Neue Vintage-Mode in Wien: Motte Motte statt Miu Miu

Robert Altermoser und Susanna Herman eröffnen Motte Motte in der Galerie "Die Schönen" in Ottakring.
Am Samstag eröffnet im 16. Bezirk ein neuer, großer Secondhandladen. Getragene Kleidung wird hier pro Kilo verkauft und kann sogar gemietet werden.

Im Leben sollte man mindestens eine zweite Chance bekommen. Ganz nach diesem Prinzip gibt Robert Altermoser (30) mit seiner Kollegin Susanna Herman (25) Kleidung die Chance auf ein weiteres Leben – in seinen Vintage-Läden mit dem klingenden Namen „Motte Motte“.

„Die Motte erinnert an alte Kleidung“, sagt Herman. „Man merkt sich das, weil es ähnlich klingt wie die Marke ,Miu Miu‘ von Miuccia Prada.“ Italienische Designerstücke findet man bei „Motte Motte“ auch – mit Glück. Der Shop in der Schottenfeldgasse im 7. Bezirk besteht seit einem Jahr, nun eröffnet am Samstag ein 360 Quadratmeter großer zweiter „Motte Motte“-Laden in der Kuffnergasse im 16. Bezirk, direkt in der Kunstgalerie „Die Schöne“.

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Die Schöne im 16. Bezirk

Im 16. Bezirk befindet sich die Schöne. In den 90er Jahren befand sich hier ein Tapezierer, dann mietete die Ottakringer Brauerei das Areal.

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Vintage-Lieferung für Motte Motte

Jetzt befindet sich hier ein Kunstverkauf, Ateliers, Werkstätte und ab Samstag ein neuer Vintage-Laden.

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Robert Altermoser ist der Gründer von Motte Motte

Voller Tatendrang: Motte Motte verkauft Vintage-Mode pro Kilo und vermietet auch Vintage-Teile.

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Susanna Herman ist Teil des Gründerteams

Susanna Herman studiert Zeitgeschichte und Medien. Ihr Herz schlägt für Vintage-Mode.

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Monatlich neue Ware

Im Motte Motte Laden wird es jeden Monat neue "alte" Ware geben,

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Mode von gestern – heute gefragt

Mode von gestern ist heute gefragt, auch weil es nachhaltiger ist.

Mode auf der Waage

Kleidung kauft man hier nach Gewicht: „Es funktioniert wie beim Obstkaufen“, erklärt Altermoser das Konzept vom Vintage-Kilo-Verkauf: „Man kann einen Apfel kaufen oder ein Kilo Äpfel, aber man wiegt auf jeden Fall die Ware ab“, sagt er. Vintage-Kleidung pro Kilo zu kaufen ist europaweit im Trend. Man kennt das aus Berlin, London oder Athen. Bei „Motte Motte“ gibt es Premium-Second-Hand-Ware wie Ralph-Lauren-Pullover aus den 80er-Jahren, aber auch Modelle, die weniger Jahre auf dem Buckel haben.

Bei „Motte Motte“ ist man gegen Wegwerfmode, erzählt Altermoser, während ein Lkw von der Thaliastraße in die Kuffnergasse einbiegt. Neue alte Ware kommt!

 

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Katty im Motte Motte

Der gebürtige Kaisermühlner Altermoser gründete in Bulgarien die Tierschutzorganisation „Everydaystray“. Katty, eine gerettete Streunerin ist auch im Motte Motte zu finden.

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360 Quadratmeter

Bei „Motte Motte“ gibt es Premium-Second-Hand-Ware wie Ralph-Lauren-Pullover aus den 80er-Jahren, aber auch  Modelle, die weniger Jahre auf dem Buckel haben. 

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Kilopreis wird wöchentlich billiger

Die Ware im Laden wird von Woche zu Woche billiger: In der vierten Woche kostet ein Kilo nur noch 7,50 Euro. Sind die besten Teile weg sind, wäre ein Kilopreis von 35 Euro nicht mehr gerechtfertigt.

