Neustifter Kirtag vor dem Aus: Winzer beraten über Absage

Der Umzug der Hauerkrone und das Hiatabaumaufstellen in Neustift sind immaterielles UNESCO-Kulturerbe
Dem Kirtag fehlt das Geld, letztes Jahr machte man gar Verlust. Nun steht eine Absage des Straßenfestes im Raum.

In Neustift am Walde kamen am späten Mittwochabend die Winzer des Weinbauvereins zu einer Sitzung zusammen. Was man zu besprechen hat, ist für viele eine Hiobsbotschaft.

Nach 250 Jahren steht der Kirtag heuer vor dem Aus. 

„Unter den jetzigen Vorzeichen wird der Kirtag in dieser Form nicht stattfinden können“, erklärt Peter Wolff, Obmann des Weinbauvereins, auf KURIER-Anfrage.

Während die Einnahmen schrumpfen, erlebt man einen starken Anstieg der Energie- und Personalkosten. „Alle Betriebe stehen unter Druck. Es ist ein allgemeines Problem, das wir am Kirtag nicht alleine lösen werden“, sagt Wolff

Kirtag wird zum Verlustgeschäft

Das Fest steht nicht zum ersten Mal vor ernsten Finanzierungsproblemen, bisher wurden jedoch immer wieder Wege gefunden, dennoch zu feiern. Heuer scheint den Betreiben nur noch ein letzter Ausweg zu bleiben. 

Im letzten Jahr wurde überlegt, erstmals Eintritt zu verlangen, die Idee jedoch wieder verworfen. Um mehr Besucher anzulocken, fand der Kirtag von Donnerstag bis Sonntag, statt wie gewohnt von Freitag bis Montag statt.

„Die Umstellung wurde auch sehr gut angenommen“, berichtet Wolff.

Um fehlende Sponsoren zu kompensieren, habe man einen Flohmarkt veranstaltet. Ein solcher würde aber nicht wirklich auf den Kirtag passen. Die Veranstaltung wurde am Ende gar zum Verlustgeschäft.

Neustifter Kirtag vor dem Aus: Winzer beraten über Absage

Jedes Jahr besuchen rund 80.000 Besucher den Neustifter Kirtag.

Die Betriebe hätten draufgezahlt, um ein Minus von 20.000 Euro abzudecken. Wolff dazu: „Da fragt man sich schon: Zahlt es sich noch aus?“

Generell würden Firmen beim Sponsoring sparen und diese reduzieren oder ganz zurückziehen. Spenden von Parteien steht Wolff zurückhaltend gegenüber.

Der Grund: Die Veranstalter wollen sich nicht mehr dem Vorwurf der politischen Vereinnahmung aussetzen müssen. In der Vergangenheit war vor allem die FPÖ ein wichtiger Spender und marschierte in großer Zahl am Kirtag auf.

Redimensionierung weg von der Straße

Was Wolff aber auch festhält: „Wir sind uns bewusst, dass hier ein kulturelles Erbe in Gefahr ist, aber ohne finanzielle Unterstützung von Seiten der Politik werden wir den Kirtag in der jetzigen Form nicht mehr stemmen können.“

Angedacht wird derzeit eine Redimensionierung. Bedeutet: Die Abkehr vom Straßenfest, gefeiert wird nur noch in den Räumlichkeiten der Betriebe. „Wenn wir den Kirtag absagen, dann für immer. Im Notfall wäre das der letzte Weg“, so Wolff.

Denn noch kämpfe man um den Erhalt. „Wir wollen den Kirtag stattfinden lassen, der Wille ist da und alle sind darum bemüht.“ Rechnen müsse sich die Veranstaltung jedoch schon. Und ohne Hilfe und neue Sponsoren wird das wohl nicht möglich sein.

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