Baumfällungen sind in Wien ein sensibles Thema, wie man spätestens seit der Causa Schubertlinde in Neubau weiß. Aktuell sorgt die Entfernung (oder besser gesagt: die „Verstümmelung“) von mehreren Bäumen in Hernals für Aufregung.
Nicht zuletzt, weil laut Anrainern ungewiss ist, ob dafür überhaupt eine Genehmigung vorliegt. Und auch, weil die Bäume auf einem besonders sensiblen Areal stehen: dem traditionsreichen Postsportplatz.
Dessen geplante Bebauung mit rund 1.000 Wohnungen und einem Hotel durch die Post AG lässt seit vielen Jahren die Wogen im Bezirk hochgehen. Die nötige Umwidmung liegt noch nicht vor. Umso empörter sind Anrainer, dass es den ersten Bäumen bereits jetzt an den Kragen geht.
24 Bäume
Die Umstände sind tatsächlich hinterfragenswert: Denn einige Bäume wurden bereits ihrer Krone entledigt, obwohl der Antrag auf Fällung offenbar noch nicht einmal genehmigt ist. Dieser wurde für die Entfernung von insgesamt 24 Bäumen auf dem Areal gestellt. Darunter Birken und Robinien, aber auch Spitzahorn- und Ahornbäume mit einen Stammumfang von bis zu 273 Zentimetern. Als Begründung wird im Antrag die Gefährdung von Bauten und Personen genannt.
Ob dieses Risiko tatsächlich besteht, lässt sich bei jenen Bäumen, von denen jetzt nur mehr der Stamm in der Landschaft steht, schwer feststellen. Genau das sei Kalkül der voreiligen Fällung, vermutet Vize-Bezirksvorsteherin Karin Prauhart (Grüne). Sie fühlt sich an die Vorgänge rund um die Hernalser Manner-Villa erinnert, wo ebenfalls mehrere Bäume ohne Genehmigung umgeschnitten worden seien. Aus Versehen, wie es hieß. Prauhart kritisiert, dass Bezirk und Behörden nicht streng genug gegen solche Verstöße vorgehen würden.
Ihr liege keine behördliche Genehmigung der Baumfällung vor, sagt Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ). Man werde sich die Causa nun vor Ort ansehen. Sollte es zu Verstößen gekommen sein, werde dies ein Strafverfahren zur Folge haben.
Post wehrt sich
Laut Post habe aber alles seine Richtigkeit: „Wir haben schon im Herbst Baumpflegemaßnahmen angekündigt, die bis ins Frühjahr hinein durchgeführt werden“, sagt ein Sprecher. Die Basis dafür seien von Experten durchgeführte Kontrollen.
„Aktuell finden Totholzentfernung, Zuschnitte, Kronenschnitte etc. statt, zudem werden abgestorbene oder kranke Bäume durch neue ersetzt“, so der Sprecher weiter. Gemeinsam mit dem Postsportverein komme man der Sicherungspflicht nach, damit es bei Stürmen zu keinen Unfällen komme: „Es handelt sich hierbei rein um Baumpflegearbeiten, die allesamt mit den Behörden abgestimmt werden.“
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