Turmbau am Wiener Heumarkt verzögert sich weiter
Pläne für die umstrittene Neugestaltung des Wiener Heumarkts liegen seit mittlerweile fünf Jahren auf dem Tisch – die Realisierung rückt jedoch in immer weitere Ferne. Wie der KURIER erfuhr, verschiebt sich der Baustart des Hotelkomplexes inklusive Wohnturm und Sportstätte erneut um ein Jahr.
„Ein Baubeginn ist für 2021 geplant“, bestätigt Daniela Enzi, Geschäftsführerin des Projektbetreibers Wertinvest. Die Debatte rund um den bedrohten UNESCO-Weltkulturerbe-Status der Wiener Innenstadt sei aber nicht dafür verantwortlich, beteuert sie.
Heumarkt: Baustart verzögert sich
Rückblick
2016, als die ursprünglichen Neugestaltungspläne überarbeitet wurden, ging Wertinvest-Gründer Michael Tojner noch von einem Baubeginn im Jahr 2019 aus. Daran hielt er auch während der grün-internen Querelen wegen der Hochhauswidmung (die der Gemeinderat 2017 beschloss) fest.
Zu Jahresbeginn verkündete die Wertinvest schließlich, dass erst im März 2020 Bauarbeiter anrücken werden. Auch dieses Datum ist nun vom Tisch.
„Bei solch großen, komplexen Projekten stellt sich oft heraus, dass es doch etwas länger braucht“, erklärt Geschäftsführerin Enzi. „Für ein Projekt dieser Dimension sind wir ganz im Zeitrahmen. Im Juni 2017 haben wir mit der Vorentwurfsplanung begonnen, derzeit arbeiten wir an der Entwurfsplanung.“ Diese mit den vielen künftigen Nutzern des Areals abzustimmen, beanspruche eben Zeit.
Interimsquartier
Sobald der Wiener Eislaufverein (WEV) im März 2021 seine Saison beendet, fahren laut Enzi die Bagger und Kräne auf. Rund zweieinhalb Jahre werde das Gelände Baustelle sein. Der WEV wird damit einen Winter mehr an seinem in die Jahre gekommen Stammsitz verbringen.
Sein Ausweichquartier am Schwarzenbergplatz wird er erst für die Saison 2021/22 beziehen. Für den Traditionsverein drängt der Umbau langsam: In die Infrastruktur am Heumarkt war zuletzt kaum noch investiert worden, weil ohnehin der neue Platz fixiert ist.
„Wir freuen uns, wenn es endlich losgeht“, sagt WEV-Sprecher Peter Menasse. „Wir haben gut mit Wertinvest verhandelt und werden eine schöne neue Anlage bekommen. “
Sozialplan für Mitarbeiter
Das an den WEV angrenzende Hotel Intercontinental schließt laut Enzi mit 31. Dezember 2020 seine Pforten. Für die 250 Mitarbeiter werde ein Sozialplan geschnürt. „Wir sind dazu regelmäßig mit dem Betriebsrat und der Geschäftsführung in Kontakt. Die Mitarbeiter werden laufend informiert“, sagt Enzi.
„Die gut ausgebildeten Intercontinental-Mitarbeiter sind sehr gefragt auf dem Wiener Markt und die Intercontinental Hotels Group wird alles daran setzen, so viele Mitarbeiter wie möglich im Konzern zu beschäftigen.“
Wegen der neuen Einrichtungen am Gelände (u.a. Fitnessklub, Cafés, Spa, Shops, Konferenzzentrum) würden nach der Umgestaltung jedenfalls mehr Menschen „mit einer Langfristperspektive“ beschäftigt werden.
Welterbestatus offen
An der Höhe des Wohnturms – geplant sind 66 Meter – hält die Wertinvest jedenfalls fest. Enzi: „Wir haben eine rechtsgültige Widmung. Der Gemeinderat hat diese Widmung beschlossen und darauf fußen unsere Planungen.“
Wie sich dieser Umstand dauerhaft auf den Weltkulturerbe-Status auswirken wird, ist noch offen. Im November sollen sich Experten des Denkmalrats ICOMOS auf Einladung Österreichs eine Woche lang im Zuge einer Monitoring-Mission vor Ort ein Bild machen. Über eine etwaige Aberkennung des Prädikats entscheidet das zuständige UNESCO-Komitee im Juni 2019.
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