Sima zu Nevrivys "Häusel"-Sager: "Keine gute Strategie"
Die deftigen Äußerungen des Donaustädter SPÖ-Bezirksvorstehers Ernst Nevrivy sorgen weiter für Diskussionen. Wie berichtet, hatte er beim SPÖ-Landesparteitag am Samstag Gegner der umstrittenen Verkehrsprojekte Lobautunnel und Stadtstraße im Nordosten Wiens als „Häuseln“ bezeichnet.
Das sorgte vor allem in der SPÖ-Parteijugend, die am Parteitag als Gegner des Projekts aufgetreten ist, für Empörung. Vertreter fordern eine Entschuldigung von Nevrvy.
Doch auch hochrangige SPÖ-Funktionäre haben keine große Freude mit dem Sager des Bezirksvorstehers: „Den politischen Gegner zu beleidigen, ist nie eine gute Strategie“, sagt Verkehrsstadträtin Ulli Sima zum KURIER, fügt aber hinzu: „Nevrivys Äußerung ist nach fast zwölf Stunden Sitzung aus der Emotion heraus gefallen.“ Ob auch sie eine Entschuldigung des Bezirksvorstehers fordert, will sie nicht beantworten: „Ich werde ihm solche Dinge nicht über die Medien ausrichten.“
Sima und Nevrivy gelten an sich als enge Verbündete, wenn es um den Kampf für Stadtstraße und Lobautunnel geht. So sind sie zuletzt gemeinsam gegen Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) aufgetreten, die im Dezember den Bau des Tunnels abgesagt hat.
"Pointierter, erdiger Sager"
SPÖ-Parteichef Michael Ludwig verteidigte den Bezirksvorsteher hingegen: Nevrivy habe einen „sehr pointierten, erdigen Sager“ von sich gegeben, befand er am Rande einer Pressekonferenz. Er bedauere jedoch, dass die inhaltliche Stellungnahme des Vorstehers nicht im selben Ausmaß beachtet worden sei. „Ich würde mir wünschen, dass man da mehr über die Inhalte diskutiert“, sagte Ludwig.
Nevrivy verteidigt sich
Eine Entschuldigung Nevrivys blieb auch am Montag aus. Stattdessen verteidigte er in einem knappen schriftlichen Statement seine Äußerungen: „Meine Wortmeldung habe ich am Landesparteitag, also im Rahmen einer Parteiveranstaltung, gehalten. Es war ein Appell zur Geschlossenheit in der Abstimmung und die Verteidigung unseres Parteivorsitzenden gegen ungerechte Angriffe von außen. Entsprechend emotional war auch die Diskussion und Wortwahl.“
Verkehrsforscher empört
Indes zeigt sich auch die Forscher-Initiative „Scientists for Future Österreich“ erbost über die Wortmeldung des Bezirksvorstehers: „Die Haltung und Handlungen der SPÖ Wien gegenüber Verkehrsexpertinnen und -experten machen uns sprachlos“, heißt es nun in einer Mitteilung.
In dem Gremium sitzen unter anderem Verkehrsplaner der TU Wien, die sich wiederholt kritisch zu der Nordostumfahrung geäußert hatten.
Die Wissenschafter hatten im Vorfeld des Parteitags einen offenen Brief ausgearbeitet, in dem ein Überdenken der Projekte bzw. eine Mobilitätswende empfohlen wird. „Dieser Text war höflich, konstruktiv und differenziert formuliert und keinesfalls ein Angriff auf die SPÖ“, versichern die Scientists for Future. Nevrivy habe hingegen den Unterzeichnern und generell den Absolventen der Technischen Universität die Expertise abgesprochen.
Es sei nicht Aufgabe der Wissenschaft, der Politik zu sagen, was sie zu tun habe, aber es sei sehr wohl die Aufgabe der Politik, Wissenschaft ernst zu nehmen und zuzuhören, betonen die Forscher.
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