Wie Wien von migrantischen Unternehmen profitiert
Vom asiatischen Supermarkt bis zur türkischen Bäckerei: Von Migranten geführte Unternehmen tragen wesentlich zur Vielfalt in Wien bei – und noch zu viel mehr. Das zeigen Berechnungen der Wirtschaftskammer Wien, die erstmals die wirtschaftliche Bedeutung migrantischer Unternehmen erhoben hat. Die Ergebnisse liegen dem KURIER vor.
Demnach sind rund 34.000 Unternehmen mit Migrationshintergrund in Wien tätig. Sie erzielen in Summe einen Jahresumsatz von rund 6,4 Milliarden Euro und generieren eine Bruttowertschöpfung von 7,45 Milliarden Euro.
Vielfalt als Trumpf
Sie tragen damit fast zehn Milliarden Euro zum österreichweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Die Vielfalt des Wirtschaftsstandorts Wien habe der Stadt dabei geholfen, besser durch die Corona-Krise zu kommen als der Rest Österreichs, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Dass Wien hier tatsächlich die Nase vorn hat, geht unter anderem aus den jüngsten Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo vom Juni hervor: Während die Wertschöpfung in Wien vergangenes Jahr um 5,3 Prozent gewachsen ist, ist sie in Gesamtösterreich nur um 4,4 Prozent gestiegen.
Viele Jobs
Auch als Arbeitgeber sind von Migranten geführte Unternehmen relevant. Sie beschäftigen direkt rund 21.000 Mitarbeiter. Indirekt schaffen sie für Wien 45.500 Vollzeitarbeitsplätze. An Steuern und Abgaben leisten Wiener Unternehmen mit migrantischem Hintergrund rund 3,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Bei diesen Zahlen sei es umso erfreulicher für Ruck, „dass sich jedes Jahr mehr als 200 Unternehmen aus dem Ausland in Wien ansiedeln“. Dass sich der Ansiedlungstrend auch in der Pandemie fortgesetzt habe, sei ein weiterer Beweis für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Wien.
Die wichtigste Branche von migrantisch geführten Unternehmen ist der Handel. Hier erzielen die Unternehmer aus dem Ausland eine jährliche Wertschöpfung von rund 1,8 Milliarden Euro. Zweitstärkste Branche ist das Grundstücks- und Wohnungswesen mit 760 Millionen Euro. Auf Platz drei folgen freiberufliche technische Dienstleistungen mit 708 Millionen Euro.
In der Baubranche sorgen migrantische Unternehmen für eine jährliche Wertschöpfung von 694 Millionen Euro, bei sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sind es 642 Millionen Euro, in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche 510 Millionen Euro.
Ein Migrationshintergrund liegt übrigens dann vor, wenn der Unternehmer entweder eine nicht-österreichische Staatsangehörigkeit oder ein nicht-österreichisches Geburtsland hat. In Wien haben 7.400 Unternehmer mit Migrationshintergrund die österreichische Staatsbürgerschaft, 4.500 die slowakische, 3.800 die rumänische und 2.600 die deutsche Staatsbürgerschaft.
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