Stadttiere: Jetzt wohnen auch Tauben im Gemeindebau

Der Taubenschlag im Gemeindebau reicht für 200 Tauben und kann für bis zu 600 Tauben ausgeweitet werden.
Im Dachgeschoß des Südtiroler Hofes sind 40 Tauben eingezogen. Gelegte Eier werden gegen Attrappen eingetauscht. In Meidling hat ein ähnlicher Versuch nicht funktioniert.

Vor rund zwei Wochen sind Tauben in den Südtiroler Hof, einen Gemeindebau im 4. Bezirk, eingezogen. Sie haben ein extra für sie eingerichtetes Dachgeschoß bezogen: mit frischem Wasser, artgerechtem Futter, Nistplätzen und täglicher Betreuung. Sie können dort über zwei Dachluken ein- und ausfliegen.

Der Hintergrund: Man möchte die Population der Stadttauben in diesem Gebiet kontrollieren und kranke Tiere rechtzeitig versorgen. Der Hauptbahnhof sorgt angeblich für eine Taubenplage auch im Gemeindebau. Im Taubenschlag werden die Eier entsorgt und durch Gipseier getauscht. Kranke Tiere werden in Laxenburg behandelt und ausgesetzt, schlimmstenfalls auch eingeschläfert.

Stadttiere: Jetzt wohnen auch Tauben im Gemeindebau

Über zwei Dachluken

Über zwei Dachluken können die Tauben ein- und ausfliegen.

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40 Tauben

Derzeit sind 40 Tauben im Taubenschlag zu finden.

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Für bis zu 600 Tauben

Der Taubenschlag im Gemeindebau reicht für 200 Tauben und kann für bis zu 600 Tauben ausgeweitet werden.

Stadttiere: Jetzt wohnen auch Tauben im Gemeindebau

Im Südtiroler Hof

Von links nach rechts: Roman Andrlik von Wiener Wohnen, Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) und  Günther Annerl (Leiter des Wildtierservice) im Südtiroler Hof

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Nahrung für die Tauben

Im Taubenschlag bekommen die Tiere ausgewogene Ernährung.

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Die Dachluke am Wiedner Gürtel

Der Gemeindebau befindet sich am Wiedner Gürtel 38. Bislang gab es laut Wiener Wohnen keine Beschwerden.

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Eier werden getauscht

Da die Stadttauben das ganze Jahr über brüten, kann die Fortpflanzung durch den aktiven Eieraustausch auf ihren Nistplätzen kontrolliert werden

Image und Pilotprojekt

Es ist ein Pilotprojekt des Wildtierservices in Laxenburg, das hier mit Wiener Wohnen kooperiert. „Andere Standorte sind in Planung“, sagt Günther Annerl, Leiter des Wildtierservice. Wo, ist aber noch unklar. Dass es weitere „Taubenhotels“ in Gemeindebauten geben wird, sei jedenfalls nicht auszuschließen. Die Gemeindebaubewohner wurden über den Zuzug jedenfalls nicht gefragt, nur informiert.

Population
In Wien gibt es laut Zählung  des Wildtierservice  50.000 bis 60.000 Tauben, die meisten leben im innerstädtischen Gebiet

Gute Navigatoren
Die Vögel  verstehen Zeit und Raum ähnlich gut wie Affen und verfügen über ein gutes Navigationssystem. Setzt man sie am Stadtrand aus, finden sie stets zurück

20 Jahre
Tauben leben drei bis vier Jahre, ihre maximale Lebenserwartung liegt aber bei 20 langen Jahren 
 

Die Stadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Image der Taube zu wandeln – also weg von der „fliegenden Ratte“. Daran soll eben auch das Forschungsprojekt „Stadttauben“ vom Wildtierservice arbeiten. „Die Tiere sind intelligent und gehören zur Stadt“, sagt Annerl. Daten und Fakten werden dazu erhoben: An drei Tagen wurden jeweils zweimal die Tauben in der Stadt gezählt.

So entsteht eine Karte, die zeigt, wo sich besonders viele Tauben aufhalten: wie etwa am Handelskai, Volkstheater oder Volksgarten. Außerdem werden die Tauben in der Wildtierstation beringt. Sie bekommen einen Ring über den Fuß, der ihren Bezirk und das Alter anzeigt. Und man kümmert sich auch um gefundene oder verletzte Taubenküken, die abgegeben werden. Die Küken sehen übrigens aus wie kleine Raben mit gelben Federn.

Stadttiere: Jetzt wohnen auch Tauben im Gemeindebau

Aus 2014

Zeiten ändern sich: Heute möchte man nicht mehr so radikal kommunizieren. 

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Kampagne gegen Tauben

"Taubenfüttern ist falsch verstandener Tierschutz, Speisereste und menschliche Nahrung schaden den Tieren, sie werden dadurch krank und leiden", warnte die damalige Umwelt- und Tierschutzstadträtin Ulli Sima.

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Die Schilder

Ähnliche Schilder findet man auch heute noch im Gemeindebau. Man möchte aber nur noch den Fokus auf "Füttern verboten" lenken.

Zeitgemäßer Wandel

Aber woher kommt der Sinneswandel der Stadt? 2014 wurde noch mit der „fliegenden Ratte“ kampagnisiert. „Wer Tauben füttert, füttert Ratten“. Diesen Spruch kennt man nur zu gut. Dafür musste die Stadt Kritik ernten.

Das Umdenken startete bereits 2019 mit einem Forschungsprojekt. Auslöser war die Gründung des Wildtierservice Wien, das zur MA49 (Forst und Landwirtschaftsbetrieb) gehört – also noch bevor der jetzt zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sein Amt übernahm. Aber auch er sieht das Projekt als eine „sinnvolle Initiative, die zu einem zeitgemäßen Umgang mit Tauben in einer Großstadt beitragen soll“.

Der Ursprung der Taube ist zudem fast göttlich ist: die Taube war Symboltier der Liebesgöttinnen in Mesopotamien, Griechenland und im Römischen Reich.

Sie steht im Christentum für den Heiligen Geist und brachte Noah am Ende der Sintflut einen Olivenzweig. Die Stadttaube stammt von der Haustaube ab. Aber der Kot sorgt für viel Ärger, Schmutz und Kosten.

Übrigens wurde schon einmal ein Taubenschlag eingerichtet – und zwar im Dach des Amtshauses in Meidling. Nach zehn Jahren und 3.000 getauschten Eiern war das Fazit: die Tauben hatten sich vermehrt. „Rund 80 Tauben wohnten am Dach und draußen auf der Straße wurde ihr Platz von neuen ersetzt“, so eine Sprecherin der Tierschutz Ombudsstelle, die damals dafür zuständig war. Das Dilemma war und ist das massive Futterangebot, heißt es dort.

Für Annerl ist der Taubenschlag im Gemeindebau hingegen Teil des Ganzen: „Wir wollen eine gesunde Taubenpopulation, die wichtig für die Biodiversität ist“. Daher sei es auch wissenschaftlich begleitet. Die Taube sei etwa auch ein Nahrungsmittel für den Stadtfuchs, so Annerl.

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