Die Sense gehört aufs Land. Sie ist ein Utensil, das von braun gebrannten Frauen und Männern auf saftigen Wiesen unter viel Körpereinsatz verwendet wird. Der Duft nach frischem Gras und Schweiß darf dabei nicht fehlen.
Abseits dieser Fantasien hat die Sense aber auch ein anderes Leben. Ein Leben als Großstadt-Accessoire. Nicht umsonst haben der Tiroler Georg Gasteiger und die Steirerin Doris Fröhlich ihr Fachgeschäft „Senserei“ in der Sechshauser Straße in Rudolfsheim-Fünfhaus eröffnet. Ausgerechnet in einem jener Bezirke mit besonders wenig Grünanteil. Und trotzdem: „In der Stadt macht es besonders Sinn, Sensen anzubieten“, sagt Georg Gasteiger. Hier, wo die Menschen vergleichsweise kleine Flächen zu bewirtschaften haben, vollziehe sich der Trend weg vom Rasenmäher. „Am Land auf den Feldern wird sowieso mit Maschinen gearbeitet“, sagt Gasteiger.
Zweitwohnsitze
Und selbst in ländliche Gegenden gelange die Sense von der Stadt aus: Mithilfe der Wienerinnen und Wiener – und ihrer Zweitwohnsitze. In der Stadt gekauft, folgt die Sense den Leuten aufs Land.
Zu finden ist in dem modernen Geschäft – das dennoch irgendwie aus der Zeit gefallen scheint – alles, was der städtische Hobby-Mäher braucht: An der Wand hängen Hörner österreichischer Rinder (Abfallprodukt beim Schlachten, Anm.) zum Aufbewahren der Wetzsteine.
Die Bäume – gemeint sind nicht etwa die lebenden Pflanzen mit Blättern, sondern die hölzernen Teile der Sense – werden in fünf verschiedenen Größen angeboten. „Die Leute kommen oft mit den alten Sensen ihrer Vorfahren und sagen, dass sie nicht mähen können. Dabei sind die alten Geräte einfach zu klein für die großen Menschen von heute“, sagt Gasteiger.
Hinter der Theke hängen die Herzstücke des Ladens: Die Sensenblätter aus den letzten Schmieden Österreichs und Italiens. Um die 180 Euro muss man für eine komplette Sense in der Senserei investieren. „Ein Sensenblatt hält aber ein Leben lang, wenn man es gut pflegt“, sagt Gasteiger.
Freudige Nachbarn
Die Sense und die Stadt – das scheint erstaunlich gut zusammenzupassen. Vor allem die Geräuschkulisse macht die Sense zum idealen Gerät für die Stadt. Lärm gibt es beim Sensenmähen nämlich nicht. „Da kann sich der Nachbar nur freuen“, sagt Fröhlich.
Die Sense und die Stadt – das scheint erstaunlich gut zusammenzupassen. Vor allem die Geräuschkulisse macht die Sense zum idealen Gerät für die Stadt. Lärm gibt es beim Sensenmähen nämlich nicht. „Da kann sich der Nachbar nur freuen“, sagt Fröhlich.
Ökologisch und gesund für den Körper sei das Mähen mit der Sense noch dazu. Sportlich müsse man dafür aber nicht zwingend sein. „Jeder kann innerhalb kürzester Zeit seinen Schwung finden“, sagt Gasteiger. Abgesehen davon lautet die Philosophie der Besitzer, dass seltenes Mähen den Boden schützt. Zwei bis drei Mal im Jahr würde in Wien reichen. Überanstrengen könne man sich also nur schwer.
Etwa 200 Kunden haben die Betreiber seit ihrer Eröffnung im vergangenen Dezember bereits für die Sense begeistern können. „Natürlich bleibt es auch weiterhin ein Hobby. Davon leben können wir nicht“, sagt Gasteiger. Interesse für ihr Geschäft sei aber da. Und das nicht nur am Kauf einer Sense, sondern auch am Sensenverleih und den Sensenmähkursen – Georg Gasteiger ist ein vom Sensenverein Österreich ausgebildeter Sensenmählehrer. „Sobald wir die Kurse online stellen, sind sie sofort ausgebucht“, sagt Gasteiger.
Wiesen-Matching
Und auch für Sensen-Begeisterte, die keinen Garten und keinen Zweitwohnsitz am Land zum Mähen haben, soll eine Lösung gefunden werden. Das sogenannte „Wiesen-Matching“, das Menschen mit Garten und Menschen mit Sense zusammenbringt, soll noch in diesem Jahr starten, sagt Gasteiger. Die Sense: ein echtes Stadtgerät eben.
Kommentare