Wie viel Fläche wurde durch die Parkpickerl-Erweiterung wirklich frei?

Wie viel Fläche wurde durch die Parkpickerl-Erweiterung wirklich frei?
Seit 1. März gilt das neue Parkpickerl. Die Stadt erhoffte sich dadurch vor allem eine Verbesserung der Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener. Aber hat es den gewünschten Effekt?

Wer in einem der neuen Parkpickerl-Bezirke wohnt oder kürzlich einen solchen besucht hat, dem ist es nicht entgangen: Die Parkspuren sind dort vielerorts ziemlich leer. Wie leer, dazu gibt es zwar noch keine exakten Zahlen. Aber erste spannende Schätzungen.

In den Zentren der betroffenen Bezirke seien die Parkplätze vor der Pickerl-Einführung am 1. März voll – also zu 90 bis 100 Prozent – ausgelastet gewesen, sagt Markus Raab, Leiter der zuständigen MA 46 im KURIER-Gespräch mit. 

Jetzt merke man bereits eine deutliche Reduktion.

Nur noch 70 Prozent der Parkflächen seien ausgelastet. Das heißt im Umkehrschluss: 30 Prozent bzw. knapp ein Drittel der Stellplätze ist frei.

Geht man – großzügig rechnend – davon aus, dass diese Größenordnung auf die gesamte Bezirksfläche zutrifft, dann ergibt das eine enorme frei gewordene Fläche.

Von insgesamt 229.000 kostenpflichtig gewordenen Parkplätzen würden demzufolge rund 70.000 leer stehen. Bei einer durchschnittlichen Parkplatzgröße von 10 Quadratmetern sind das 700.000 freie Quadratmeter, also ganze 70 freie Hektar.

Grüne fordern Tempo

Diese Kalkulation haben am Mittwoch auch die Wiener Grünen angestellt, um von der Stadtregierung neue Nutzungskonzepte für die freien Flächen einzufordern: „Wir wollen ja nicht den Asphalt bestaunen, sondern die Flächen sinnvoll nutzen“, sagte Gemeinderätin Heidi Sequenz.

Und ihr Kollege Killian Stark warnte: Je länger man warte, desto mehr Inhaber von Garagenplätzen würden auf die vielen verfügbaren und deutlich billigeren Stellplätze auf der Straße wechseln.

Wie viel Fläche wurde durch die Parkpickerl-Erweiterung wirklich frei?

So sieht ein etwaiger Radweg auf der Brünner Straße nach grünen Vorstellungen aus. 

Deshalb müsse man die Flächen rasch begrünen oder umbauen: in Radwege (etwa in der Brünner Straße), breitere Gehsteige (etwa beim Hans-Hass-Park) oder Begegnungszonen (etwa am Maurer Hauptplatz).

Spezialfall Bezirksrand

Die Rechnung ist allerdings etwas komplexer. In den Gebieten am Bezirks- und damit am Stadtrand hat sich laut MA-46-Chef Raab nämlich nur wenig verändert.

Vor der Parkpickerl-Ära habe die Auslastung dort 60 bis 70 Prozent betragen, so Raab. Er schätzt, dass dieser Wert gleich geblieben ist.

„Das Parkpickerl dort einzuführen war trotzdem wichtig“, sagt er. „Sonst wären diese Gegenden verparkt worden.“

Erhebungen geplant

Genaue Daten wird nun ein Ziviltechniker liefern, den die Stadt demnächst beauftragen will. Mit einer Zählung soll erhoben werden, wie viele Parkplätze frei bzw. belegt sind, ob die abgestellten Autos aus Wien oder von anderswo stammen und ob es sich um Kurzparker oder um Parkpickerl-Besitzer handelt.

Der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) geht übrigens davon aus, dass man dabei alleine im 22. Bezirk auf rund 10.000 freie Stellplätze kommen wird. „Wir werden der Öffentlichkeit diese Flächen sinnvoll zurückgeben“, verspricht er.

Kommentare