Totes Baby in Müllcontainer: Warten auf Obduktionsergebnis

Totes Baby in Müllcontainer: Warten auf Obduktionsergebnis
Die tatverdächtige Mutter wurde bereits mehrfach einvernommen. Pro Jahr gibt es in Österreich 8 bis 10 Fälle von Kindstötung.

In der Klinik Favoriten versucht man nach dem tragischen Fund der Leiche eines erst wenige Tage alten Babys zur Normalität zurückzukehren. Bis die Mitarbeiter, besonders jene auf der neonatologischen Station, das Erlebte aufarbeiten können, wird es aber noch dauern.

Auch die Einvernahme der tatverdächtigen Mutter dauert derzeit noch an. „Die Vernehmungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass am Samstag auf KURIER-Anfrage.

Gegen den Vater werde nach wie vor nicht ermittelt. Wie berichtet, schlug eine Pflegerin am Donnerstag gegen 11.30 Uhr Alarm, da das Kind aus dem Zimmer der Station verschwunden war. 

Suchaktion mit tragischem Ende

Eine groß angelegte Suchaktion war die Folge, die am Freitagvormittag ein tragisches Ende fand. Die 30-jährige Mutter selbst dürfte den Ermittlern schließlich den Fundort des Babys verraten haben: In eine Decke gewickelt fanden die Polizisten die Leiche des Mädchens in einem Mistkübel in der Nähe des Spitalsgeländes. Woran der Säugling gestorben ist, steht derzeit noch nicht fest.

Obduktionsergebnis steht noch aus

„Der Polizei liegt noch kein Obduktionsergebnis vor“, erklärte Gass. Auch der genaue Todeszeitpunkt müsse erst mittels Obduktion eruiert werden. Die Polizei verwies in diesem Zusammenhang auf Sonntag.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es sich bei dem getöteten Baby um keinen Einzelfall handelt. Fälle von Kindstötung in Österreich gibt es rund acht bis zehn Mal im Jahr. Das ergab eine Studie im International Journal of Forensic Mental Health.

Vierjähriger in Favoriten getötet

Erst vergangenen Sonntag fanden Beamten in einer Wohnung in Favoriten einen toten vierjährigen Buben. Die Obduktion ergab, dass er durch Stiche und Schnitte ums Leben gekommen war. Die Mutter hatte sich zuvor selbst verletzt. Hintergrund der Tat dürfte eine psychische Erkrankung der 29-Jährigen gewesen sein.

Ähnliche Fälle in Niederösterreich

Nur drei Monate zuvor wurden zwei Mädchen im Alter von fünf und acht Jahren in Muckendorf-Wipfing im Bezirk Tulln in Niederösterreich tot gefunden. Der Vater fand nicht nur die Leichen seiner Töchter, sondern auch die seiner Frau im Bett im Schlafzimmer der Familie. 

Die 29-Jährige galt auch in diesem Fall als Tatverdächtige. Nachdem die Mädchen keine äußerlichen Verletzungen aufwiesen, brachte das Obduktionsergebnis Gewissheit: Sie waren erstickt worden. Die Mutter nahm sich danach selbst das Leben.

Zuvor hatte sich die Firma, in der die Mutter der beiden Mädchen beschäftigt war, Alarm geschlagen, weil die 29-Jährige nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen war. Der Vater hielt schließlich im Haus Nachschau. 

Töchter im Pool ertränkt

Der Fall weckte auch schreckliche Erinnerungen an jene Tat, die sich im Juli 2023 ebenfalls im Bezirk Tulln abgespielt hatte. Damals ertränkte eine 37-Jährige ihren beiden Töchter. 

Die Tat wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet, das siebenjährige Mädchen und ihre sieben Monate alte Schwester befanden sich minutenlang unter Wasser. Danach raste ihre Mutter mit einem Auto gegen einen Baum. Auch sie wollte sich das Leben nehmen, der Versuch misslang aber.

Ein Gutachter sprach damals von einem „sehr seltenen Phänomen“. Eine Psychose bewirke, dass man den Bezug zur Realität verliere, erläuterte er bei der Hauptverhandlung. Die 37-Jährige leide seit rund 15 Jahren an „furchtbaren Zwangsgedanken“ und Ängsten. 2019 sei sie erstmals in psychiatrische Behandlung gekommen. Die Niederösterreicherin wurde vom Gericht schließlich auch in die Psychiatrie eingewiesen. Sie galt zum Tatzeitpunkt als nicht zurechnungsfähig.

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133)

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