ÖVP-Wahlkampfauftakt: Gegen Ghettos, gegen die SPÖ
Gespenstisch – anders lässt sich die Stimmung in der Lichtenfelsgasse am Donnerstagabend kaum beschreiben. Knapp 20 Menschen sind beim Wahlkampfauftakt der Wiener ÖVP anwesend – physisch.
Und das, obwohl in der Früh noch 100 Personen zur Zusammenkunft vor die Parteizentrale geladen waren. Donnerstagmittag haben die Türkisen das Event kurzfristig abgesagt. Die Zahl der
Corona-Neuinfektionen habe Spitzenkandidat Gernot Blümel dazu bewogen, die Gäste großteils wieder ausladen zu lassen, heißt es.
Der Stimmung vor Ort ist das nicht zuträglich. Zwar ist der türkise Teppich auch für die 20 anwesenden Partei-Mitarbeiter (und Journalisten) ausgerollt. Die Party-Musik, die die ÖVP bei ihren Events so gerne abspielt, funktioniert aber nur auf voller Lautstärke.
Das ist seit Donnerstag klar.
Nur Kanzler Sebastian Kurz (für einen Kurz-Auftritt), Spitzenkandidat Gernot Blümel, der türkise „Animateur“ Peter L. Eppinger und Landesgeschäftsführerin Bernadette Arnoldner sind da.
Der Rest der ÖVP-Riege und andere „türkise Menschen“, wie die ÖVP ihre Unterstützer nennt, lachen von einer überdimensionalen Video-Wand. Online zugeschaltet wedeln sie mit türkisen Fahnen, der Applaus kommt vom Band.
3 Videos, 3 Botschaften
Der Auftritt von Spitzenkandidat Blümel ist kurz und relativ prägnant. Er fokussiert sich auf die ÖVP-Lieblingsthemen: Integration, Wirtschaft, Leistung.
Zu jedem der drei Kernthemen spielt die ÖVP ein Video ab: Blümel zur Integration in Favoriten, Blümel zur Wirtschaft in einer Autowerkstatt auf der Wieden, Blümel zu Leistung vor dem FH-Campus am Verteilerkreis.
Bei der Integration formuliert er scharf: „Wir müssen Ghettos verhindern.“ Jeder, der in einen Gemeindebau ziehen will, müsse Deutsch sprechen. Außerdem will die ÖVP „Deutsch als Amtssprache und Deutsch als Umgangssprache“ in die Landesverfassung schreiben.
Zuletzt warb die Wiener ÖVP offensiv mit ihrer „Mitte-Rechts-Politik“. Das Wahlprogramm hat 43 Seiten.
Neu ist das Wahlziel, das die ÖVP nennt. Sie will nicht nur ihr Ergebnis aus 2015 (das historische Tief von 9,2 Prozent) verdoppeln. Sondern hat auch ein neues Schreckgespenst erdacht: die absolute Mehrheit der SPÖ. „Unser Ziel muss sein, diese zu verhindern“, sagt Landesgeschäftsführerin Arnoldner.
In Wahrheit geht es für die ÖVP um mehr: Sie könnte sich im Oktober vom vierten auf den zweiten Platz verbessern.
Der FPÖ droht das gegenteilige Schicksal.
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