Regeln in den Wiener Freibädern: Wo der Badespaß aufhört

Im Stadionbad sind während des Wellenbads maximal 115 Personen erlaubt. Wasserbälle müssen währenddessen draußen bleiben.
Mit dem Sommer in vollem Gange und den Temperaturen auf dem Höhepunkt zieht es die Österreicherinnen und Österreicher in die Schwimmbäder. So auch Betül A. und ihre Familie. Doch für sie hielt der Badespaß nur kurz an.
Aufgrund ihres Burkinis wurde sie in Niederösterreich aus dem Wienerwaldbad Purkersdorf komplimentiert. Der Badeanzug sei laut dem Bäderchef verboten, eine Begründung wurde nicht genannt.
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Tatsächlich schließt die Badeordnung – auch in Wien – einen Burkini nicht aus. Da er aus demselben Stoff wie andere Badebekleidung besteht, ist er auch hygienetechnisch unbedenklich. Überhaupt ist die Bekleidung weiblicher Badegäste für Freibäder von geringer Bedeutung. Man hat mit der Einhaltung ganz anderer Regeln zu tun. Welche das sind, was wirklich gilt, wo es lockerer und wo es strikter zugeht, hat sich der KURIER in zwei Bädern angesehen.

Marco Ebenbichler macht im Schönbrunner Bad die Regeln. Streng ist er bei lauter Musik, Glasflaschen und Springern.
Nach den eigenen Regeln
Im Schönbrunner Bad im 13. Bezirk erwartet man fast, „Betreten verboten“-Schilder vor dem penibel gepflegten Rasen zu entdecken. Weil Gäste zu Saisonbeginn nur die gepflasterten Pfade nutzten, habe man tatsächlich darauf hingewiesen, dass gerne über den Rasen abgekürzt werden darf, wie Chef Marco Ebenbichler berichtet.
Er hat die Leitung vor drei Jahren von seinem Vater übernommen. Als privatgeführtes Bad könne er ganz eigene Regeln aufstellen. Der Burkini sei aber kein Thema: „Ganz einfach, weil wir kein Thema daraus machen. Wir sind ein sehr tolerantes Bad und das ist es auch, was uns ausmacht.“
"Oben ohne" ist erlaubt
„Oben ohne“ sei erlaubt, komme aber immer seltener vor. Einen FKK-Bereich gibt es auf einer eigenen Terrasse in der Fitnesszone.
Auf die für Ebenbichler zwei wichtigsten Regeln weist gleich beim Betreten des Bads ein Schild hin: Zum einen sind Musikboxen beziehungsweise das laute Musikhören nicht gestattet. „Unsere Gäste kommen hier her, um sich zu erholen und zu entspannen, deswegen achten wir auch sehr darauf, dass jeder diese Regelung wahrnimmt.“
Zum anderen sind Glasflaschen verboten. „Glas und Bad passen nicht zusammen. Wenn jemandem die Flasche zerbricht, liegen Scherben im Rasen. Die bekommt man nie alle raus“, so der 48-Jährige. Taschenkontrollen gibt es keine. Wer aber mit – zumeist Alkohol – erwischt wird, muss die Getränke in Becher aus dem Restaurant umfüllen oder die Flasche in seiner Tasche lassen.
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Musikboxen und Glasflaschen müssen im Schönbrunner Bad draußen bleiben, um Ruhe und Sauberkeit zu garantieren.
Schnappschüsse
Strikt ist man beim Sprung vom Beckenrand: Um das 50-Meter-Becken ist es absolut verboten, damit Badegäste in Ruhe ihre Längen schwimmen können. Austoben darf man sich im Kinderbecken, erlaubt sind Wasserbälle, Luftmatratzen und das Springen.
Ein Auge haben die Bademeister auch auf das Fotografieren mit Handys. Der letzte Herr, den man deshalb angesprochen habe, hätte Ebenbichler aber bereitwillig seine Galerie gezeigt. Das Ergebnis: eine Fotoserie an Selfies.
