Wegen grüner Straßenbau-Evaluierung: Schlechte Aussichten für die Seestadt

Die Seestadt vom Hochhaus "Hoho" aus.
SPÖ-Stadträtin Ulli Sima sieht das neue Viertel bedroht, weil die grüne Umweltministerin Straßenprojekte auf Eis gelegt hat. Sima pocht auf Umsetzung.

Eigentlich sind die oberen Etagen des Holzhochhauses „Hoho“ in der Seestadt noch nicht zugänglich. Doch wenn man die Zukunft des 240 Hektar messenden Stadtentwicklungsgebiets in Gefahr sieht, macht man eine Ausnahme – und zwar für Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Diese hatte das 22. Stockwerk des „Hoho“ auserkoren, um am Freitag im wahrsten Sinne des Wortes zu veranschaulichen, was Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit der von ihr angekündigten Evaluierung von Straßenprojekten aus Simas Sicht aufs Spiel setzt.

Gewesslers Vorhaben, das quer durch die Parteien für Empörung sorgt, betrifft bekanntlich auch die Asfinag-Projekte Nordostumfahrung und die Spange Aspern. An diesen hängt wiederum die von der Stadt zu bauende Stadtstraße, die die Umfahrung mit der Tangente verbinden und die Wohngebiete vom Verkehr befreien soll.

Wegen grüner Straßenbau-Evaluierung: Schlechte Aussichten für die Seestadt

Und nicht nur das: Wie Sima bereits im KURIER erklärt hat, sind die Spange und die Stadtstraße laut Umweltverträglichkeitsprüfung die Voraussetzung dafür, dass der nördliche Teil der Seestadt erschlossen werden darf.

"Schlafstadt" drohe

„Ohne Stadtstraße keine Seestadt Nord“, bekräftigte Sima also am Freitag mit Blick auf die Baufelder. Nach Fertigstellung sollen in dem Viertel 25.000 Menschen wohnen und weitere 20.000 arbeiten.

Werde die Auto-Anbindung abgesagt, verkomme die Seestadt zur „Schlafstadt“: Damit sich Betriebe ansiedeln und Arbeitsplätze schaffen, brauche es Straßen.

Wegen grüner Straßenbau-Evaluierung: Schlechte Aussichten für die Seestadt

Um ihre Argumente zu untermauern, hatte Sima eine ganze Reihe von Männern im Anzug dabei. Zum Beispiel Wohnbauvertreter wie Thomas Drozda. Der Ex-SPÖ-Politiker ist jetzt Vorstand der ARWAG-Holding. Öffis zu benutzen sei jedenfalls sinnvoll, sagte er. Dies sei aber nicht immer möglich.

So berichtete Drozda von einem (legalen!) Teigtascherl-Produzenten, der in einem ARWAG-Bau in der Seestadt angesiedelt ist. Dieser könne seine Ware wohl kaum mit der U-Bahn ins Zentrum schaffen, gab er zu bedenken.

Nevrivy teilt aus

Konkrete Zahlen hatte Gerhard Schuster, Vorstandssprecher der Aspern Development AG, parat: Ohne Spange Aspern und Stadtstraße könnten 50 Prozent der Seestadt nicht bebaut werden, erklärte er.

Zur Verdeutlichung der Dimensionen wechselte man vom „Hoho“ in ein Nebengebäude: Dort befindet sich ein Modell der fertigen Seestadt.

Wegen grüner Straßenbau-Evaluierung: Schlechte Aussichten für die Seestadt

Das Miniatur-Viertel vor sich, übte sich der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) in seiner Lieblingsdisziplin: dem Schimpfen auf die Grünen.

„Weil die Grünen nicht mehr in der Stadtregierung sind, hinterfragen sie alles, was sie bisher mitgetragen haben und erfinden G’schichteln von einer Donaustadtautobahn“, sagte Nevrivy. „Das ist unerträglich.“

Grüne kontern

Die Reaktion der Grünen folgte, als Sima und die Herren im Anzug die Seestadt längst wieder verlassen hatten.

„Stadträtin Sima und die Wiener Stadtregierung entlarven sich erneut als Betonierer und Blockierer“, befand der nicht amtsführende Stadtrat Peter Kraus. Die Evaluierung der Asfinag-Projekte durch die Umweltministerin sei „richtig und vernünftig“.

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