Scientology-Kritiker bloggt mit schwarzen Balken

Scientology-Kritiker bloggt mit schwarzen Balken
Die umstrittene Glaubensgemeinschaft klagte ihren eigenen Ex-Chef und größten Kritiker.

Gerade erst ist Filmstar Tom Cruise aus Wien abgereist – das bekennende Scientology-Mitglied ist eines der schillernden Aushängeschilder, mit der sich die Gemeinschaft gerne schmückt. Ein paar Etagen tiefer angesiedelt war am Donnerstag ein Zivilprozess am Landesgericht Wien. Scientology klagte seinen ehemaligen Österreich-Direktor Wilfried Handl auf Unterlassung und 31.000 Euro Entschädigung. Der veröffentlichte nämlich von Anonymous gehackte eMails von Scientology auf seinem Blog – mit deftigen Kommentaren. Der Prozess endetet mit einem unbedingten Vergleich.

„Die versuchen krampfhaft, aus mir den Anführer von Anonymous zu machen“, sagt Scientology-Aussteiger Handl. „Das ist ein Angriff auf allen Fronten. Man will einen Kritiker mundtot machen“, erklärt sein Anwalt Johannes Öhlböck. Scientology-Sprecherin Angelika Thonauer sieht das anders. „Wir haben zehn Jahre lang zugeschaut. Aber jetzt sind höchst persönliche Informationen veröffentlicht worden. Und die haben nicht alle einen Zusammenhang mit Scientology.“ Auch ihr Mail-Account wurde gehackt. Mit der Klage wolle man die Mitglieder schützen. „Das ist eine Herabwürdigung unserer Religion.“ Mit dem Begriff Religion hat Anwalt Öhlböck ein Problem. „Der SK Rapid ist eine größere Bekenntnisgemeinschaft.“

Ehrenwort

„Es ist unwahrscheinlich, dass wir hier auf einen grünen Zweig kommen“, sagt die Richterin. Doch immerhin: Nach eineinhalb Stunden einigen sich die Parteien. Handl schwärzt sämtliche Namen aus den veröffentlichten Anonymous-Daten und gibt sein Ehrenwort, persönliche Mails zu löschen. Im Gegenzug trägt Scientology die gesamten Prozesskosten. Wobei: Da hakt es dann doch kurz. „Wir spenden die Höhe Ihrer Prozesskosten an Amnesty International“, schlägt Klägeranwalt Nikolaus Vasak vor. „Gerne. Aber mein Anwalt heißt Öhlböck (soll heißen, der will auch sein Geld, Anm.)“, stellt Handl klar. Wobei Öhlböck einen Gegenvorschlag auftischt: „Spenden Sie es doch der Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren.“

Die Sache ist noch nicht erledigt. Ein strafrechtliches Verfahren gegen Handl wurde wieder aufgenommen.

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