Vintage-Flair trotz Facelift: Umbauarbeiten im Wiener Pfeilheim abgeschlossen

Studenten brauchen keinen Pool am Dach. Zumindest war der ehemalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) bei seinem Amtsantritt 1970 dieser Meinung. Und das, obwohl der Dachterrassen-Pool des Studentenheims „Pfeilheim“ Haus 3A in der Josefstadt bereits geplant war, sagt Bernhard Tschrepitsch, Generalsekretär des gemeinnützigen Vereins „Akademikerhilfe“, der das Heim und 18 weitere in Wien betreibt.

Einen Dachterrassen-Pool wird es auch künftig nicht geben
Gebaut wurde das Schwimmbecken deshalb nie.
Akademikerhilfe
Der gemeinnützige Verein Akademikerhilfe betreibt in Wien insgesamt 19 Heime. Insgesamt beherbergt er in dieser Stadt 2.300 Studierende, rund 1.000 davon allein in der Pfeilgasse
Pfeilheim
Seit 1932 gibt es das Studentenheim in der Pfeilgasse 6 in der Josefstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Heim von den Nazis als Lazarett zweckentfremdet. Den Krieg überstand es aber unbeschadet. In den 1960ern baute der Verein die Häuser in der Pfeilgasse 1 und das berühmte auf 3A
Auch jetzt nicht, als der 450 Zimmer große Komplex von Grund auf renoviert wurde. Zwei Jahre lang haben Handwerker statt Studenten ihre Zeit in dem Haus verbracht, das für viele Generationen von Studierenden die „Mutter aller Studentenheime“ war. Seit Anfang Oktober dieses Jahres sind die Studenten aber zurückgekehrt. Offiziell eröffnet wurde der Umbau gestern, Dienstag. Mit Spanferkel, Bier und der traditionellen Pferdekutsche.
Ungewohnter Luxus
Und auch wenn der Pool am Dach nun endgültig Geschichte ist, einen gewissen Luxus hat man den Studierenden beim Umbau doch zugestanden. Mehrbettzimmer etwa gibt es von nun an im gesamten Haus nicht mehr. Einzelzimmer um die 20 Quadratmeter seien mittlerweile Standard. „Etwas anderes wird gar nicht mehr nachgefragt. Von zu Hause sind die Studierenden jetzt Einzelzimmer gewohnt“, sagt Tschrepitsch. Die Kosten für so ein Zimmer belaufen sich im Pfeilheim auf 400 Euro.
Bei der Gestaltung der Zimmer habe man aber auch die Studierenden selbst zurate gezogen, sagt Tschrepitsch. „Uns war wichtig, mehr Staufläche für unsere Sachen zu bedenken“, sagt Michael von der Heimvertretung. Dass es zwei Gemeinschaftsflächen pro Stock gibt, sei derzeit außerdem insofern wichtig, als dass man „Feiern und Lernen separieren kann“, ergänzt Moritz, ebenfalls Mitglied der Heimleitung. Der berühmte Partykeller wird derzeit nämlich noch renoviert. Neu im Repertoire des Pfeilheims sind seit der Renovierung aber auch Sitzungssäle, Fitnessräume und sogar eine Sauna.
Die Mensa dagegen gehört nun der Vergangenheit an. Früher seien hier 2.000 Essen am Tag ausgegeben worden. Weil die Zimmer nun aber alle eigene Küchen haben, sei die Mensa schon lange ungenutzt, sagt Tschrepitsch. Stattdessen ist hier ein Zubau mit weiteren 50 Zimmern entstanden.

Auf dem Gelände der ehemaligen Mensa steht nun der Zubau mit 50 zusätzlichen Zimmern. Hier die Ansicht von oben
Denn die seien dringend nötig: Vor allem an leistbaren Heimplätzen würde es in Wien mangeln. Teurere Plätze von privaten Betreibern – mit dementsprechend höheren Mieten – gebe es dagegen zuhauf. Dazu komme, dass Heimplätze, auch die im Pfeilheim, durch die Inflation und die steigenden Energiepreise, teurer geworden seien. Und weiter steigen könnten, sagt Tschrepitsch.
Vintage-Flair
Aber nicht alles im Pfeilheim hat sich verändert: Der Rote Salon etwa hat seinen namensgebenden roten Teppichboden behalten.
Die runde Beleuchtung ist vom Stil der 1960er-Jahre inspiriert und das Mobiliar ist teilweise erhalten geblieben. Einen gewissen Vintage-Flair ist das Haus trotz Facelifting also nicht losgeworden.
Und das nicht ganz ungewollt: „Wir wollen die Geschichte des Hauses bewahren“, sagt Tschrepitsch. Ein Museum soll deshalb künftig im Pfeilheim eingerichtet werden. Noch sei das aber erst in Planung, so Tschrepitsch.
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