Utopien für die Stadt von gestern

Alt Wien war auch einmal neu, ätzte Karl Kraus. Im Bild: Der Graben
Der Angst des Wieners vor dem Hochhaus: Wie Wien auch hätte werden können

„Wien darf nicht Chicago werden.“ Kriminalität zwischen endlosen Häuserfluchten, ein zeitloser Agitationsschlager. Die Warnung vor zu reger Bautätigkeit und anderem damit verbundenem Unbill gab es schon im 19. Jahrhundert. Damals fürchtete man, dass Wien dereinst dem „Chicago Europas“ ähneln würde, als das Schriftsteller Marc Twain die Stadt Berlin bezeichnet hatte. Indes, auch Wien wurde bekanntlich bereits im Biedermeier aus- und umgebaut – „Ich muß den Ästheten eine niederschmetternde Mitteilung machen: Alt-Wien war einmal neu“ spottete Karl Kraus später.

Die Angst des Wieners vor dem Hochhaus blieb: 1930 stellte man sich vor, der Stephansdom werde im Jahr 2000 von „Turmbauten“ überragt. Doch immerhin, die Fröhlichkeit werde der „donaudollarfrohen“ Stadt erhalten bleiben, weshalb die Wienerinnen „kniefrei“ tanzen würden, schrieb die Zeitschrift Bühne.

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