Mariahilfer Straße: Schadstoffbelastung gesunken

Mariahilfer Straße: Schadstoffbelastung gesunken
Rot und Grün wittern Morgenluft. In Neubau fällt der Rückgang an Schadstoffen allerdings nur gering aus.

Die Diskussion um die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße sorgt seit einigen Wochen politisch für dicke Wiener Luft, der Luftqualität tut der reduzierte Verkehr jedoch gut: In Mariahilf ist die Feinstaubbelastung von Juni auf Oktober 2013 um 15 Prozent gesunken, auch bei der Berechnung von Stickoxiden gab es ein Minus von 14 Prozent, die Benzol-Belastung sank um fast 18 Prozent.

Neubau schnitt bei den heute, Donnerstag, von den Verkehrssprechern der Wiener SPÖ und der Wiener Grünen präsentierten Zahlen, weniger gut ab: Die Feinstaubwerte sanken hier nur um rund zwei Prozent; die Stickoxide um 1,5 Prozent und die Benzol-Belastung um etwa drei Prozent. Das liegt laut dem Verkehrssprecher der Grünen, Rüdiger Maresch, vor allem an den großen Durchzugsstraßen und den bereits durchgeführten verkehrsberuhigenden Maßnahmen. "Relativ ist das natürlich weniger. Fahren auf der Burggasse aber zwei Prozent weniger Autos, dann ist das absolut schon wirklich viel."

Die Emissionswerte wurden von einem externen Zivilingenieursbüro aus dem Verkehrsaufkommen im 6. und 7. Bezirk berechnet - verglichen wurden die Pkw- und Lkw-Zahlen vor und nach der Umgestaltung der Mariahilfer Straße. Diese Berechnung zeige vor allem die Werte für die gesamten Bezirke, bei einer tatsächlichen Messung hätte man sich auf "ganz wenige Punkte konzentrieren müssen", betonte Maresch. Eine nachträgliche Messung - vor allem an "neuralgischen Punkten" - halte er aber nicht für ausgeschlossen: "Es gibt einige wenige Punkte, wo heute mehr Verkehr ist als vor der Umgestaltung. Das müssen werden wir uns natürlich gemeinsam mit den Bürgern anschauen."

Jedes Zehntel zählt

"Schon jedes Zehntel Mikrogramm pro Kubikmeter weniger Schadstoffe bedeutet nachweisbar eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Betroffenen", erklärte Hans-Peter Hutterer von den Ärzten für eine gesunde Umwelt. Auch Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster schloss sich diesen Aussagen an: "Aus Umweltsicht empfehlen wir ganz klar eine Stimme für die Beibehaltung der Verkehrsberuhigung." Er zeigte sich zudem erstaunt, dass man den selbstverständlichen Zusammenhang zwischen Luftqualität und Verkehrsberuhigung "heutzutage noch extra betonen muss".

Man müsse daran arbeiten, dass die Wiener Lebensqualität auch erhalten bleibe, meinte der Verkehrssprecher der SPÖ Wien Gerhard Kubik: "Wo es nicht laut ist und wo es nicht stinkt, bleibt man einfach lieber." Er gehe daher auch von einem positiven Abstimmungsergebnis aus.

Die Mariahilfer Straße hat am Donnerstag bis in den Wiener Gemeinderat geführt: Auch in der ersten Zusammenkunft des Stadtparlaments im neuen Jahr spielte die Neugestaltung der Einkaufsmeile als Fußgänger- und Begegnungszone eine Hauptrolle. Im Fokus standen dabei auf Oppositionsbetreiben die Kosten für die Bürgerbefragung in den Anrainerbezirken.

Insgesamt über 1,4 Mio. Euro Kosten

Diesen Urnengang führe der Presse- und Informationsdienst der Stadt auf Rechnung und Beschluss der beiden Bezirke Mariahilf und Neubau durch, unterstrich Informationsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ).

Pro Bezirk fielen dabei Nettokosten von 283.000 Euro an, was in Summe 566.000 Euro entspräche. Dies umfasse etwa das Drucken der Stimmzettel, das Anschreiben der Stimmberechtigten oder auch die Kosten für die Auszählung.

Hinzu kommt die laufende Informationskampagne der Stadt, deren Kosten sich auf 850.000 Euro belaufen: "Wenn man Information ernst nimmt, ist das durchaus immer mit Geld verbunden."

Auch seine Regierungskollegin, Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), verteidigte den Umfang der Informationsmaßnahmen für "das größte innerstädtische Verkehrsberuhigungsprojekt der Stadt seit der Umgestaltung der Kärntner Straße zur Fußgängerzone". Schließlich sei der Wunsch nach Aufklärung allgegenwärtig vorgebracht worden, erinnerte sich Vassilakou: "Ich habe nahezu an jedem Tag seit dem 16. August 2013 mehrere Gespräche geführt."

Paradies und Werbetexter mit Schnauzer

Diesen Optimismus quittierte die Opposition mit Ironie. "Ich bin ganz beruhigt: Wenn Sie sich durchsetzen, wird das Manna vom Himmel fallen und das Paradies auf Erden herrschen", so ÖVP-Verkehrssprecher Roman Stiftner.

Sein FPÖ-Kollege Toni Mahdalik kritisierte hingegen die Auswahl der Befragungsteilnehmer, die willkürlich die in der Mariahilfer Straße ansässigen Kaufleute ausschließe: "Sie hätten beispielsweise auch alle 55-jährigen Werbetexter mit Schnauzer, die Tango tanzen können, befragen können." Vassilakou stellte dies erneut in Abrede und verwies auf die Rechtslage, nach der man lediglich die wahlberechtigten Bewohner eines Gebiets befragen könne.

Befragung startet am 17. Februar

Ob die Mariahilfer Straße tatsächlich auf Dauer zur Fußgänger-und Begegnungszone mutiert, ist noch offen. Die Befragung startet am 17. Februar und dauert bis 3. März, Stimmzettel müssen bis spätestens 7. März eingelangt sein. Das Ergebnis soll dann laut Stadt Wien voraussichtlich am 10. März vorliegen. Das Projekt kann dabei auch abgelehnt werden. Sollte dies der Fall sein, wird die "Mahü" wieder eine "normale" Straße.

Info-Homepage: www.dialog-mariahilferstrasse.at

Mehr dazu lesen Sie unter Junge Kaufleute sagen Ja zur Fuzo

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