianischer Kriegsgott Wiener wurde

Weltmuseum Wien: Wie ein hawaiianischer Kriegsgott Wiener wurde
Habsburger holten spektakuläre Objekte von Seefahrer James Cook nach Wien.

Eine Panflöte trägt die Nummer 1 im Inventar des Weltmuseums Wien. Mit ihrer Anschaffung begann Anfang des 19. Jahrhunderts auch die Geschichte des Hauses.

Denn die Flöte gehört zum Nachlass des britischen Seefahrers und Kartografen James Cook, der unter anderem im Jahr 1770 das Great Barrier Reef in Australien entdeckte. Bei seinen Reisen sammelte er ethnografische Objekte, wie eben besagte Panflöte.

Der Kauf sei den Habsburgern zu verdanken, sagt Kurator Reinhard Blumauer. 1806 geriet ein britisches Museum in finanzielle Nöte und versteigerte seine Cook-Objekte. Kaiser Franz I. schickte daraufhin den Paläontologen Leopold von Fichtl nach London, um der Auktion beizuwohnen.

Weltmuseum Wien: Wie ein hawaiianischer Kriegsgott Wiener wurde

Im Weltmuseum Wien ist unter anderem die Büste eines hawaiianischen Kriegsgottes aus der Sammlung von Cook zu sehen.

Im Gepäck hatte Fichtl 1.800 Gulden, freie Hand, was den Ankauf betraf – und wohl ein glückliches Händchen. Dank ihm befindet sich nun nämlich eine der größten Cook-Sammlungen der Welt in Wien. Zudem sind die von ihm ersteigerten Objekte, die einzigen die nach der Auktion nicht noch einmal veräußert wurden.

„Es ist eine der ältesten ethnografische Sammlung aus dem Pazifikraum“, sagt Blumauer. Jedes Stück sei ein Unikat und somit von unschätzbarem Wert.

Fichtls Käufe wurden per Schiff und mit Kutschen von London nach Wien gebracht, wo sie erst einmal einen Platz im Hof-Naturalien-Cabinet fanden, dem Vorgänger des Naturhistorischen Museums. Durch Cook konnte eine permanente ethnografische Ausstellung etabliert werden – damit war der Grundstein für das Weltmuseum gelegt.

Federn und Werkzeuge

Die Objekte des Seefahrers gelten bis heute als Publikumsmagnet. Highlight ist etwa eine Federbüste, die sowohl den Kriegsgott Ku als auch den Fruchtbarkeitsgott Lono aus Hawaii darstellt. Bei Ausbruch eines Krieges wurde der Ku-Götterkopf auf eine lange Stange gesteckt, um Feinde beim Kampf abzuschrecken.

„Sowohl das Alter als auch das gut erhaltene organische Material wie die Federn sind beachtlich“, sagt Blumauer.

Er selbst habe eine Schwäche für Werkzeuge, wie zum Beispiel einen „unglaublich filigranen“ Angelhaken oder eine Feile aus Holz, die mit rauer Fischhaut überzogen ist. „In Wahrheit“, sagt Blumauer, „kann man sich in jedem Stück dieser Sammlung verlieren“.

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