Paris, London, Edinburgh: Lipizzaner gehen auf Tournee

Paris, London, Edinburgh: Lipizzaner gehen auf Tournee
Die Spanische Hofreitschule sucht nach neuen Einnahmequellen. Geplant ist viel, darunter das Besucherzentrum in Wien zu erneuern.

Vor dem Eingang zur Spanischen Hofreitschule am Michaelerplatz schieben sich trotz grauem Regenwetter Besuchergruppen durch die Flügeltür. Man ist gut besucht, noch haben die Besucherzahlen aber nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, wie Geschäftsführer Alfred Hudler beim gestrigen Pressetermin schilderte.

„Es gibt Monate, da rennen uns die Besucher die Türen ein und wir könnten Tickets doppelt verkaufen. Wir werden die Vorführungen aber nicht beliebig hochschrauben, auch wenn die Nachfrage da wäre“, hielt Hudler fest.

Rund 80 Shows absolvieren die Lipizzaner jährlich, mehr ist laut tierärztlicher Expertise nicht tiergerecht. Ausgelastet waren die Shows 2023 zu 94 Prozent.

Um auch für kommende Generationen relevant zu bleiben, hat man eine Zukunftsstrategie 2030 samt Tierwohlkonzept erarbeitet. Ein Monitoring stelle sicher, dass die Lipizzaner nicht überfordert werden.

„In der Innenstadt herrschen nicht die optimalsten Bedingungen, das braucht man nicht schönzureden“, erklärte Oberreiter Herbert Seibel.

Stallungen sollen kühler und grüner werden

Gestartet wurde daher ein Projekt, das sich mit dem Stallklima auseinandersetzt. Eine ausreichende Kühlung nimmt laut Hudler angesichts immer höherer Temperaturen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Nachgedacht wird auch über Begrünungsmaßnahmen in der Stallburg.

Das operative Geschäft sei durch die jährliche Basisabgeltung der Bundesregierung in Höhe von 2,5 Millionen Euro gedeckt. Um zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften, wird überlegt Führungen auszubauen, Räume für Events anzubieten oder Übernachtungsmöglichkeiten am Gestüt in Piber.

Finanzierung noch offen

Neu gestalten will Hudler das Besucherzentrum in der Hofburg: Die Kassen sollen reduziert werden, der Shop und Gastro-Bereich dafür größer und zeitgemäßer. Konzept und Umbaupläne liegen fertig auf dem Tisch, die Finanzierung ist hingegen offen. Nötig wären 2,5 Millionen Euro.

Paris, London, Edinburgh: Lipizzaner gehen auf Tournee

Hudler will außerdem eine Plattform für Förderer der Hofreitschule schaffen. Zugleich wird an einem neuen Tourneekonzept gearbeitet. Noch heuer stehen London und Edinburgh, 2025 Paris am Programm.

Nicht zuletzt aufgrund enormer Preissteigerungen will die Spanische Hofreitschule auch effizienter werden. Mit Heu kann man sich beispielsweise inzwischen selbst versorgen. Das sei nicht nur günstiger, sondern auch qualitativ besser.

Ach Junghengste beginnen Ausbildung

Aus den Ergebnisse einer Marktforschungsstudie will man zukünftige Marketingmaßnahmen ableiten. Woher die Besucher der Hofreitschule kommen, weiß man bereits. An erster Stelle liegen mit 20 Prozent Deutsche, gefolgt von heimischen Gästen mit 16 Prozent. Letztere will man verstärkt ansprechen, auch Aktionen für Schulklassen aus Wien könnte es geben.

Gründung: Eine erste Erwähnung findet sich 1565 zu einer "offene Reit- und Turnierbahn" am heutigen Josefsplatz. 1580 gründete Erzherzog Karl II. das Hofgestüt in Lipica im heutigen Slowenien. 1672 findest sich erstmals die Erwähnung des "Spännischen Reithstalls". Die Winterreitschule im Michaelertrakt der Hofburg wurde 1735 fertiggestellt.

Name: Die Bezeichnung Lipizzaner ist erst seit dem frühen 19. Jahrhundert gebräuchlich. Bis dahin wurden die Tiere "Spanische Karster" genannt.

Standorte: Von der Hofburg geht es für die Lipizzaner jeden Morgen zwischen sieben und neun Uhr in den Burggarten. Erholen können sich die Tiere abwechselnd für mehrere Monate am steirischen Gestüt Piba oder am Heldenberg im Weinviertel.

Die Spanischen Hofreitschule besitzt rund 400 Pferde, wobei rund ein Viertel der Tiere - allesamt Hengste - bei Vorführungen zum Einsatz kommen. Acht Junghengste haben im Jänner mit ihrer Ausbildung in der klassischen Reitkunst der Renaissance begonnen. 

Gesucht werden immer wieder auch Lehrlinge. Bereiterin oder Bereiter in der Spanischen Hofreitschule zu werden, ist zumindest kein völlig utopischer Berufswunsch. Voraussetzung sei  jedenfalls eine „große Affinität zu Pferden“.

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