Mozartverkäufer: In der Sperrzone auf Kundenfang?
"Möchten Sie Karten für eine Ballett-Vorstellung?", fragt ein kostümierter Mann freundlich vor dem Wiener Stephansdom.
Jeder kennt sie: Die Mozartverkäufer, die in (mehr oder weniger) prächtigen Gewändern versuchen, Karten für Konzerte oder fürs Ballett an die Touristin oder an den Touristen zu bringen. Die Reaktionen der Vorbeigehenden, die angesprochen werden, reichen von belustigt bis leicht genervt.
Doch ist diese Art des Ticketverkaufs überhaupt legal? "Ja, obwohl mutmaßlich nicht immer alle Regeln eingehalten werden", erklärt Peter Hosek, Veranstalter der Schloss-Schönbrunn-Konzerte und Funktionär in der Wiener Wirtschaftskammer.
Was also ist erlaubt, was nicht?
Lange Jahre sei das Treiben der Mozart-Verkäufer de facto unreguliert gewesen, erklärt Hosek. "Erst 2020 hat man drei Zonen definiert, in denen maximal je sechs Verkäufer stehen dürfen: der Karajan-Platz bei der Oper, der Graben und der Stephansplatz samt Stock-im-Eisen-Platz."
KURIER TV-Studiogespräch mit Peter Hosek
Seit der Städtetourismus nach Corona wieder in Gang gekommen ist, könne man bei den Mozartverkäufern aber einen gewissen Wildwuchs beobachten, so Hosek.
Verkaufen, wo kein Verkauf erlaubt ist
"Manche stehen, wo sie nicht sollen. Zum Beispiel direkt vor dem Eingang des Stephansdoms, wo der Verkauf nicht erlaubt ist."
Zuständig für die Kontrollen ist die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt. Auch dort bestätigt man: Der Verkauf direkt vor dem Eingang des Doms sei verboten.
Firmen benötigen einen gültigen Bescheid, in dem alle Mozartverkäufer namentlich genannt sind. Diese Bescheide legen fest, an welchen Örtlichkeiten und an welchen Tagen die Verkäufer tätig sein dürfen.
Die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien überprüft mehrmals im Monat, ob diese Genehmigungen eingehalten werden. Verkäufer müssen sich ausweisen können. Sollten die Regeln missachtet werden, drohen den Arbeitgebern der Verkäufer Strafen.
Bei einem Lokalaugenschein am Ende vergangener Woche zeigte sich: Sechs oder sieben kostümierte Männer stehen zumindest im weiteren Bereich vor dem Stephansdom, um Karten feilzubieten. Ähnlich habe sich die Situation zwei Wochen zuvor dargestellt, als er eine Runde durch die Innenstadt gedreht habe, erzählt Hosek.
Doch was ist so problematisch an diesem System?
Es sei ja verständlich, dass jeder sein Geschäft machen wolle, so Hosek. "Aber es wäre ideal, wenn sich alle an die Regeln halten." Es sei etwa zu befürchten, dass nicht alle Anbieter, die Mozartverkäufer auf die Straße schicken, diese auch ordnungsgemäß melden und versichern.
Oft seien zu viele Männer an einem Verkaufsplatz, zudem hätten manche auch schon kleine Rollwägen dabeigehabt: "Das sind eigentlich kostenlose Werbeflächen. Und das finde ich auch nicht fair", sagt Hosek.
"Wir sehen die aktuelle Problematik"
Auch bei Wien Tourismus sieht man die Mozartverkäufer kritisch: "Wir sehen die aktuelle Problematik, dass sich Einzelne nicht an die geltende Regelung halten", sagt Tourismus-Direktor Norbert Kettner. Außerdem: "Wien wird als Premiumdestination wahrgenommen. Die im Straßenverkauf angebotenen Tickets erfüllen unsere Qualitätsanforderungen nicht immer."
Nun gelte es, genau hinzusehen. "Mittelfristig schaden sich jene Verkäufer, die sich nicht an die Regeln halten, nur selbst."
Bei der Gruppe Sofortmaßnahmen betont man, mehrmals im Monat zu kontrollieren. Vergangenen September habe es eine "Aktion Scharf" mit 61 Überprüfungen gegeben, im Zuge derer sieben Rollwägen sowie zwei weitere Ablageflächen beschlagnahmt wurden. Zudem gab es 24 Anzeigen wegen Verstößen gegen Genehmigungsbescheide.
Strengere Regeln oder eine Plakette?
"Man könnte etwa andenken, bei mehrmaligen Verstößen gegen die Regelung die Genehmigung zu entziehen. Möglich wäre auch, die legalen Verkäufer mit Plaketten auszustatten, ähnlich wie bei den Fremdenführern". schlägt Hosek dazu vor. Man wolle nur nicht, dass der Verkauf außer Kontrolle gerate und schließlich ganz verboten werde - denn das wäre für die Branche ein Verlust, so Hosek.
Die Verkäufern vor dem Stephansdom bemerken beim Lokalaugenschein übrigens nach kurzer Zeit, dass die Passanten keine Touristen, sondern Journalisten sind. "Haben Sie schöne Bilder gemacht?", fragt einer etwas süffisant, bevor er zur Seite geht.
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