Missbrauch im Kindergarten: Mehr Personal für Wiener Standort

Kindergartenkinder müssen zu Hause bleiben
Sondersitzung des Bildungsausschusses im Gemeinderat kann Oppsition nicht überzeugen. Vorwurf der Vertuschung bleibt bestehen.

Im Wiener Rathaus hat am Dienstag eine Sondersitzung des für Kindergärten zuständigen Gemeinderatsausschusses stattgefunden. Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) informierte dabei die Fraktionen über die Vorwürfe gegen einen Pädagogen, der Übergriffe auf ihm anvertraute Kinder begangen haben soll. Man habe dabei auch den weiteren Fahrplan in der Causa dargelegt, hieß es im Anschluss an die Sitzung.

Wiederkehr hat nach Bekanntwerden der Vorfälle - die zum Teil bereits vor einem Jahr stattgefunden haben sollen - eine Kommission einberufen, die die Vorwürfe prüft. Diskutiert wurden zuletzt nicht nur die Vorfälle selbst, sondern auch über die nach Ansicht zahlreicher Eltern viel zu späte Information darüber.

Wien ein Sprecher Wiederkehrs der APA berichtete, haben an der Sitzung auch die Leiterin der Magistratsabteilung 10, Daniela Cochlar, sowie Jugendanwalt Ercan Nik Nafs teilgenommen. Ausgeführt wurde dabei etwa, dass der Bericht der Kommission Ende Juni bzw. Anfang Juli vorliegen soll. Das von Wiederkehr angekündigte Kinderschutzkonzept soll im Herbst präsentiert werden. Am betroffenen Standort selbst wurde überdies das Personal aufgestockt, teilte man mit.

Vier Verdachtsfälle

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt aktuell in vier Verdachtsfällen. Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. In dem ersten Fall, der ein Jahr zurückliegt, gibt es bereits ein Gutachten. In den drei Fällen, die erst jüngst bekannt wurden, müssen Gutachten noch eingeholt werden.

Auch ein Anwalt als Rechtsvertreter von Eltern, deren Kinder in der Einrichtung betreut wurden, ist in den Fall stark involviert. Johannes Bügler vertritt mittlerweile sieben Elternpaare, deren Kinder möglicherweise betroffen seien, wie er auf APA-Anfrage mitteilte - "wobei die Zahl vermutlich noch steigen wird, da sich laufend weitere Eltern bei mir melden und einige Termine noch ausständig sind". Die Eltern hätten die Verdachtsfälle zur Anzeige gebracht.

Bügler hatte außerdem bereits angekündigt, die Stadt klagen zu wollen - auf 50.000 Euro pro betroffenem Kind, vorbehaltlich weiterer Forderungen. Die Klagen würden "in Kürze" von ihm, Bügler, vorbereitet werden. Bis dato habe es keine Kommunikation zwischen ihm und der Stadt gegeben, "weil diese meine Schreiben nicht beantwortet", berichtete er zum aktuellen Stand.

Die Opposition forderte am Dienstag weitere Schritte. Die ÖVP sprach sich unter anderem für die Schaffung einer Standardisierung der Elterninformation aus. Auch die Etablierung einer Ombudsstelle wurde verlangt. Die Grünen wünschen eine kostenlose, psychologische Betreuung der Eltern und ihrer Kinder sowie eine Supervisionsmöglichkeit für die Pädagoginnen und Pädagogen. Diese müsse unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden, hieß es. Die FPÖ wiederum forderte die sofortige Suspendierung der Leiterin der MA 10.

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