Gegen den Leerstand: Neues Leben in alten Wiener Hotels

Die Fassade des „Aphrodite Erstes Wiener Beautyfarm Hotel“ in Wien.
Weil kleine Hotels von Betreibern kaum nachgefragt werden, müssen viele zusperren und werden anderweitig genutzt. Manchmal auch als Kirche.

Aus dem Hotelpool ein Taufbecken machen – das war der Vorschlag einiger Mitglieder, erzählt Pater Georg Rota vom Zentrum Johannes Paul II. Denn dort, wo früher einmal der Wellnessbereich des Beauty-Hotels Aphrodite an der Praterstraße war, soll bald schon der zweite Stock eines Gebetsraumes entstehen. „Den Pool werden wir aber wohl nicht behalten“, sagt Rota.

Das Hotel „Aphrodite“ in Wien, ein Beautyfarm-Hotel, zwischen Wohnhäusern.

Das ehemalige Hotel Aphrodite an der Praterstraße steht seit Jahren leer. Nun zieht dort eine Glaubensgemeinschaft ein

Eine Wendeltreppe mit Marmorstufen und Spiegeln an der Wand.

Einiges - etwa auch die Spiegel an der Spindeltreppe - erinnern noch an die Zeit als Beautyhotel

Blick durch einen Torbogen auf eine offene Kirche im Bau.

Das langgezogene Gebäude endet in einen erhellten Raum

Ein Priester steht vor einem Altar mit einem Holzkreuz in einem Raum mit Graffiti.

Pater Georg Rota vom Zentrum Johannes Paul II. vor dem improvisierten Altar im ehemaligen Hotel Aphrodite

Ein provisorischer Andachtsort in einem Rohbau mit gemauertem Altar und Holzbänken.

Das Hotel soll schon bald zu einer Kirche werden

Ein leerer, renovierungsbedürftiger Pool mit einer Glaswand mit Ätzzeichnungen.

Der Pool des Hotels ist noch erhalten. Einige Mitglieder haben vorgeschlagen, ihn als Taufbecken zu behalten. Das wird aber wohl nicht geschehen, sagt Pater Rota

Die Glaubensgemeinschaft zieht bald ins Hotel. Nicht aber in eines mit Rezeption und Zimmerservice, sondern in eines, das seit 2008 leer steht. Die glanzvollen Jahre als berühmter Beautytempel sind zwar längst vorbei, die Spiegel an der Spindeltreppe, die Grundrisse der Zimmer und nicht zuletzt der Pool mit der orientalischen Verglasung erinnern aber noch immer daran. Gleichzeitig bringt der entkernte Bau das Flair einer Kirche schon von sich aus mit sich. Ähnlich einem dreischiffigen Gotteshaus zieht sich das Gebäude in die Länge und endet in einem durch eine Glasdecke erhellten größeren Raum. Ein kleiner Altar und ein Kreuz stehen auch schon da.

Internationale Marken

Dass ein ehemaliges Hotel zu einer Kirche wird, sei für Wien etwas einzigartiges, sagt Hotel-Immobilienmakler Simon Kronberger. Dass leer stehende Hotels aber nicht wieder als Hotels eröffnet werden, sei durchaus üblich. Kleine Hotels mit weniger als 70 Zimmern seien am Markt kaum gefragt, sagt Kronberger. „Aus operativer Sicht braucht man immer Mitarbeiter, egal wie viele Zimmer man hat. Hotelbetreiber interessieren sich deshalb eher für größere Hotels.“

Seit Jahren würden internationale Marken auch in Wien kleinere Privathotels – bei denen die Eigentümer die Betreiber sind – zunehmend verdrängen. Aus leer stehenden Hotels werden deshalb häufig Büros oder Wohnungen. In Extremfällen – wie etwa dem ehemaligen Thüringer Hof in Währing – muss sogar die gesamte Immobilie weichen. Statt des markanten Gründerzeithauses steht in der Jörgerstraße Ecke Theresiengasse nun ein neuer schwarz-beiger Wohnkomplex. Von dem ehemaligen Hotel keine Spur mehr.

Ein modernes Mehrfamilienhaus mit farbigen Balkonen in einer städtischen Umgebung.

Statt dem Gründerzeithaus steht jetzt ein moderner Wohnkomplex an der Jörgerstraße Ecke Theresiengasse in Währing

Nicht annähernd so extrem ist die Situation beim erst kürzlich aufgelassenen Hotel Triest in der Innenstadt. Derzeit überlege man, welches Projekt für das Gebäude das Richtige sei. Angebote und Ideen gebe es in Hülle und Fülle, sagt Andreas Zenker, Sprecher der Eigentümerfamilie List. „Ein Hotel Triest, so wie es jetzt ist, wird aber nicht wieder aufsperren.“

Der Eingang zum Hotel „Das Triest“ in Wien.

Das Hotel Triest hat erst vor wenigen Monaten geschlossen

Das Hotel „Das Triest“ in Wien an einem sonnigen Tag.

Ein Hotel Triest, wie man es bisher kannte, wird aber wohl nicht mehr aufsperren

Ausnahmen bestätigen aber bekanntlich die Regel: Im ehemaligen Fischhof am Hohen Markt soll ein neues Hotel entstehen. Der Eigentümer, die Luxury-Living-Gruppe, verkündet auf ihrer Website das Projekt eines „urbanen Lifestyle-Hotels“ samt Dachterrasse. Auf KURIER-Anfrage wird allerdings betont, dass man sich derzeit noch in der Projektfindungsphase befinde. Was genau entstehen wird, sei also noch nicht klar. Dass ein neues Hotel einzieht, sei aber zumindest nicht auszuschließen.

Neues Leben im Hotel Fürstenhof

Auch dem Hotel Fürstenhof gegenüber vom Westbahnhof könnte neues Leben in Form eines neuen Hotelprojekts eingehaucht werden. Allerdings „ist der eine oder andere Mieter noch in der Immobilie“, sagt Eigentümer Benedikt Komarek, der auch die Schani-Hotels betreibt. Bis das gesamte Gebäude bestandsfrei, wie das so schön heißt, werde, passiere also erst einmal nichts.

Ein hellblaues Gebäude mit der Aufschrift „Hotel“ über dem Eingang.

Im Hotel Fürstenhof gegenüber vom Westbahnhof könnte schon bald ein neues Hotel einziehen

Der Eingang zum Hotel Fürstenhof in Wien.

Derzeit ist das Gebäude aber noch nicht bestandsfrei

Treppe zu einem Geschäft mit dem Schild „Local and European Fashion, Accessories & Drinks“.

Mieter seien in Österreich sehr gut geschützt, erklärt Hotel-Immobilienmakler Simon Kronberger. „Statt die Immobilien wieder unbefristet zu vergeben, stehen sie oft jahrelang leer. Erst wenn gar keine Mieter mehr im Haus sind, zahlen sich die Renovierungsarbeiten für den Eigentümer aus.“ Und so wird das alte, kleine Hotel oft zu einem neuen, großen.

Erst seit der Pandemie gibt es laut Kronberger auch einen entgegengesetzten Trend in Richtung Individualisierung und kleinen Privathotels. Einen Tauf-Pool wie im Aphrodite wird man aber wohl auch dort nicht finden.

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