Prozess: Pannenreicher Casino-Überfall in Wien-Favoriten
Eigentlich sollten die drei jungen Männer, die am Donnerstag als Angeklagte im Landesgericht für Strafsachen in Wien Platz nehmen, längst keine Geldsorgen mehr haben. Denn: Mithilfe eines "Roulette-Systems" hätte sich das Geld von allein verdient. Ganz legal. So zumindest die Annahme.
Allerdings: Für diesen Geldsegen fehlte das Startkapital. Arbeitslosigkeit und Drogensucht standen der Investition im Weg.
Pannen beim Überfall
Und so entstand ein Plan, um an Geld zu kommen: Das Casino Montelaa in Wien-Favoriten sollte überfallen werden. Mit Sturmmasken und einer Gaspistole bzw. einer Softgun schritten die Angeklagten zur Tat. Doch dann gab es nur noch Pannen.
Der Kopf der Räuber ist bereits verurteilt worden. Nun müssen sich seine drei Komplizen verantworten. Darunter ein Kampfsportler mit tschetschenischen Wurzeln, ein arbeitsloser Bosnier und ein ahnungsloser Burgenländer.
Schon länger hatte man das Casino ausgekundschaftet. Man wollte zur Sperrstunde die verbliebenen Mitarbeiter überraschen und den Tresor plündern. Bis zu 400.000 Euro versprachen sich die jungen Männer.
"Das war spontan", versucht der Kampfsportler zu erklären. "Sie waren drei Mal am Tatort um ihn auszukundschaften. Sie haben sich das reiflich überlegt", hält die Richterin dagegen. "An dem Tag haben wir uns da mit reinziehen lassen", meint der 26-jährige Kampfsportler. "Es tut mir leid", sagt der Angeklagte. "Ich will mich wieder meinem Sport widmen und Siege für Österreich erringen."
"Komm, ich brauch dich"
Der Burgenländer zumindest kam tatsächlich spontan zu der Aktion. Der Bosnier hatte ihn kurz davor angerufen, während er mit Freunden unterwegs war. "Komm, ich brauch dich". Im Auto erfuhr der Burgenländer dann, wozu er gebraucht wurde. "Das hat sich in dem Moment gut angehört. Ich habe Schulden", sagt er. "Wie viel hätten Sie denn bekommen?", fragt die Richterin. "Darüber haben wir nicht gesprochen."
Geht es nach den Ausführungen sämtlicher Angeklagter, waren sie nur dazu da, um bedrohlich dreinzuschauen und zu wirken - den Rest wollte der schon Verurteilte erledigen.
In Zweier-Teams schlichen sie sich über unterschiedliche Stiegenaufgänge zum Casino. "Ich hab grad meinen Kontrollrundgang gemacht", schildert der Floor Manager des Casinos. "Plötzlich sind da zwei Leute und bedrohen mich mit einer Waffe." Doch ein Security tauchte auf, gab einen Schuss in die Luft ab. "Da sind die total erschrocken und davongelaufen. Einer ist die Stufen runtergefallen und hat seine Waffe verloren."
Personal war unbeeindruckt
Der Floor Manager schildert, dass er erst an einen Einsatz einer Spezialeinheit der Polizei dachte. "Das war wie im Film." Ob er sich gefürchtet hat? "Ich bin schon ein bisserl älter und nicht mehr so schreckhaft", erklärt er. "Das hat mich nicht so beeindruckt."
Die Männer eilten in unterschiedliche Richtungen davon. Die Masken und Waffen wurden später von der Polizei gefunden. Die DNA führte direkt zu ihnen.
Prozess zur Befragung eines weiteren Zeugen auf den 7. Mai vertagt.
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