Nach den eigenen Regeln
Im Schönbrunner Bad im 13. Bezirk erwartet man fast, „Betreten verboten“-Schilder vor dem penibel gepflegten Rasen zu entdecken. Weil Gäste zu Saisonbeginn nur die gepflasterten Pfade nutzten, habe man tatsächlich darauf hingewiesen, dass gerne über den Rasen abgekürzt werden darf, wie Chef Marco Ebenbichler berichtet.
Er hat die Leitung vor drei Jahren von seinem Vater übernommen. Als privatgeführtes Bad könne er ganz eigene Regeln aufstellen. Der Burkini sei aber kein Thema: „Ganz einfach, weil wir kein Thema daraus machen. Wir sind ein sehr tolerantes Bad und das ist es auch, was uns ausmacht.“
"Oben ohne" ist erlaubt
„Oben ohne“ sei erlaubt, komme aber immer seltener vor. Einen FKK-Bereich gibt es auf einer eigenen Terrasse in der Fitnesszone.
Auf die für Ebenbichler zwei wichtigsten Regeln weist gleich beim Betreten des Bads ein Schild hin: Zum einen sind Musikboxen beziehungsweise das laute Musikhören nicht gestattet. „Unsere Gäste kommen hier her, um sich zu erholen und zu entspannen, deswegen achten wir auch sehr darauf, dass jeder diese Regelung wahrnimmt.“
Zum anderen sind Glasflaschen verboten. „Glas und Bad passen nicht zusammen. Wenn jemandem die Flasche zerbricht, liegen Scherben im Rasen. Die bekommt man nie alle raus“, so der 48-Jährige. Taschenkontrollen gibt es keine. Wer aber mit – zumeist Alkohol – erwischt wird, muss die Getränke in Becher aus dem Restaurant umfüllen oder die Flasche in seiner Tasche lassen.
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Schnappschüsse
Strikt ist man beim Sprung vom Beckenrand: Um das 50-Meter-Becken ist es absolut verboten, damit Badegäste in Ruhe ihre Längen schwimmen können. Austoben darf man sich im Kinderbecken, erlaubt sind Wasserbälle, Luftmatratzen und das Springen.
Ein Auge haben die Bademeister auch auf das Fotografieren mit Handys. Der letzte Herr, den man deshalb angesprochen habe, hätte Ebenbichler aber bereitwillig seine Galerie gezeigt. Das Ergebnis: eine Fotoserie an Selfies.
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Im Blick der Bademeister
Was im Schönbrunner Bad kaum zu hören ist, gehört im Stadionbad im 2. Bezirk zur normalen Geräuschkulisse: die Trillerpfeife der Bademeister. Die Aufseher in Baywatch-roten Badehosen müssen in einem der größten Sport- und Freizeitbäder Wiens den Überblick behalten.
Sie haben 75 Meter lange Wasserrutschen, Becken mit Wildwasserkanal und Geysiren sowie ein Sportbecken im Blick. Das Wellenbad wird vor Beginn über Lautsprecher angekündigt. Schließen müssen währenddessen Sprungturm und Rutsche, um ausreichend Bademeister rund ums Wellenbecken zu postieren.
"Hopp, rein ins Wasser!"
Kurz bevor es losgeht, werden Zaghafte an der Poolleiter mit einem „Hopp, rein ins Wasser!“ ermutigt und ein letzter Wasserball einkassiert. Die müssen zumindest während des Wellengangs draußen bleiben. Erlaubt sind während des Wellenbads auch nur maximal 115 Personen. Sind es mehr, wird die Lage zu unübersichtlich und an einem Sonntag kann das Wellenbad dann schon mal ausfallen.
Unter der Woche ist das zum Glück kein Problem. Mit der ersten Welle steigt auch der Geräuschpegel. Entsprechend dem fröhlichen Kinderquietschen ertönt nun auch die Trillerpfeife kräftiger. Das Pfeifen gilt Schwimmern, die sich an der Rinne an den seitlichen Beckenrändern hochziehen.
Nach sieben Minuten ist der Spaß vorbei. Eine Zugabe gibt es trotz kollektiver Buhrufe nicht. Doch die Kinder kennen den Drill: Nach dem Wellenbad folgt der Sprint zum Sprungturm. Einer der Bademeister öffnet das Drei-Meter-Brett, die jungen Badegäste folgen ihm im Gänsemarsch die Treppen hoch.
Häufigste Beschwerden
Wie die MA 44 (Bäder) auf KURIER-Anfrage mitteilt, gab es im vergangenen Jahr insgesamt 336 Beschwerden. Hochgerechnet auf 3,1 Millionen Badegäste in 38 Bädern sei das ein Schnitt von 0,01 Prozent.
Die häufigsten Beschwerden (73) erhielt man zur Einhaltung der Badeordnung beziehungsweise über andere Badegäste (72). Einrichtung und technische Gebrechen wurden 63-mal beanstandet.
Kritik an den Eintrittspreisen gab es 55-mal, gefolgt vom Personal mit 43 Beschwerden. Die Öffnungszeiten wurden 23-mal kritisiert, dahinter rangieren 17 Beschwerden über Sauberkeit, Hygiene und Reinigung.
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