Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme

Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme
Der heurige Nationalfeiertag steht im Zeichen der budgetären Not des Heeres. Seit Montag laufen die Aufbauarbeiten am Wiener Heldenplatz.

Die schweren Gefährte des österreichischen Heeres fahren am Heldenplatz vor. Junge Soldaten weisen sie ein. Sie suchen zwischen den Reiterstatuen, dem provisorischen Parlament und Hofburg den geeigneten Platz, damit die Fahrzeuge der Bevölkerung und den Touristen präsentiert zu werden. In weißen Zelten will das Heer am 25. Oktober - dem "Tag der Schulen" und am 26.Oktober - dem österreichischen Nationalfeiertag - informieren, Ausrüstung und Können präsentieren.

Schon am Donnerstag ist die Faltfestbrücke der Pioniere zu sehen, ein Bundesheer-Lkw ist darauf platziert. Grundwehrdiener schleppen hunderte Sandsäcke, die Militärpolizei patroulliert, mitten am Heldenplatz richten die Flugabwehrgeschütze "Mistral" ihre Läufe in den Himmel. Ein deutscher Tourist fragt verwundert: "Was ist denn hier für ein Auflauf"?

Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme

Ein abgespeckterer Auflauf

Denn etwas ist anders bei der heurigen Leistungsschau: "Es gibt in diesem Jahr keine Helikopter und nur Panzer auf Rädern zu sehen“, erklärt Oberst Stefan Koutnik, der für den Aufbau der Leistungsschau zuständig ist. Etwas enttäuscht blickt er über den - im Vergleich zu den Vorjahren - leeren Heldenplatz. Das hat mit Sparmaßnahmen beim Heer zu tun. "500 bis 600 Soldaten sind bei Auf- und Abbau sowie am Nationalfeiertag selbst am und rundum den Heldenplatz beschäftigt. "Auch das sind weniger als in den Vorjahren", bestätigt Koutnik.

Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme

Oberst Stefan Koutnik

Anders ist 2019 auch, dass sich das Heer nur am Heldenplatz selbst präsentiert: Die Standorte beim Burgtheater, in der Schottengasse, auf der Freyung und am Hof werden heuer nicht besetzt. Auch der so beliebte Kletterturm wird kleiner ausfallen. Deshalb werden auch weniger Besucher als in den Vorjahren erwartet, wie es in Bundesheerkreisen heißt. Etwa eine Million Gäste besuchen den Heldenplatz jährlich am Nationalfeiertag. Etwa 450.000 Euro kostet die Veranstaltung 2019. Das sei um etwa ein Drittel weniger als sonst.

"Was ist Hilfe wert?"

Sogar in den aufliegenden Broschüren des Heeres zum Nationalfeiertag wird schon auf der Titelseite gefragt: "Was ist Hilfe wert?". Ab Seite 3 des 10-seitigen Heftes geht es fast nur um "notwenige Investitionen", die das Militär benötigen würde. So seien im Bundesfinanzrahmengesetz im Jahr 2022 für das Bundesheer 2,191 Milliarden Euro eingeplant. In der Broschüre heißt es, dass aber alleine das Regelbudget 3,3 Milliarden Euro betragen müsste. Für Investitionen seien 3,8 Milliarden Euro notwendig.

Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme

Schon am Donnerstag präsentierten sich Soldaten im Tarnanzug

Selbst Verteidigungsminster Thomas Starlinger meint am Donnerstag: "Zum dramatischen Zustand des Bundesheeres muss ich nicht mehr viel sagen“. Die abgespeckte Variante der Leistungsschau solle darauf aufmerksam machen.

Action-Programm

"Dennoch werden wir einiges an Action bieten", sagt Koutnik. Mit dabei werden zwischen 9 und 17 Uhr die Such- und Schutzhunde des Militärs sein, die Gardemusik wird aufspielen, die Pioniere und die Luftraumüberwachung präsentieren ihre Fahrzeuge, zudem gibt es Militärdrohnen, den Mannschaftstransportpanzer „Pandur Evolution“ und einen Flugsimulator zu sehen. Ein Spektakel ist auch die Großangelobung, bei der rund 1.000 Rekruten ihr Treuegelöbnis ablegen - zu sehen ist die Feierlichkeit ab 10.30 Uhr direkt vor der Hofburg.

Fünf Themenbereiche werden vom Bundesheer präsentiert, nämlich der Schutz der Infrastruktur, der Schutz der Bevölkerung, die Auslandseinsätze, die Hilfe bei Katastrophen und ein fünfter Bereich, der sich der Ausbildung und den Karrieremöglichkeiten beim Heer widmet.

Nationalfeiertag 2019: Leistungsschau auf Sparflamme

Soldaten bei den Aufbauarbeiten

Oberst Koutnik hat schon im Dezember damit angefangen, die Leistungsschau vorzubereiten. Schließlich handle es sich - nach dem Donauinselfest - um das zweitgrößte Open-Air-Event Österreichs. Von den budgetären Veränderungen erfuhr er im Sommer. Seit Montag laufen die Aufbauarbeiten - das braucht es einiges an Organisationssarbeit, damit jede Einheit weiß, wo sie sich präsentieren darf.

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Die Pioniere positionieren ihre Fahrzeuge

So reist etwa am Donnerstag die Gebirgsinfanterie aus Kärnten an. Sie haben ein Tarn-Iglu und Ski dabei, die sie in ihrem Zelt ausstellen werden. Trotz der gelungenen Koordination hofft der Oberst, dass es in den kommenden Jahren wieder ein üppigeres Aufgebot geboten werden kann.

Politik- und Kulturangebot in der Innenstadt

Abseits der militärischen Angebote am Heldenplatz ist auch  ein breites Kulturprogramm in der Innenstadt geplant – meist bei freiem Eintritt.

Das Haus der Geschichte zeigt etwa die Ostarrichi-Urkunde – jenes Schriftstück, auf dem erstmals der Name Österreich erwähnt wurde. Die weiteren Museen der Nationalbibliothek – zum Beispiel das Literatur-, Papyrus- oder Esperanto-Museum – laden zu Themenführungen. Schweres Gerät ist dagegen am Rathausplatz zu sehen: Blaulichtorganisationen zeigen, wie sie im Notfall helfen.

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