„In Wien wurde die schnellste Marathonzeit überhaupt gelaufen. Gäbe es eine Wertung für die schnellste Reinigung nach einem Marathon, wäre Wien genauso vorne“, erklärt Juryvorsitzender Grießler die Entscheidung.
Lobschreiben an die MA 48
Kurz nachdem beim Vienna City Marathon der letzte Läufer durchs Ziel gelaufen ist, seien die Straßen wieder sauber gewesen, sagt man dazu auch bei der MA 48. Man agiere hier nach dem Motto „den Letzten jagt die Kehrmaschine“. Von Touristen werde man immer wieder auf die Schnelligkeit angesprochen und erhalte gelegentlich sogar Lobschreiben.
Dass Wienbesucher vom Glanz der Stadt benebelt sind und sich darum hymnisch äußern, ist das eine. Dass auch die Wienerinnen und Wiener die Sauberkeit anerkennen, ist da schon ein anderes Kaliber. (Stichwort: Grant.)
Begeisterte Kinder warten am Fenster
Tatsächlich blicken sie aber auch wohlwollend auf die 48er, allen voran die Kinder.
Während des Lockdowns hätten diese schon am Fenster auf die Müllabfuhr mit ihren markanten orangen Autos gewartet, weil das eine willkommene Abwechslung von der damaligen Tristesse gewesen sei, wie Müllman Daniel Slunecko kürzlich im KURIER-Interview erzählte. „Ich erinnere mich noch an die Kinderzeichnungen, die auf den Behältern lagen. Als eine Art Dankeschön für unsere Arbeit.“
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Doch auch Erwachsene können sich für die 48er begeistern. Das zeigen Ergebnisse einer Eurostat-Umfrage aus dem Jahr 2018. Demnach sind 90 Prozent der Wienerinnen und Wiener mit der Sauberkeit zufrieden, EU-weit liegt die Zufriedenheit nur in Luxemburg mit 95 Prozent noch höher. In anderen Großstädten sieht es mit der Zufriedenheit weit schlechter aus: Paris erreicht einen Beliebtheitswert von nur 49 Prozent, Rom kann gar nur neun Prozent von seinen sauberen Straßen überzeugen. Angesichts dieser Traumwerte ließ sich damals die KURIER-Redaktion zum Titel „Sauber: Wiener sind mit etwas zufrieden“ hinreißen.
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Die 48er werden davon begeistert gewesen sein. Denn auch sie setzen bewusst auf Wiener Schmäh. Die Mistkübel werden etwa von unterschiedlichsten Sprüchen geziert – die Mischung reicht von „Ich bin für jeden Dreck zu haben“ bis zu „Yes, we clean“. Die Prüfer des Stadtrechnungshof konnten darüber vergangenes Jahr allerdings weniger lachen und kritisierten die hohen Ausgaben für die Werbemaßnahmen der MA 48.
Besuch aus Korea
International gelten die Wiener als Vorzeige-Stadt bei der Müllentsorgung, allein heuer kamen 50 Delegationen aus dem Ausland – etwa aus Korea, der Mongolei oder Panama – zur Müllverbrennungsanlage Pfaffenau und zur Deponie Rautenweg, um sich Anregungen zu holen.
„Die Wiener Bevölkerung ist zu Recht stolz auf ihre 48er“, sagt der zuständige Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). „Dass Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt zählt, liegt zu einem wesentlichen Teil an ihrer Arbeit!“
Bei den 48ern freut man sich über den Preis – und auch dort heftet man sich auf die Fahnen, mitverantwortlich zu sein, dass Wien schon mehrmals unter die lebenswertesten Großstädte weltweit gereiht wurde. „Das ist kein Zufall und keine Selbstverständlichkeit und nur möglich, weil alle gemeinsam darauf schauen“, so Abteilungsleiter Josef Thon. „Dahinter steckt viel Arbeit, Know-how, großes Engagement und eine motivierte Bevölkerung.“
Ist der eine oder andere aus der Bevölkerung nicht motiviert, hilft man nach.
Das „Sauberkeitsprinzip der 48er“ basiere auf einem Drei-Säulen-Modell: Information, Serviceangebot und Strafen. Für jene, die sich nicht an die Sauberkeitsspielregeln halten wollen, gibt es die WasteWatcher, die Personen „auf frischer Tat“ eine Sofort-Strafe von 50 Euro ausstellen können. Bei größeren Vergehen kann es auch Anzeigen und höhere Geldstrafen hageln.
Wer die zahlreichen Mistkübel benutzt, der wird hingegen mit den schon beschriebenen Sprüchen belohnt. „Mist für mich, Lob für dich“ war auch schon darauf zu lesen. Heute Abend gebührt dieses Lob aber den rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 48. Sie selbst würden „Mülle Grazie“ sagen.
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