Mordfall Korotin: Neue Indizien weisen auf mögliche Mittäter

Philipp Korotin wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Tat zunächst gestanden, sein Geständnis dann aber widerrufen
Eingeschüchterter Zeuge und nicht untersuchtes Haar sollen neuen Prozess bringen

Einer der spektakulärsten Mordfälle der vergangenen Jahre in Wien könnte bald eine unerwartete Wendung nehmen. Es geht um die Bluttat an der 21-jährigen Stefanie P., die im Juli 2010 getötet und anschließend zerstückelt wurde. Mit neuen Hinweisen will Nikolaus Rast, der Anwalt des zu lebenslanger Haft verurteilten Jusstudenten Philipp Korotin, eine Wiederaufnahme erreichen. Am Freitag wurde bei der Staatsanwaltschaft Wien ein entsprechender Antrag eingebracht.

Mordfall Korotin: Neue Indizien weisen auf mögliche Mittäter
Verteidiger Rechtsanwalt Nikolaus Rast, Prozess Wels, OÖ
Wichtige Stütze ist ein Zeuge, der niemals vor Gericht gehört worden ist. Er berichtet in einer eidesstattlichen Erklärung von Drohungen gegen Stefanie P. und einem möglichen Mordplan. Diese Vorwürfe führen zu jenem Kronzeugen, auf dessen Aussage sich das Gericht bei der Verurteilung von Korotin gestützt hat. Dieser hatte ein Alibi präsentiert, das sich allerdings als falsch herausstellte. Der Kronzeuge postete auf seiner Facebookseite nach dem Prozess, dass Korotin die Tat nicht alleine begangen hat.

Snuff-Video gedreht?

Außerdem fehlen einige Beweise oder wurden nicht untersucht. So ist eine in den Haaren der Leiche gefundene Kontaktlinse (vom Täter?) verloren gegangen und 20 Zigaretten, die kurz vor der Tat gekauft wurden und in der Wohnung sein müssten, sind spurlos verschwunden (nur die leere Packung wurde sichergestellt). Neu ist, dass ein Haar im Intimbereich der Leiche gefunden – und offenbar nicht analysiert wurde.

Der von Korotins Mutter engagierte Privatdetektiv vermutet, dass in der Mordnacht ein so genanntes Snuff-Video gedreht werden sollte – ein Pornovideo mit anschließender Tötung. Korotin sei mit Alkohol außer Gefecht gesetzt worden, was auch Gerichtsgutachter Reinhard Haller für möglich hält.

Für einen Videodreh spricht, dass auf der Matratze eine Fläche von rund 120 mal 80 Zentimeter zu sehen ist, auf der eine Kamera gestanden sein könnte. Im Gerichtsverfahren hieß es, es dürfte ein Laptop gewesen sein. Dieser hätte aber eine ungewöhnliche Größe.

Es gibt zahlreiche weitere Punkte, die Fragen aufwerfen. So wurden an Gummihandschuhen in einem verschlossenen Müllsack im Müllraum des Wohnhauses in der Auhofstraße DNA-Spuren von zwei weiteren Personen gefunden – einem Mann und einer Frau. Auf einem vom Detektiv aufgenommenen Tonband ist außerdem die Aussage eines weiteren Zeugen zu hören, wonach kurz vor dem Eintreffen der Polizei ein junges Paar einen Rucksack aus einem Fenster des Wohnhauses geworfen habe.

Der KURIER hatte im Frühling über die neu aufgetauchten Zeugen berichtet, ohne deren Namen zu nennen. Einer der Zeugen berichtet, wenig später von einem Mann, der sich als Alexy vorstellte, mit dem Tod bedroht worden zu sein: "Wenn du eine Aussage machst, wird es dir so gehen wie Steffi."

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