Solidaritätswelle für Wiens kleinste Off-Musical-Bühne

Solidaritätswelle für Wiens kleinste Off-Musical-Bühne
Fans versuchen mit Spenden die in Meidling beheimatete „Theatercouch“ zu retten.

Es ist ein kleiner Raum, nur 49 mit rotem Samt überzogene Sitze stehen für Publikum bereit. Wie lange hier aber noch gespielt werden kann, das ist fraglich, denn „Die Theatercouch“ (12., Schönbrunner Straße 238), Österreichs kleinste Musicalbühne, steht kurz vor dem Aus.

„Ich bin derzeit leider fast schon zu emotional, um ein Video zu machen, deswegen habe ich mich für eine Nachricht entschieden“, schrieb Rory Six, Obmann des zugehörigen Vereins Anfang dieser Woche auf Facebook, um Fans um Spenden zu bitten.

In den vergangenen Monaten hätte er das Theater mit seinem Privatvermögen über Wasser gehalten, aber die Vorsicht bei den Kartenvorverkäufen und die Aussicht auf die schwierigen nächsten Wochen hätten ihn zu diesem Schritt bewogen. „Wie viel Zuspruch gekommen ist, ist sehr berührend“, sagt er im KURIER-Gespräch.

Original-Sisi

Auch erste Geldspenden seien bereits eingetrudelt. Für Six und seine Stellvertreterin Birgit Plank ist die Theatercouch wie ihr Baby. Stücke schreiben, hinter der Bar stehen, sich um Ton und Licht kümmern: All das wird selbst gemacht. Beide haben eigentlich andere Hauptberufe – er ist Musicaldarsteller und derzeit bei Cats zu sehen, sie hat eine Geschenkboutique. „Wenn wir nur die Bühne hätten, hätten wir die vergangenen Monate finanziell nicht überstanden“, so Six.

Obwohl es nur eine Nebentätigkeit ist, wird Professionalität in der Theatercouch großgeschrieben. Für die Produktionen konnten auch riesige Stars wie Pia Douwes, die Original-Sisi aus dem Musical Elisabeth, als Darsteller gewonnen werden.

Six schreibt alle Stücke selbst und setzt dort auch auf alles andere als leichte Kost. Ein Stück beschäftigte sich etwa mit Gehirntumoren und Sterbehilfe. Das Stück „Ein wenig Farbe“, das derzeit am Programm steht, wurde sogar für den Deutschen Musicalpreis nominiert. Das Transgender-Musical dreht sich um Selbstakzeptanz.

Es ist ein Ein-Personen-Stück, der Darsteller, Rob Pelzer, schlüpft dabei in 17 verschiedene Rollen. Das Stück wurde schon früher gespielt – damals fungierte eine Frau als Hauptdarstellerin, nämlich Douwes selbst.

Den Stars ganz nahe

In Amerika und England gebe es viele Off-Bühnen mit Stücken, die nicht Mainstream sind, sagt Six. „In Wien sind wir aber einzigartig.“ Eine weitere Besonderheit der Theatercouch, die es seit 2013 gibt, ist die Nähe zum Publikum. Nach der Vorstellung steht man gemeinsam mit den Darstellern im Vorraum und unterhält sich über das Stück. „So nahe kommt man seinen Stars sonst nie“, sagt Plank.

Gerade in der Musical-Szene hätten die Fans eine große Bindung zu den Stars, so erklärt sie sich auch die große Solidarität mit seiner kleinen Bühne. „Viele Besucher, die ganz am Anfang dabei waren, kommen immer noch.“

Infos zum Theater und den Spendenmöglichkeiten finden Sie online auf www.theatercouch.at

Kommentare