"Eat the Rich": Demo-Zug vor Oper blieb friedlich
Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause kann der Opernball wieder stattfinden - und so auch die Demos, die ihn schon früher verlässlich begleitet haben. Am Donnerstag rief die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) zu einem Protestzug auf, der um 19 Uhr am Keplerplatz in Wien-Favoriten startete.
Das Motto der Demo: "Eat The Rich" - man will gegen soziale Ungerechtigkeiten demonstrieren. Im Vorfeld ging die Polizei von rund 200 Teilnehmern aus.
Der KURIER-Reporterin Stephanie Angerer und KURIER-Fotograf Jürg Christandl begleiten den Protestzug.
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Ab 19 Uhr haben sich die Teilnehmer am Keplerplatz getroffen, gegen 19.15 Uhr waren rund 80 Demonstranten anwesend. Die Stimmung war zu Beginn ruhig und entspannt. Es wurde Bier getrunken, auch Transparente waren zu sehen: "Löhne rauf, Mieten runter" oder "Krisengewinne enteignen" war darauf zu lesen. Fünf Polizeibusse waren vor Ort. "Die Lage ist momentan noch ruhig. Wir begleiten die Demonstration bis zur Oper", sagte eine Polizistin zu Beginn der Veranstaltung zum KURIER.
"Der Opernball wird als Kulturveranstaltung beworben, ist aber nur ein Event zum Networken. Kultur sollte eigentlich für alle zugänglich sein. Wenn eine Loge 15.000 Euro kostet, wird das für die normale Bevölkerung nie zugänglich sein", sagte Johannes Lutz, ein 21-jähriger Aktivist der KJÖ zum KURIER.
Um 19.30 Uhr gab es erste Reden, vereinzelt gab es Zwischenrufe mit "Nehammer in den Knast". Kurz darauf setzte sich der Demo-Zug in Bewegung, zu Beginn hörte man vor allem "Anti, Antikapitalista"-Rufe. Ebenso zu hören: "Was macht der Regierung Dampf? Klassenkampf" oder "Brecht die Macht der Banken und Konzerne".
Zirka zehn Polizisten marschierten vor den Demonstranten. Kurz vor 20 Uhr waren rund 200 Teilnehmer bei der Demonstration.
Während der Demo-Zug durch die Straßen zieht, bleiben viele Passanten stehen, und machen Fotos oder Videos mit dem Handy. Die Stimmung ist friedlich. "Der Opernball ist eine Institution, die zu Österreich gehört. Ich war selber schon ein paar Mal dort. Ich finde aber auch dass die Demo ihre Berechtigung hat, aber früher hat die Demo noch andere Ausmaße gehabt", sagt etwa Peter Wachsenegger, 76, aus Wien, zum KURIER.
Absperrgitter und Raketen
Als sich der Demo-Zug der Oper näherte, kam immer wieder auch Pyrotechnik zum Einsatz, Fackeln und Raketen wurden gezündet. Der Bereich rund um die Oper war mit Absperrgittern gesichert. Auf dem Red Carpet vor der Oper wurde auch Klimaaktivistin Lena Schilling gesichtet, sie zeigte ein Transparent mit der Aufschrift "Ihr tanzt - Wir brennen". Laut Augenzeugen dürfte sie dann auch versucht haben, zum Eingang der Oper zu laufen. Dort sollen Securities sie dann gestoppt haben.
Ebenso dürfte eine kleine Gruppe von zehn Personen mit Plakaten und „Power“-Rufen in Richtung Oper gestürmt sein. Nach wenigen Sekunden wurden sie von der Polizei abgeführt.
Rund um die Oper waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge und Polizisten positioniert, auch viele Schaulustige hatten sich am Ring eingefunden. Manche hatten die Bänke der gegenüberliegenden Bushaltestelle erklommen, um gute Fotos machen zu können: Immer wieder fuhren Limousinen vor, deren Passagiere neugierig beobachtet wurden. Gegen 22 Uhr hatte sich die Demo weitgehend aufgelöst.
Geplante Route
Die Route der Demo am Donnerstag führte vom Keplerplatz über Favoritenstraße, Laxenburger Straße, Favoritenstraße und Wiedner Hauptstraße zur Kärntnerstraße. Außerdem war bei der Albertina eine Standkundgebung unter dem Motto "Die Reichen tanzen - wir protestieren gegen Teuerungen" angekündigt. Beide Veranstaltungen waren angemeldet.
In der Vergangenheit kam es bei den Opernball-Demos immer wieder zu gröberen Auseinandersetzungen: So fand 1989 eine heftige Straßenschlacht rund um die Oper statt, als die Demonstranten unter anderem den Mercedes eines Ballbesuchers kaperten und als Prellbock gegen die Polizeiabsperrungen benutzten. 52 Verletzte, zwölf Festnahmen und Sachschaden in Millionenhöhe lautete die Bilanz damals.
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