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Im Blick der Bademeister
Was im Schönbrunner Bad kaum zu hören ist, gehört im Stadionbad im 2. Bezirk zur normalen Geräuschkulisse: die Trillerpfeife der Bademeister. Die Aufseher in Baywatch-roten Badehosen müssen in einem der größten Sport- und Freizeitbäder Wiens den Überblick behalten.
Sie haben 75 Meter lange Wasserrutschen, Becken mit Wildwasserkanal und Geysiren sowie ein Sportbecken im Blick. Das Wellenbad wird vor Beginn über Lautsprecher angekündigt. Schließen müssen währenddessen Sprungturm und Rutsche, um ausreichend Bademeister rund ums Wellenbecken zu postieren.
"Hopp, rein ins Wasser!"
Kurz bevor es losgeht, werden Zaghafte an der Poolleiter mit einem „Hopp, rein ins Wasser!“ ermutigt und ein letzter Wasserball einkassiert. Die müssen zumindest während des Wellengangs draußen bleiben. Erlaubt sind während des Wellenbads auch nur maximal 115 Personen. Sind es mehr, wird die Lage zu unübersichtlich und an einem Sonntag kann das Wellenbad dann schon mal ausfallen.
Unter der Woche ist das zum Glück kein Problem. Mit der ersten Welle steigt auch der Geräuschpegel. Entsprechend dem fröhlichen Kinderquietschen ertönt nun auch die Trillerpfeife kräftiger. Das Pfeifen gilt Schwimmern, die sich an der Rinne an den seitlichen Beckenrändern hochziehen.
Nach sieben Minuten ist der Spaß vorbei. Eine Zugabe gibt es trotz kollektiver Buhrufe nicht. Doch die Kinder kennen den Drill: Nach dem Wellenbad folgt der Sprint zum Sprungturm. Einer der Bademeister öffnet das Drei-Meter-Brett, die jungen Badegäste folgen ihm im Gänsemarsch die Treppen hoch.
Essentielle Regeln, die es beim Besuch zu beachten gilt:
Zuerst duschen: Bevor man ins Becken geht, muss geduscht werden. Außerdem sind die Gäste dazu aufgefordert, saubere und sichere Badebekleidung zu tragen
Nacktbereich: Komplett nackt darf man nur im hierfür vorgesehenen Sonnenbadbereich sein. Das Mindestalter liegt bei
15 Jahren
Fotoverbot: Personen und Gruppen dürfen ohne deren Einwilligung weder fotografiert noch gefilmt werden
Rauchen: Das Rauchen und Verdampfen von Tabak und Flüssigkeiten ist nur im Freibereich gestattet. Ausgenommen sind
Kleinkinder- und Beckenbereich
Kein Glas: Das Mitführen von Glasflaschen beziehungsweise zerbrechlichen Gegenständen ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt
Springen: Das Springen vom Beckenrand sowie das Laufen auf den Beckenumgängen ist laut Badeordnung nicht gestattet
Häufigste Beschwerden
Wie die MA 44 (Bäder) auf KURIER-Anfrage mitteilt, gab es im vergangenen Jahr insgesamt 336 Beschwerden. Hochgerechnet auf 3,1 Millionen Badegäste in 38 Bädern sei das ein Schnitt von 0,01 Prozent.
Die häufigsten Beschwerden (73) erhielt man zur Einhaltung der Badeordnung beziehungsweise über andere Badegäste (72). Einrichtung und technische Gebrechen wurden 63-mal beanstandet.
Kritik an den Eintrittspreisen gab es 55-mal, gefolgt vom Personal mit 43 Beschwerden. Die Öffnungszeiten wurden 23-mal kritisiert, dahinter rangieren 17 Beschwerden über Sauberkeit, Hygiene und Reinigung.
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