Studenten restaurieren Mammutstoßzahn aus der City

Marlene Krischan (23), Studentin an der Universität für angewandte Kunst, arbeitet mit Fingerspitzengefühl an der Konservierung .
Der Stoßzahn aus der Eiszeit wird 2023 im Wien Museum ausgestellt

Mit der Restaurierung von Objekten kann man in die Geschichte eingehen. Man denke etwa an die missglückte Restaurierung einer Jesus-Freske im Jahr 2012 in Spanien: Das Marienbild wurde weltberühmt, weil es verunstaltet wurde.

„Ein bisschen Angst hat man schon immer, dass etwas schiefgeht“, erzählt auch Marlene Krischan. Die 23-jährige Studentin am Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst in Wien hat nun drei Wochen an einem echten Mammutzahn gearbeitet: „Es waren eher konservatorische Arbeiten“, beschreibt sie. So wurden etwa Fragmente wieder am Zahn befestigt und optisch angepasst.

Studenten restaurieren Mammutstoßzahn aus der City

Der Mammutzahn wird im neuen Wien Museum ausgestellt.

„Ich konnte es kaum glauben, dass früher in Wien tatsächlich Mammuts unterwegs waren“, erzählt die Studentin Maleen Schalk. Sie hat im Zuge ihrer Vordiplomarbeit das Konzept zur Konservierung des eiszeitlichen Fundes verfasst. Das Bruchstück des Mammutstoßzahns gehört nämlich dem Wien Museum. Gefunden wurde der Stoßzahn eines Wollhaarmammuts im Jahre 1903 beim Umbau der Hohen Brücke (Wipplingerstraße) in 14 Metern Tiefe.

Studenten restaurieren Mammutstoßzahn aus der City

 „Ich konnte es kaum glauben, dass früher in Wien  tatsächlich Mammuts  unterwegs waren“, sagt die Studentin.

Fund der Gründerzeit

Wollhaarmammuts waren während der späten Eiszeit die vorherrschende Mammutart in Europa. Ende des Pleistozäns vor rund 11.700 Jahren starb diese Tierart schließlich aus. „Viele Stoßzähne und Knochen wurden während der Gründerzeit in Wien gefunden, denn damals wurde viel gebaut“, erzählt Schalk. Während ihre Studienkolleginnen etwa ein Wachsmodell aus dem Wien Museum oder das Schmiedeeisen des jüdischen Friedhofs aus Baden restaurieren, bekam sie den Knochen als Aufgabe zugeteilt.

Sie fand heraus, dass der Zahn fast nur mit organischen Mitteln konserviert wurde. „Das heißt, dass die Konservierung sehr lange her sein muss – etwa hundert Jahre“, meint sie. Der Stoßzahn aus Elfenbein wurde demnach wohl in Naturharz getränkt und die einzelnen Bruchstücke mit einem Öl-Kreide-Kitt aneinandergefügt und geklebt. Außerdem fand Schalk heraus, dass der Zahn wohl gleich nach seinem Fund im Naturhistorischen Museum konserviert wurde.

 

„Auch die Maßnahmen der Konservierungen sind somit historisch. Deswegen haben auch wir die Spuren der Zeit nicht verwischen wollen“, meint Schalk. Ende 2023 soll der neu konservierte Stoßzahn von der Hohen Brücke in der Dauerausstellung „Vom Naturraum zum Stadtraum“ zu bewundern sein.

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