Wasserleitung soll Obere Lobau vor Austrocknung bewahren
Wirklich spektakulär sieht die Baustelle bei der Panozzalacke in der Donaustadt nicht aus. Ein Gewässer, das dem Namen entsprechend wirklich nicht größer ist als eine bessere Lacke, daneben winterlich mickrige Bäume. Und davor liegen vereinzelt Betonröhren herum.
Die sind aber zumindest groß – sie haben nämlich einen Durchmesser von 1,80 Metern und bieten so locker Platz für Stadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (beide SPÖ), die beim Lokalaugenschein für ein Foto in einer der Röhren posieren.
„Ein Bauprojekt in dieser Größe ist normal in einem dreiviertel Jahr erledigt“, sagt Sima. Hier musste man aber schon vor „vier oder fünf Jahren“ mit der Planung beginnen. Bei der Baustelle werden nämlich nicht nur irgendwelche Röhren verlegt, es soll eine „Mega-Wasserleitung“ entstehen, die die Obere Lobau vor der Austrocknung bewahren soll.
Unter der Lupe
Das sei aber gar nicht so einfach. „Es ist mehr, als da schieß’ ma einfach Wasser eini“, so Nevrivy. Da die Wasserqualität nicht beeinträchtigt werden darf und die Natur geschützt werden muss, wurde das Projekt unter eine „besonders große Lupe“ genommen, auch Bundesbehörden seien involviert gewesen.
Die Ursache dafür, dass eine Wasserzufuhr benötigt wird, liegt übrigens schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bis dahin durchfloss die Donau den Wiener Raum in einem verzweigten Gewässersystem. Zwischen 1870 und 1875 wurde beim sogenannten Wiener Durchstich die Lobau von der Donau weitestgehend abgetrennt. Der Grund: Hochwasserschutz.
Damit veränderte sich die Dynamik der Auenlandschaft in der Lobau, die zuvor von einem Wechselspiel von Nieder- und Hochwasser geprägt war. Der Wasserspiegel reguliert sich seitdem über den Grundwasserspiegel – und musste in den vergangenen Jahren vermehrt über künstliche Zuströme unterstützt werden. Eine Entwicklung, die wegen des Klimawandels noch verschärft wurde.
Die ersten Maßnahmen begannen bereits im Jahr 2001 – Zuleitungen und Abtragungen. So wurde im Winter 2020/21 über eine Länge von 500 Metern abgelagertes Sediment und Totholz entfernt, damit das Wasser besser fließen kann.
Durch die neue Zuleitung – sie ist nur 85 Meter lang – sollen künftig 1.500 Liter pro Sekunde fließen können. Das Wasser aus der Neuen Donau wird die Panozzalacke speisen. Von dort aus „fließt das sogenannte Dotationswasser im freien Gefälle zu den Gewässern der Oberen Lobau“, erklärt Martin Jank von der WGM (Wiener Gewässermanagement). Sprich: Auch die anderen Gewässerarme werden mit mehr Wasser versorgt, das Grundwasser wird ansteigen.
Effekte ab Sommer
Eine erste Testphase soll schon im Sommer beginnen, die Baustelle soll laut Plan im November abgeschlossen sein. „Wir hoffen, dass wir bereits im Sommer positive Effekte bei Flora und Fauna sehen werden“, sagt Sima.
Für den Erhalt der oberen Lobau macht die Stadt einiges an Geld locker – mit Nevrivys Worten: „Immer wenn die Ulli zu uns in den Bezirk kommt, gibt es Geld für uns.“ Insgesamt werden 7,3 Millionen Euro investiert.
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