„Es wäre dem großartigen historischen Entwurf von Otto Wagner nicht gerecht geworden, sich den Anforderungen der Universität unterzuordnen“, heißt es in der Aussendung der CEU.
Zum Beispiel setzt die Uni standardmäßig auf sogenannte Teared Classrooms, das sind Hörsäle mit verschiedenen Ebenen, die Sitzplätze sind im Halbkreis angeordnet. Das in historischen Pavillons umzusetzen, wäre fast unmöglich gewesen. Dazu kommt, dass die Architektur Otto Wagners – aufgrund der ursprünglichen Nutzung des Spitals als Nervenklinik – eher „aufs Einsperren“ ausgelegt war, wie eine Sprecherin der CEU zum KURIER sagt. Ein Universitätsbetrieb, der möglichst offen sein will, stoße da architektonisch an seine Grenzen.
Konkreter wollte man nicht werden.
Die im Standard kolportierten Kosten von 700 Millionen Euro für den Umbau „stimmen nicht“, sagt die Sprecherin. Wie viel der Umbau gekostet hätte, will man nicht sagen, aber es sei „viel weniger“. Der Betrag sei auch nicht der Hauptgrund für das Umstoßen der Pläne gewesen. Machbarkeitsstudien, deren Ergebnisse erst vor Kurzem vorgelegen seien, hätten keine andere Entscheidung zugelassen.
Zerknirscht und angespeist
Wenngleich man sich in der Stadt mit offizieller Kritik zurückhalten möchte (zu groß wäre der Verlust der CEU nach einer etwaigen echten Verstimmung), gab man sich am Montag zerknirscht bis etwas angespeist. Dass die CEU ein über Jahre hinweg geplantes Projekt quasi in letzter Sekunde platzen lässt, sei „unglaublich komisch“.
Denn die Kommunikation darüber, was die Universität in Steinhof erwartet (Denkmalschutz, keine U-Bahn), sei von Anfang an transparent gewesen. Die CEU habe das geflissentlich ignoriert und sich von „amerikanischen Vorstellungen“ bezüglich des Campus nicht abbringen lassen. Dort ein Glasbau, hier ein Türmchen. Das sei in den Otto-Wagner-Pavillons halt nicht möglich – und darauf habe man die CEU immer wieder hingewiesen.Bis zuletzt habe die Stadt mit einer Redimensionierung gerechnet.
Dass es nun tatsächlich zu einer Absage gekommen ist, hat aber auch mit den in das Projekt eingebundenen Personen zu tun.
Ausverhandelt wurde das Projekt auf CEU-Seite von Rektor Michael Ignatieff und seinem Stellvertreter Liviu Matei, der federführend bei der Umsetzung war. In der Zwischenzeit hat Matei die CEU aber in Richtung Londoner King’s College verlassen und Shalini Randeria, ehemalige Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen, ist neue Rektorin. Sie soll das Projekt überprüfen haben lassen.
Und auch im sogenannten Board of Trust, quasi dem Vorstandsgremium der CEU, gab es einen Wechsel an der Spitze. Durch den Wechsel im Personal habe sich bei der CEU die Einstellung zum Standort „radikal geändert“, erzählt man in Wien.
Für die CEU und für das Otto-Wagner-Areal bedeutet das nun: Zurück an den Start. Die CEU begibt sich wieder auf Standortsuche, ausschließlich in Wien, wie eine Sprecherin betont. „Wien ist und bleibt unsere Heimat in Österreich.“ Die Suche werde man in einem „Stakeholder-Dialog“ mit Stadt Wien und Bundesregierung fortsetzen.
„Konkrete Vorschläge können wir machen, sobald wir von der CEU genaue Spezifikationen erhalten“, sagt Gerhard Hirczi, Chef der Wirtschaftsagentur, die die Ansiedelung der CEU begleitet hat. Geeignete Standorte in Wien seien vorhanden.
Was mit den Otto-Wagner-Pavillons nun passiert, ist noch offen. Fix ist: Die Klinik Penzing wird weitgehend wie geplant bis Ende 2023 absiedeln (ein kleinerer Teil bis 2032). Fix ist auch: Wer die Pavillons nachnutzen will, muss sich an die Vorgaben des 2012 abgeschlossenen Mediationsverfahren halten: Das Ensemble muss erhalten und der Grund im Eigentum der Stadt bleiben. Einziehen dürfen nur Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Soziales, Medizin.
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