Verfassungsamt ermittelt nach Protesten rundum Lueger-Denkmal

Verfassungsamt ermittelt nach Protesten rundum Lueger-Denkmal
In der Nacht auf Dienstag soll es zu einem Zwischenfall mit einem Auto gekommen sein, das sich inmitten der Demonstranten befand.

Die Debatte rundum das umstrittene Karl-Lueger-Denkmal geht in die nächste Runde: Nachdem am Montagvormittag eine Gruppe von Künstlern rundum Eduard Freudmann eine "Schandwache" ausgerufen hatte, kam es bereits am Nachmittag zu Störaktionen von Rechten und Rechtsextremen - der KURIER berichtete.

In der Nacht auf Dienstag dürfte es dann zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Demonstranten gekommen sein. Nun ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT).

Verfassungsamt ermittelt nach Protesten rundum Lueger-Denkmal

Das Graffiti am Denkmal

Die linken Aktivisten wollten die von den Künstlern angebrachten Graffitis "beschützen", weil Mitglieder der rechtsextremen "Identitären" diese mit Hammer und Meisel entfernen wollten.

Mehrere Anzeigen

In den sozialen Medien sorgte vor allem ein Zwischenfall mit einem Auto, zu dem es in der Nacht gekommen sein soll, für Aufregung: Ein Rechtsextremer soll mit dem Fahrzeug auf linke Demonstranten losgefahren sein, heißt es dort.

Laut dem vorläufigen Ermittlungsstand der Polizei dürfte es sich anders zugetragen haben: Ein Mitglied der "Identitären" wollte den Ort des Geschehens mit dem Fahrzeug verlassen, woraufhin sich die Linken vor das Auto gestellt haben sollen. Es liege bisher nur eine Anzeige wegen Sachbeschädigung am Auto vor.

Die Polizei betont aber, dass die Berichte noch nicht fertig seien und es sich um vorläufige Ergebnisse handeln würde. Weiters gab es eine Anzeige wegen Nötigung und eine wegen Körperverletzung. Es habe laut Polizei einige Identitätsfeststellungen gegeben. Das LVT ermittle nun gegen Akteure beider Seiten - alle vier Hauptbeschuldigten sind dem Staatsschutz bekannt, teilt die Polizei mit.

Künstler wollen Umgestaltung

Die Künstler - darunter auch die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz und Akademie-Direktor Johan Hartle - hatten in Beton gegossene Graffitis an dem Denkmal angebracht. Sie forden eine Kontextualisierung und Umgestaltung des Denkmals für den ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1879-1910, Christlichsoziale Partei).

Denn Lueger war populär und populistisch und ein von Adolf Hitler hoch geschätzter Antisemit. Zudem wurde das Denkmal von Josef Müllner geschaffen, der den Nationalsozialismus unterstützt hatte und 1940 die Adolf-Hitler-Büste für die Aula der Akademie der bildenden Künste schuf.

Nach vielen Jahren der Debatte wurde 2012 etwa auch der Karl-Lueger-Ring in Universitätsring umbenannt. Die Stadt hatte schlussendlich eingewilligt, weil es ohnedies noch mehrere Orte in Wien gibt, an denen der sehschwache Lueger verehrt wird. Man denke etwa an die Karl-Lueger-Kirche und die Karl-Lueger-Eiche.

Am Dienstag übernahmen Unterstützer des Frauenvolksbegehrens die "Schandwache" am Denkmal.

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