Umstrittene Traditionssbranche: Die Leiden der Wiener Fiaker

Der Michaelerplatz zählt zu den beliebtesten Standplätzen, in der Politik ist er umstritten.
Tierquälerei-Vorwürfe, Debatten um Gummihufe und Kämpfe um Standplätze bestimmen den Alltag der berühmten Pferdekutscher.

Eine Kutsche fährt beim Burgtheater vorbei, als eines der zwei eingespannten Pferde plötzlich zusammenbricht uns stirbt. Die Aorta ist gerissen. Das tote Tier wird abgedeckt und nach über einer Stunde vom Ring abtransportiert. Vier Tage später halten Tierschützer an dem Ort eine Mahnwache ab, um des verendeten Tiers zu gedenken – rote Grablichter inklusive. Szenen, wie sie auch im und nicht vor dem Theater hätten stattfinden können.

Der Tod des Pferdes steht zwar laut Amtsarzt nicht zwingend mit der Fiakertätigkeit in Verbindung, befeuert die Debatte um ein Verbot der Traditionsbranche aber erneut. Mögliche Anknüpfungspunkte für Diskussionen gibt es viele.

Die Tierquälerei als Gretchenfrage: Tierschützer fordern seit Jahren strengere Tierschutzgesetze für Kutschenpferde und fuhren in der Hinsicht schon einige Siege ein. Die Pferde haben etwa eine definierte Arbeitszeit von 11 bis 22 Uhr. Außerdem sind sie nur jeden zweiten Tag im Dienst – höchstens 18 Tage im Monat. Die Einhaltung der Tierschutz-Vorgaben wird von der Polizei und der Magistratsabteilung für Verkehrsangelegenheiten kontrolliert.

Für den Verein gegen Tierfabriken (VGT) sowie die Vier Pfoten geht das nicht weit genug. Sie fordern ein komplettes Verbot, unter anderem wegen Reizüberflutung in der für Pferde unüblichen Umgebung mitten in der Stadt.

Kein Umsatz durch fehlende Touristen: Fiaker sind vor allem eine Touristenattraktion. Darum waren die 21 Wiener Unternehmen vom coronabedingten Ausbleiben der Touristen besonders betroffen. Bei der Wirtschaftskammer Wien spricht man von Einbußen zwischen 70 und 90 Prozent, vereinzelt sogar von bis zu 100 Prozent.

Stadt Wien und Wirtschaftskammer unterstützten die Betriebe darum bei der Versorgung der Tiere mit Futtermittelpaketen. Es gab 250 Euro pro Pferd und Monat. Ob die Unterstützung in die Verlängerung geht, werde noch eruiert, heißt es von der Kammer.

Kommentare