Taxi-Tarife vor dem Preissprung

Taxi-Tarife vor dem Preissprung
Angesichts der Teuerung laufen Verhandlungen zwischen Stadt Wien und Sozialpartnern. Branchen-Insider wünschen sich, dass Taxifahrten um 20 Prozent teurer werden

Lebensmittel, Kleidung, Spielzeug: Alles ist teurer geworden. Die Taxifahrten in Wien bisher noch nicht. Das liegt daran, dass die Branche eine der wenigen ist, die nach fix verordneten Tarifen arbeitet. In Wien wird der Preis für die Taxifahren vom Landeshauptmann, also Michael Ludwig (SPÖ), verordnet – eine Anpassung gab es zuletzt im Jahr 2021. Davor wurde der Preis sieben Jahre lang nicht angehoben.

Jetzt soll, wie der KURIER erfahren hat, allerdings wieder eine Erhöhung im Raum stehen.

Seit einiger Zeit laufen intensive Verhandlungen zwischen Finanz-, Öffi- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der das Thema für die Stadt verantwortet, und den Sozialpartnern – also der Wiener Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer.

Was derzeit genau am Tisch liegt, darüber will (zumindest offen) keiner so recht sprechen. In der Branche munkelt man aber über eine Erhöhung des Tarifs um satte 20 Prozent. Im Rathaus will man diese Zahl nicht offiziell bestätigen, dementiert sie aber auch nicht.

Deutschland legt vor

Damit würde man sich ein Beispiel an vielen Städten in Deutschland nehmen, die bereits 2022 die Tarife angehoben haben – darunter Berlin (plus 20 Prozent) oder Köln (plus 21,3 Prozent).

Die Taxianbieter sind bei den Verhandlungen nicht direkt beteiligt, heißt es auf Anfrage. Man setze sich aber „für einen Tarif ein, der für Kunden leistbar bleibt und von dem unsere Lenker und Unternehmer auch leben können“, heißt es etwa bei Taxi 40100.

Alexander Mönch, Chef des Taxi-Dienstes Free Now in Österreich und Deutschland, dürfte einer 20-prozentigen Preiserhöhung nicht abgeneigt sein, denn „der Kostendruck der Unternehmer in Wien ist enorm“. Außerdem seien die Fahrgäste „wesentlich preisunsensibler, als man denkt.“ Und: In Deutschland sei der Markt auch nicht eingebrochen.

Warum bei dem Thema alle so vorsichtig kommunizieren, liegt daran, dass der Taxistreit in Wien in der Vergangenheit die Wogen hochgehen ließ. Das Hickhack zwischen den klassischen Taxivermittlern und dem Fahrtendienst Uber führte zu mehreren Taxidemos. Der Grund: Fahrtendienste waren damals gesetzlich nicht an Tarife gebunden, Taxler schon. Um eine Eskalation zu vermeiden, wurde ein Einheitsgewerbe eingeführt – flankiert von emotionalen Debatten der Entscheidungsträger und der Betroffenen, aber auch der Bevölkerung.

Um einen Konsens zu finden, hat der Wiener Tarif seit 2021 darum eine Besonderheit: Bei bestellten Fahrten (telefonisch oder per App) gibt es ein sogenanntes Preisband. Die Fahrtkosten dürfen bis zu 20 Prozent über oder unter diesem Tarif liegen. Zu Spitzenzeiten kann somit mehr verrechnet werden – und wenn das Geschäft mau läuft, darf man günstigere Preise anbieten.

Evaluierung geheim

Das Modell, versprach man, sollte nach einiger Zeit evaluiert werden. Die Studie ist, wie der KURIER erfahren hat, auch fertig. Bloß veröffentlicht wird sie noch nicht. Man wolle zuerst den neuen Tarif verhandeln und präsentieren, heißt es aus dem Rathaus.

So mancher in der Branche fordert nun eine Anpassung des Preisbands: Einige Vermittler haben wegen der niedrigen Nachfrage in und nach der Corona-Pandemie ihre Fahrten dauerhaft an der Preisuntergrenze angeboten. Viele Taxler fahren permanent 20 Prozent unter dem Tarif. „Das Modell rechnet sich aber nur, wenn billige Fahrten in nachfragestarken Zeiten ausgeglichen werden können“, so Mönch. Künftig, hört man, könnte die Unterschreitung des Tarifs auf zehn Prozent begrenzt sein.

Übrigens: Der geltende Taxi-Tarif ist kompliziert: Er beinhaltet einen Grundtarif von 3,40 Euro am Tag und 3,80 Euro in der Nacht. Dazu kommt ein Streckentarif für

ein bis fünf Kilometer von 0,80 Euro sowie 0,50 Euro ab fünf Kilometern. Der Zeittarif für Standzeiten beträgt 0,50 Euro Cent pro Minute.

Kommentare