Wer schützt uns, wenn nicht das Heer?

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Mannstärke und Budget des Bundesheeres sind seit langem im Sinkflug. Doch die Anforderungen sind enorm.
Ulrike Botzenhart

Ulrike Botzenhart

Seit Jahrzehnten wird an unserem Bundesheer herumgedoktert, eine Reform jagte die andere. Eines hatten alle gemein: Unsere Landesverteidigung musste mit immer weniger Geld auskommen, dafür wurden eifrig alle paar Jahre neue Heeresstrukturen konstruiert. Dass es nicht zu einem Berufsheer kam, haben wir einer Volksabstimmung zu verdanken. Und wir können froh darüber sein, wie ein Blick über die Grenzen nach Deutschland zeigt. Seit in dem NATO-Land die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt wurde, suchen die Militärs händeringend um Lösungen, wie sie neue Soldaten rekrutieren könnten. Die Pannenserie der deutschen Bundeswehr macht die Sache nicht einfacher.

Aber zurück nach Österreich, wo das Bundesheer am Nationalfeiertag am Heldenplatz wieder mit einer Leistungsschau die Massen zu begeistern versucht. Diesmal fehlen Besuchermagnete wie die Hubschrauber und Kettenpanzer, aber zumindest findet die Präsentation des Heeres samt Erklärung ihrer Aufgabengebiete, Gardevorführung, Pandur-Radpanzer und „Dingo“-Sanitätsfahrzeug überhaupt statt. Verteidigungsminister Thomas Starlinger hatte ja erwogen, das Spektakel angesichts der akuten Geldnot ganz abzusagen. Er warnt seit Monaten vor dem drohenden Kollaps.

Welche Zukunft sich den mehr als eintausend Rekruten, die am Heldenplatz am Samstag angelobt werden, beim Heer bieten wird? Das vermag im Moment niemand zu beantworten. Es bleibt abzuwarten, welche Regierung unser Land nach sämtlichen Sondierungen und Verhandlungen führen wird – und wofür sie bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen.

Eines ist klar: Die Aufgaben der Landesverteidigung sind seit den 70er-Jahren nicht kleiner geworden – im Gegenteil, wie allein schon die Gefahr drohender Cyberangriffe samt Blackout belegt. Unsere moderne digitalisierte Gesellschaft muss sich dafür mit allen Mitteln schützen, dafür bedarf es auch der Bundesheer-Experten. Denn unsere Soldaten können viel mehr als Sandsäcke zu Dämmen formieren oder Schnee schaufeln.

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