Am Wiener Gürtel wird ein Dorf gebaut
Zugegeben, nicht jedes Fleckchen dieses Stadtteils besticht durch seine einzigartige Schönheit.
Während sich die Aspanggründe zwischen dem Rennweg und dem Landstraßer Gürtel im 3. Bezirk schon buchstäblich zusammengewachsen haben, ist es weiter Richtung St. Marx noch etwas kahl.
Zuletzt wurden dort die Wohnbauten des „Trienna“-Grätzels aufgestellt. Und je weiter man sich von dort dem Gürtel nähert, desto unwirtlicher wird es.
Das soll sich bald ändern. Genau dort, am freien Fleckchen zwischen den Aspanggründen und dem Gürtel, erfolgt demnächst der Baustart für das „Village im Dritten“: 11,5 Hektar Fläche, 250.000 Quadratmeter sogenannte Bruttogeschoßfläche, Wohnungen, Büros, Geschäfte, eine neue Schule. Und mittendrin ein Park.
Am Gürtel wird ein Dorf gebaut.
4.000 Bewohner
„Village im Dritten“ ist das größte Stadtentwicklungsgebiet innerhalb des Gürtels. Entwickelt wird es von der ARE, der Austrian Real Estate (einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft, kurz BIG), in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien, dem Wohnfonds Wien sowie im freifinanzierten Bereich (teilweise) mit UBM Development.
Der sogenannte städtebauliche Masterplan – also jener Plan, der festlegt, wie das neue Stadtquartier aussehen soll – stammt von der Superblock ZT GmbH.
Und ein derartiger Superblock soll auch das Dorf am Gürtel werden. Mehr sogar: Auf den 17 Baufeldern werden auf insgesamt 190.000 Quadratmetern 1.900 Wohnungen (mit Terrasse, Balkon oder Loggia) für 4.000 Menschen gebaut. 50 Prozent davon (gemessen an der Fläche) werden frei finanziert sein, 42 Prozent gefördert und 8 Prozent fallen in die Kategorie „preiswertes Wohnen“ – das sind günstigere Wohnungen von privaten Bauträgern.
Auf 60.000 Quadratmetern sollen Büros und Geschäfte errichtet werden – zum Gürtel hin sollen sie den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern Schutz vor dem Verkehrslärm bieten. Die BIG wird ein Gymnasium bauen, auch einen Kindergarten soll es geben.
In der Mitte von all dem: ein drei Hektar großer Park, das Herzstück des neuen Grätzels. Und sinngebend für den neuen Stadtteil.
Denn das Dorf am Gürtel soll möglichst naturnah werden.
Ein Garten und viel Grün
Deshalb sollen die Dächer aller Gebäude begrünt werden (und damit nicht zugänglich sein) und deshalb werden auf dem Areal in Zukunft auch keine Autos fahren. Stattdessen ist eine Tiefgarage mit 1.300 Stellplätzen geplant.
Fortbewegen wird man sich im Dorf – und das hebt es dann doch deutlich von einem „echten“ Dorf ab – nur mit dem Fahrrad, dem Roller oder zu Fuß können.
Geplant ist, möglichst viele Bäume auf dem Areal zu erhalten. Auch den bestehenden Nachbarschaftsgarten zu den Aspanggründen hin, für den die ARE 2018 rund 800 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stellte, soll es weiterhin geben. Während der Bauphase und darüber hinaus.
Die Nachbarn der Aspanggründe dürfte das freuen. Denn der aktuelle Garten ist ein Kompromiss: Er entstand nur, weil der ursprüngliche Garten, der 2014 angelegt worden war, den neuen Bauprojekten zum Opfer fiel.
Auch beim Bauen will man möglichst nachhaltig agieren. Die Altbestände an Gebäuden seien „ressourcenschonend“ rückgebaut worden, heißt es von der ARE. 50.000 Kilogramm Material daraus sollen so wiederverwendet werden.
Wie die Häuser im neuen Grätzel genau ausschauen werden, ist noch nicht klar. Soweit ist die Planung noch nicht fortgeschritten. Wenn alles wie gewünscht vonstatten geht, soll der Baubeginn 2022 erfolgen.
Fertig sein wird das neue Grätzel 2026. Und bis sich am Gürtel echtes Dorfleben etabliert hat, wird es vielleicht noch ein zwei Jahre längern dauern.
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