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Kunst in der Schönen

Auch österreichische Künstler bleiben rundherum ausgestellt.

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Kunst ab Hinterhof

Auf dem Areal befindet sich auch der Kunstvertrieb: Kunst ab Hinterhof

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Vintage-Räder zum Mieten

Neben der Vintage-Kleidung gibt es auch Vintage-Räder der Pfuscherei. Diese können vor Ort monatlich für 10 Euro gemietet werden.

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Wie viel Mode in einem Kilo enthalten ist?

„Etwa ein Seidenhemd, ein  Lacoste-Polo, ein  O’Neill-Kleid, eine Levis-Jeans“, wiegt Altermoser.

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Damit treffen er und Herman den Zeitgeist: Dass zu viel Kleidung gekauft wird, (die gar nicht getragen werden kann), ist bekannt. Die Textilerzeugung verbraucht Unmengen von Ressourcen, beutet Arbeitskräfte aus, verschmutzt Gewässer. Kleidung wird chemisch behandelt, gefärbt, ist oft aus Kunststoff. Es kann Jahrzehnte dauern, bis sie verrottet ist. Bilder aus der Atacama-Wüste in Chile, wo jährlich 59.000 Tonnen Kleider landen, sind zum Sinnbild dafür geworden.

Auch in Österreich landen laut einer Studie des Klimaschutzministeriums jährlich 221.800 Tonnen Textilien im Müll. Dieser Müll wird teilweise verbrannt, sorgt also wieder für Verschmutzung.

„Das ist Ware aus der ganzen Welt, die ist bereits sortiert“, sagt er. Aus Österreich sei es gar nicht so leicht, Ware zu bekommen, denn die meisten Altkleidersammler hätten Verträge mit ausländischen Firmen, meint er. Die Ware werde dann nach Osteuropa oder Italien weiterverkauft. Und meist werde nur der Verkaufserlös an die Unternehmen gespendet. „Ich möchte gerne lokale Secondhandware verkaufen, eine Kreislaufwirtschaft erzeugen“, sagt Altermoser.

50 Cent pro Kilo

Daher wird bei „Motte Motte“ nicht nur im Kilo verkauft, sondern auch gekauft. Auch hier bekommen die Verkäufer einen Kilopreis: 50 Cent. Wer bei „Motte Motte“ einkauft, zahlt 35 Euro pro Kilo.

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Für viele ist Secondhand also eine gute Alternative, ein bewusster Konsum. Eine Levis-Jeans halte eben lange. „Das zieht Kunden von 12 bis 70 Jahren an“, sagt Herman. Und so könne die Einkaufslust umweltbewusst befriedigt werden.

Chancen hat Robert Altermoser übrigens auch Straßenhunden gegeben. Der gebürtige Kaisermühlner gründete in Bulgarien die Tierschutzorganisation „Everydaystray" Katty, eine gerettete Streunerin, weicht ihm kaum von der Seite, während er und Susanna Herman die Lieferung auspacken. Taschen, Gürtel, Pullover, Shirts, Jacken, Jeans.

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Wie viel Mode in einem Kilo enthalten ist? „Etwa ein Seidenhemd, ein Lacoste-Polo, ein O’Neill-Kleid, eine Levis-Jeans“, zeigt Herman. Die Ware im Laden wird von Woche zu Woche billiger: In der vierten Woche kostet ein Kilo nur noch 7,50 Euro. Sind die besten Teile weg sind, wäre ein Kilopreis von 35 Euro nicht mehr gerechtfertigt. Einmal im Monat kommt frische Ware.

Übrigens: Man muss die Vintage-Kleidung bei „Motte Motte“ nicht unbedingt kaufen: Um 50 Euro kann man drei Teile pro Jahr mieten – so bekommen sie gleich mehrmals eine zweite Chance.

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