Die Wiedergeburt des Votivkirchenmuseums
Immer wieder gerät die Votivkirche in die Schlagzeilen. Man erinnert sich, etwa an die Asylwerber, die im Jahr 2012 die Kirche mehrere Wochen lang besetzten und protestierten.
Oder als im Oktober vergangenen Jahres die Kirche zu einem Ausweichquartier für Studenten wurde. Der Mindestabstand konnte dort nämlich besser eingehalten werden.
„Wir wollen Teil des Lebens und der Kultur sein, denn es gibt nichts Schlimmeres als leere Kirchen“, sagt dazu Pfarrer Joseph Farrugia. Derzeit ließe sich das, wegen der Pandemie natürlich nicht vermeiden.
Aber der Pfarrer, auch bekannt als Tourismus-Seelsorger und einer der Ersten, der erkannt hat, dass sich an den Außenwänden der Kirchen Werbung gewinnbringend vermarkten lässt, hat wieder eine Idee: Er möchte den Raum hinter dem Hochaltar als Museum neu gestalten lassen.
Nach dem Attentat
1853 missglückte ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. Das Messer glitt am goldenen Kragen ab
Kaiser von Mexiko
Sein Bruder, Erzherzog Ferdinand Maximilian, später Kaiser von Mexiko, ließ als Dank die Kirche errichten
Zweithöchste Kirche Wiens
Entworfen von Heinrich von Ferstel im Stil der Neugotik, 99 Meter hoch
Ende der Rumpelkammer
„Als ich vor 32 Jahren anfing, war das ehemalige Kaiseroratorium, das für das Kaiserpaar geplant worden war, eine Rumpelkammer“, erzählt er. Nach und nach ließ Farrugia es als Museum einrichten. Der Betrieb war aber aufgrund der aktuellen Renovierung eingestellt worden. Die Pause nützt er für eine Erneuerung.
Der Geistliche wandte sich an das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst. „Er meldete sich mit dem Projekt und ich bin darüber sehr glücklich, denn wir suchen immer Restaurierungsarbeiten für unsere Studenten“, meint die Institutsleiterin und Universitätsprofessorin Gabriela Krist.
Sie gilt als Spezialistin für Restaurierung und unterrichtet vier Fachklassen für die Restaurierung von Gemälden, Objekten – darunter auch polychrome (bunte) Holzskulpturen –, Textil und Stein. „Wir restaurieren regelmäßig für Museen, wie das MAK oder das Wien Museum“.
Der Eintritt ins neue Museum in der Votivkirche soll nach Fertigstellung 10 Euro kosten.„Man muss es ja erhalten“, meint Pfarrer Farrugia.
In dem 170 Quadratmeter großen Museumsraum, der einen Ausblick auf das Kircheninnere ermöglicht, sollen zehn Vitrinen aufgestellt und Bezug auf die Geschichte genommen werden: Mit liturgischen Kerzenleuchtern und Gewändern, Dokumenten vom Bau der Kirche oder einem hölzernen Kirchenmodell des Architekten Heinrich von Ferstel (u. a. Uni Wien, Palais Ferstel und Café Central, Votivkirche), das Bankreihen und Miniatur-Kirchenbesucher zeigt.
Gestohlenes und Neues
Im Archiv wurde auch Neues entdeckt: Vorlagen für Glasfenster, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Ein Blickfang ist die Glasmalerei-Vorlage des Kaiserpaars.
Hintergrund: Der Grundstein der Kirche wurde an ihrem zweiten Hochzeitstag gelegt, die Einweihung fand am silbernen Hochzeitstag (24. April 1879) statt.
"Darauf sind wir besonders stolz", sagt auch Johanna Runkel. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin recherchiert zur Bau- und Objektgeschichte für die Ausstellung. „Klimakontrolle, Belichtung und Sicherheit sind auch Teil unserer Aufgabe bei dem Museumskonzept“, erklärt sie.
Highlight der Schau ist der Antwerpener Altar, der vom Kaiser höchstpersönlich angeschafft wurde.
Nach mehrfachem Besitzwechsel erwarb Kaiser Franz Joseph ihn im Jahr 1858 für die Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Nachdem 1876 die Votivkirche fertiggestellt war, welche ihre Entstehung bekanntlich der Errettung Franz Josephs bei einem Attentat verdankt, erbat der Wiener Kardinal Othmar Rauscher den Altar für das neue Gotteshaus.
Für die Einrichtung des Museums bittet Pfarrer Joe Farrugia alle, die dieses Projekt unterstützten wollen, um Spenden an:
Votivkirche zum Göttlichen Heiland
Bank Austria: IBAN: AT67 1100 0032 2014 1000 (BIC: BKAUATWW)
Stichwort: Museum
Studentin Ines Schlömicher schreibt ihre Diplomarbeit über die Restaurierungsarbeit des Altars: „Ein wichtiges Beispiel für eine gut erhaltene und konservierte Originalpolychromie“. Spannend findet sie, dass 1956 vor der umfassenden Restaurierung des Bundesdenkmalamts in den 1960ern vier Figuren (Veronika mit dem Schweißtuch, Joseph von Arimathäa, Nikodemus und Maria Salome) gestohlen wurden.
Die wurden kurze Zeit später via Interpol zurückgebracht. 1970 wurden wieder drei dieser Figuren gestohlen (Veronika, Joseph v. A. und Maria Salome) – und die fehlen bis heute.
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