Versteckte Traumkulisse in Hernals: Neue Chefin für Kleinkunstbühne
Ein Theater und ein Beisl: Das sind die beiden Dinge, die Alexandra Oetzlinger schon immer haben wollte. Vor wenigen Wochen ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Seit Jänner ist Oetzlinger Chefin der Kulisse, einer Kleinkünstbühne samt Gasthaus in der Rosensteingasse 39. Das bringt für das etwas versteckte, alt eingesessene Haus so einige Neuerungen – in kulinarischer und künstlerischer Hinsicht.
So hat Oetzlinger, die in einem Wirtshaus in Oberösterreich aufgewachsen ist und auch eine Künstleragentur betreibt, einen neuen Koch engagiert. Er soll die Wiener Küche, die in der Kulisse serviert wird, ein bisschen „fancier“ machen, wie sie sagt.
Soll heißen: Serviert wird künftig auch Vegetarisches und Veganes. Für die Fleischgerichte sucht Oetzlinger neue Lieferanten, die noch am Hof schlachten und den Tieren ausreichend Auslauf ermöglichen.
Auf der Bühne der Kulisse werden künftig mehr Frauen zu sehen sein. Und Oetzlinger will Spezial-Formate wiederbeleben: Zum Beispiel Livemusik im Gasthaus nach der Vorstellung, Vernissagen und Open-Mic-Abende, bei denen sich junge Künstler ausprobieren können.
All das soll einmal im Monat stattfinden. Ab wann, das kann Oetzlinger noch nicht abschätzen. Wegen Corona sei alles noch etwas schaumgebremst, sagt sie. Aber: „Wir verlieren den Optimismus nicht.“
Stehkonzerte geplant
Sobald es wieder genug Nachfrage nach größeren Veranstaltungen gibt, will Oetzlinger auch Stehkonzerte anbieten. Das ist in der Kulisse etwas ganz Besonderes: Eigentlich ist der Saal, wie für Bühnenwirtshäuser üblich, mit Tischen bestückt. „Die räumen wir alle weg, dann haben mehr Gäste Platz“. Mit Blick auf Corona schätzt Oetzlinger, dass die Zeit nächstes Jahr dafür reif sein könnte.
Mit einer Eröffnungsparty will sie nicht so lange zuwarten: Diese soll bereits im Herbst 2022 steigen.
Pioniergeist
Eröffnet wurde die Kulisse vor rund 45 Jahren. Das läutete eine neue Kleinkunst-Epoche ein: Die Bühne wurde von einer Gruppe von Lehren und Sozialarbeitern gegründet – und zwar ohne Aussicht auf dauerhafte öffentliche Zuschüsse.
„Das war die erste Privatinitiative, die sich getraut hat, so ein Kleinkunstlokal zu machen“, sagt Doris Ringseis. Sie hat die Kulisse vor Oetzlinger fast 30 Jahre lang geführt und berät nun die neue Chefin. „Manchmal rufe ich sie viermal am Tag an“, sagt Oetzlinger.
Die Risikobereitschaft der Gründer hat sich jedenfalls bezahlt gemacht: Die Laufbahn vieler bekannter Künstler hat in der Kulisse begonnen. So manchen „alten Star“ hat Oetzlinger nun wieder für Auftritte gewonnen – angekündigt haben sich etwa Alfred Dorfer und Josef Hader.
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