Nach Brunnenmarkt-Video: Mahrer und Ruck legten Differenzen bei

Nach Brunnenmarkt-Video: Mahrer und Ruck legten Differenzen bei
Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer und Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck waren jüngst nicht immer einer Meinung. Ein Gespräch über Leistung, ihre unterschiedlichen Rollen und den Arbeitsmarkt

„Karl, das passt nicht zu dir. Ich kenne dich als Humanisten.“ Das sagte Walter Ruck, Wiens Wirtschaftskammerpräsident, zu seinem Parteichef Karl Mahrer (ÖVP) nach seinen Negativ-Videos über den Brunnenmarkt, der KURIER berichtete. Im Interview sprechen die beiden über ihre Differenzen, Bildung und die aktuelle Kampagne zum Thema Leistung.

Politiker reden oft von Leistung. Was war Ihre Leistung?

Walter Ruck: Man sagt gemeinhin, wir sollen ein Kind zeugen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen. Bis auf das Dritte habe ich alles gemacht. Aber ich bin Interessenvertreter und nicht Politiker. Meine Leistungen sollen andere beurteilen.

Karl Mahrer: Privat ist es bei mir ähnlich, ich habe aber auch einen Baum gepflanzt. Beruflich war es ein weiter Weg vom Funkstreifenpolizisten über den Vizepräsidenten der Polizei bis in die Politik.

Wie soll es gelingen, mehr Menschen ins Arbeitsleben zurückzubringen?

Mahrer: Arbeit wird oft als Leid dargestellt, dabei kann sie Lust, Freude und Selbstbestätigung bringen. Arbeiten ist auch eine Verpflichtung an der Gesellschaft. Wir werden das Sozialsystem in der Größenordnung nur dann aufrechterhalten können, wenn wir Menschen wieder in die Arbeit bringen. Als konkrete Maßnahme bin ich dafür, ein degressives Arbeitslosengeld einzuführen. Also hoch einsteigen, wenn man die Arbeit verliert, aber je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto geringer wird der Bezug.

Ruck: Aus standortpolitischer Sicht ist die Attraktivierung der Arbeitsverhältnisse für Mitarbeiter wichtig, damit die Arbeit den angesprochenen gesellschaftspolitischen Effekt hat. Wir sehen in Österreich, dass wir eine immer stärker ansteigende Teilzeitquote haben, die wachstumshemmend wirkt. Auch das begleitende Arbeiten in der Pension muss man steuerlich und abgabenrechtlich anders aufstellen und attraktivieren.

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