Neue WCs in den U-Bahnen: Manches stinkt noch zum Himmel
Wer den Geruch von frisch gebratenem Kebab und heißen Bratwürsteln mit einem Hauch von Urin auf braunem Untergrund zu schätzen weiß, der wird bei der U-Bahn-Station Kagran (gegenüber des Donauzentrums) voll auf seine Kosten kommen. Allerdings ist zu vermuten, dass die Mehrheit der Fahrscheinbesitzer von diesem Arrangement eher wenig begeistert sein wird.
Nachdem der Facebookblog "Wien-Donaustadt" kürzlich auf dieses Problem hingewiesen hat, gab es zwar vergangene Woche in Kagran eine kurzfristig angesetzte Säuberungsaktion der Wiener Linien, das eigentliche Problem dahinter wird aber nicht gelöst - das dortige WC bleibt zu.
Wer sich bei seinem Einkehrschwung erleichtern möchte, solle doch eine Station weiter mit der U-Bahn fahren, dort gebe es ein Klo, heißt es bei den Wiener Linien. Auch im Donauzentrum seien schließlich WCs, die benützt werden könnten. Die Würstelstandbesucher scheinen davon allerdings bisher nicht überzeugt zu sein, um nicht zu sagen, dass sie darauf...
Mehr als sechs Jahre Zeit und fünf Millionen Euro wurden jedenfalls in den Umbau der "Häusln" im Wiener Untergrund investiert. Im Laufe diesen Sommers werden bei den Stationen Stadlau, Seestadt, Hütteldorf, Stadion und Donauspital die letzten der neuen WCs eröffnet.
Ein allerletztes kommt dann noch in die Pilgramgasse, wenn die neue U2/U5 eröffnet wird. Damit ist der Umbau vollzogen. Für Verzögerungen sorgten auch ein Einspruch gegen die Vergabe sowie Lieferschwierigkeiten wegen Corona, wird betont.
WC-Dichte wurde halbiert
65 Anlagen gab es einst im gesamten U-Bahn-Netz, bei Stationen wie etwa der Kettenbrückengasse oder der Pilgramgasse fanden sich oft gebrauchte Spritzen, aber auch bei vielen anderen Standorten gab es Verschmutzungen und Vandalismus im großen Stil. Viele Wiener gingen nur mit einem unguten Gefühl auf das stille Örtchen. Das sollte mit dem neuen Konzept der Vergangenheit angehören, lautete das Versprechen.
Nun gibt es nur noch 34 Anlagen, diese sollen aber umso sauberer sein, hofft man bei den Wiener Linien. An sechs Knotenpunkten (Stephansplatz, Karlsplatz, Westbahnhof, Praterstern, Volkstheater und Schwedenplatz) gibt es rund um die Uhr besetzte Sanifair-WCs, für dessen Benutzung 50 Cent fällig sind.
Anfängliche Proteststürme sind abgeflacht, Beschwerden über Verunreinigungen zurückgegangen, wird betont. 30 Cent können übrigens als Gutschein eingelöst werden, etwa bei Raststationen auf der Autobahn.
"Das freut die Nase"
An 22 Standorten baut ein Bieterkonsortium Sonderanfertigungen für die Wiener Linien. In deren Blog werden die Klos so angepriesen: "Die neuen Aborte werden mit spülrandlosen Tiefspülern ausgestattet sein. WC-Experten wissen, wovon wir sprechen – solche WCs sind einfacher und schneller zu reinigen und dadurch hygienischer als herkömmliche Modelle. Das freut die Nase. Aber auch fürs Auge sollte gesorgt sein: Die Wand über dem Waschbecken oder die Edelstahltür wird als integrierter Spiegel fungieren – vandalismussicher und ohne Verletzungsgefahr."
Konzernsprecherin Michaela Linke ist jedenfalls überzeugt, dass das neue Konzept ankommt: "Die Wiener Linien haben in Abstimmung mit allen Bezirken über viele Wochen und Monate hinweg ein WC-Konzept ausgearbeitet. Im Zuge des abgestimmten Konzeptes kam es auch zu Schließungen von WC-Anlagen. Denn die Nutzung der Klos war nicht immer im Sinne der Erfinder – Verschmutzungen und Vandalismus waren ein großes Problem. Deshalb haben sich die Wiener Linien auch mit Experten aus dem Sanitätsbereich zusammengetan."
Durch die neue U5 wird sich jedenfalls wenig ändern. Die Pilgramgasse und die Neubaugasse behalten de facto ihre Anlagen. Am Matzleinsdorferplatz müssen Fahrgäste die Toilette der ÖBB am Bahnhof oben benützen. Die neuen Stationen wie Elterleinplatz oder Hernals sind für dringende Bedürfnisse nicht gedacht.
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