Genau so sei das auch bei der S-Bahn: Einige Arbeiten können schlicht und einfach nicht während des laufenden Betriebs durchgeführt werden. "Das sind ganz besonders Bauarbeiten im Nahbereich der Gleise. Wir sehen es gerade hier, wir stehen auf einer Betondecke und nicht im Gleis. Die Erneuerung und der Austausch von Schienen und Weichen kann nicht erfolgen, wenn Züge fahren", sagt Kropatschek.
Was wird erneuert?
Das sind aber nicht die einzigen Arbeiten: Auf der Nordbahndonaubrücke, die beim Handelskai über die Donau führt, werden ein Inspektionssteg errichtet und die Oberleitung erneuert. "Unser Ziel sind moderne und zuverlässige Anlagen, die möglichst wenige Erhaltungsarbeiten benötigen", sagt Kropatschek.
Die neuen Anlagen müssen nämlich nicht nur seltener gewartet, viele davon können – unter anderem aufgrund der neuen Stege – auch bei laufendem Betrieb gewartet werden, wie es heißt.
Und auch beim Upgrade gelte: Was bei laufendem Betrieb gemacht werden kann, werde bei laufendem Betrieb gemacht. Mit der Bahnsteigverlängerung um 70 Meter bei der Station Handelskai etwa wurde schon im Herbst 2023 begonnen. Und die Bauarbeiten werden auch nach der Sperre weitergehen: Die Errichtung der zwei neuen Stationsaufgänge zum Beispiel.
Wenig Zeit für die tatsächliche Arbeit
Bis dahin müsse aber zuerst alles andere gelingen. "Für die Stahlbauarbeiten auf der Nordbahndonaubrücke haben wir während der Sperre noch nicht mal fünf Wochen Zeit für die tatsächlichen Arbeiten", sagt Yolanda Usart-Sanchez, Baumanagerin für die Stationen Handelskai und Traisengasse. "Der Rest der Zeit wird für Vor- und Nacharbeiten gebraucht."
Und diese fünf Wochen sind stressig. Alles muss gut geplant sein. "Wir wissen, welche Arbeitsschritte an welchem Tag und zu welcher Stunde anstehen." Schon Jahre im Voraus seien die einzelnen Schritte für die gesamte Baustelle geplant worden. Klar sei somit schon jetzt, wann die neuen Gleise ankommen werden: Am 8. August um 6 Uhr früh.
Anschließend müssen die neuen Gleise auch gleich verlegt werden. Wirklich lagern lassen sich die Materialien vor Ort nämlich nicht. Die Baustellen auf der S-Bahn-Stammstrecke befinden sich allesamt in dicht verbautem Gebiet. Auch bei der Logistik muss also alles stimmen. Einen Kran, der die Materialien auf die von Brücken getragene Strecke hebt, gibt es hier beim Handelskai nicht. Es fehlt schlichtweg der Platz.
Langweilig? Nie!
Dafür wird genutzt, was da ist: Die Gleise, die nicht erneuert werden, werden für den Transport von Material verwendet. Lkw können auf der S-Bahn-Strecke schließlich nicht verkehren. "Langweilig wird es nie, der Druck ist bei solch einer Sperre aber schon deutlich spürbar. Umso mehr Freude macht es, wenn alles so klappt, wie man sich das zuvor vorgestellt hat", sagt Programmleiter Kropatschek.
Damit es klappt, braucht es aber Personal. 200 Personen arbeiten gleichzeitig auf dem gesperrten S-Bahn-Abschnitt. Zu jeder Uhrzeit – mit Ausnahme der Mittagspause, versteht sich. In Schichtarbeit wird 24 Stunden lang gearbeitet.
Lärmintensive Arbeiten versuche man untertags zu erledigen. Hin und wieder müsse man aber auch auf die Nacht ausweichen, sagt Kropatschek. "Wenn man die Leute rechtzeitig informiert, dann stößt man meist auf Verständnis."
Verständnis, das noch einige Jahre in Anspruch genommen werden muss. Erst Ende 2027 wird das S-Bahn-Wien-Upgrade abgeschlossen sein.
Hier auf der Strecke zwischen Praterstern und Floridsdorf wird es noch zwei weitere Sommersperren – 2025 und 2026 – geben. "Neun Wochen reichen leider nicht für alle erforderlichen Arbeiten, auch weil wir nicht alles gleichzeitig machen können", sagt Kropatschek.
Hält der Zeitplan?
Vorher gehe es aber darum, die heurige Sperre über die Bühne zu bringen. Auf die Frage, ob der Zeitplan eingehalten werden kann, antwortet Kropatschek mit "uneingeschränkt ja. Jeden einzelnen Tag halten wir unseren Zeitplan ein."
Das muss aber auch so sein. Denn am 2. September nimmt die Stammstrecke – in jedem Fall – den Betrieb wieder auf. Bis dahin gibt es auch wieder Gleise.
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