Wohnungslos im Winter: Wien schafft mehr Schlafplätze für Obdachlose

Wohnungslos im Winter: Wien schafft mehr Schlafplätze für Obdachlose
Die Stadt schafft 1.000 Schlafplätzen mehr, auch Wärmestuben öffnen. Zu den Obdachlosenmorden gibt es laut Polizei laufend Hinweise.

Nach den tödlichen Messerattacken auf Obdachlose wurden bereits im Sommer vermehrt sichere Schlafplätze geschaffen. Aufgrund der kürzlich gestarteten Öffentlichkeitsfahndung mit Überwachungsbildern gingen laut Polizei laufend weitere Hinweise beim Landeskriminalamt ein. Relevante neue Ermittlungserkenntnisse gibt es jedoch nicht.

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Vor dem Wintereinbruch werden die Schlafmöglichkeiten nun weiter aufgestockt. „Die Sicherheit und der Schutz für marginalisierte Personen hat weiterhin oberste Priorität. Niemand soll die Nacht im Freien verbringen müssen. Wir hoffen, dass die Polizei diese abscheulichen Taten bald aufklären kann“, sagte Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei der gestrigen Pressekonferenz zum Winterpaket.

  • In akut lebensbedrohlichen Situationen oder bei Gesundheitsgefährdung unbedingt die Rettung unter 144 zu verständigen.
  • Das Caritas-Kältetelefon unter 01 480 45 53 ist ab 2. November rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche besetzt. Der Kältebus ist täglich unterwegs, um den Meldungen nachzugehen.
  • Die Kälte-App ist kostenlos, Straßensozialarbeiter werden über die App direkt alarmiert. Alle Informationen gibt es auch hier.

Ab 2. November stehen 1.000 zusätzliche Schlafplätze zur Verfügung und damit knapp über 1.700 Plätze insgesamt. Darunter sind 992 Plätze für Einzelpersonen und Paare sowie 21 Familienplätze. Außerdem bieten drei Wärmestuben mit 250 weiteren Plätzen Möglichkeiten, sich tagsüber im Warmen aufzuhalten.

Ein Anruf, der Leben retten kann

„Wir orientieren uns bei den Kapazitäten an jenen des Vorjahres mit einer durchschnittlichen Auslastung von 90 Prozent. Zusätzlich halten wir Notaufnahmeplätze bereit, um flexibel auf eine erhöhte Nachfrage reagieren zu können,“ erklärte Markus Hollendohner, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien (FSW).

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Die Bevölkerung ist aufgerufen, beim Antreffen von im Freien schlafenden Obdachlosen über das Kältetelefon (01 480 45 53) Hilfe zu holen. Im letzten Jahr verzeichnete man laut Caritas-Direktor Klaus Schwertner insgesamt 9.700 Anrufe. „Gemeinsam bringen wir viel Hilfe dorthin, wo sie jetzt dringend benötigt wird: Auf die Straße. Es ist Hilfe, die im Äußersten auch lebensrettend sein kann.“

Erneuert wurde für die kommende Wintersaison auch die kostenlose Kälte-App. Über diese „können Sie ganz niederschwellig mithilfe ihres Zeigefingers Hilfe leisten“, wie es Roland Haller, Geschäftsführer bei FSW Obdach, ausdrückte. Verständigt werden dadurch direkt die Straßensozialarbeitsteams der Stadt.

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Beim gestrigen Termin kamen erstmals alle Partnerorganisationen des Winterpakets zusammen. Im Obdach- und Wohnungslosenbereich arbeitet der FSW mit 33 Organisationen zusammen. Ohne diese hätten „wir keine soziale Sicherheit in dieser Stadt“, betonte FSW-Geschäftsführerin Susanne Winkler.

Gründe wollen Notquartiere ganzjährig öffnen

Nicht ausreichend ist das Winterpaket für die Grünen. Gefordert wird von Parteichefin Judith Pühringer eine ganzjährige Öffnung der Notquartiere: „Hacker rollt wieder den Fleckerlteppich aus. Mit dem befristeten Winterpaket stopft die Stadt nur Löcher in der Wohnungslosenhilfe.“ Kurzfristig braucht es mehr Ressourcen in der Sozialarbeit der Stadt, konkret im Bereich Streetwork für Obdachlose. Langfristig sei mehr Wohnraum für „Housing First“ nötig.

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