Mahü: Expertenrat gesucht

Nach dem Sammeln aller Begehrlichkeiten tüfteln Verkehrsfachleute nun am Querungskonzept.

Nächstes Kapitel im Fortsetzungsroman "Die Mariahilfer Straße". Jetzt sollen es Experten richten. "Denn die Politik war lange genug am Ruder", sagt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Donnerstag. In zwei Runden wurden vorab die Wünsche und Vorschläge von Wirtschaftskammer, Handelsverband, Bürgerinitiativen und den Bezirksparteien gesammelt. Wünsche, die sich zum Teil diametral widersprechen. Den kuriosesten Wunsch äußerte der "Club der Unternehmer der Mariahilfer Straße", der kostenpflichtige Schranken bei Querungen forderte, die lediglich für Anrainer gratis zu passieren wären.

Auf die Experten Harald Frey (TU Wien), Werner Rosinak (Rosinak+Partner) und Roman Molitor (Komobile) wartet also viel Arbeit, nun ein Verkehrskonzept für die Mariahilfer Straße samt Bezirke. Vassilakou selbst gab drei Vorgaben mit: "Querungen öffnen, aber den Durchzugsverkehr verhindern. Auf der Fußgängerzone soll Flanieren ungestört möglich sein. Der 13 A soll seine Intervalle halten."

Warum man dafür nicht die eigenen Experten der MA 46 (Verkehrsplanung) beauftrage, sondern externe Experten zuziehen müsse, kommentierte Vassilakou so: Die MA 46 habe schon in der Testphase ein schlüssiges Gesamtkonzept ausgearbeitet, die Bezirke hätten sich aber nicht daran gehalten. "Vielleicht weil die Beamten weisungsgebunden sind." Bei unabhängigen Experten könne man das Argument aber nicht mehr bringen.

Das Konzept soll nach Ostern fertig sein.

Nach den pinken Piktogrammen, die zu schnelle Radler auf der nun verkehrsberuhigten Wiener Mariahilfer Straße bremsen sollen, ist heute, Donnerstag, der zweite Schritt der Kampagne "Gemeinsam auf der Mahü" angelaufen. Flyeraktionen und ein Lastenrad sollen die Radfahrer daran erinnern, dass in der Fußgängerzone Schrittgeschwindigkeit und Rücksichtnahme gelten.

Für "besonders regelkonforme" Radler, wie der Radbeauftragte der Stadt Wien Martin Blum es formulierte, gibt es dann auch gleich eine Belohnung in Form eines rosa Lenkerblümchens. Mindestens dreimal in der Woche - Dienstag und Donnerstag in der Rushhour sowie Samstag ganztägig - wollen die Teams bis zum Beginn des Umbaus unterwegs sein. "Wir wollen die Radler mit unseren Flyern noch einmal drauf aufmerksam machen, dass Fußgänger in der Fußgängerzone absoluten Vorrang haben", meinte Blum.

Radfahreraufkommen verdoppelt

Denn das Radfahreraufkommen habe sich im Vergleich zu vor Beginn der Verkehrsberuhigung praktisch verdoppelt. "Früher sind hier an guten Tagen circa 2.500 Menschen mit dem Rad unterwegs gewesen, heute sind es 5.000", so der Radbeauftragte. Beschwerden habe es allerdings bis jetzt kaum gegeben. "Da ist der Ringradweg immer noch der Spitzenreiter", schilderte die Wiener Fußgängerbeauftragte Petra Jens.

Dass das Miteinander funktioniert, sollen auch Tafeln an den Radständern und die Radfahr-Fibel der Stadt garantieren. "Bei großem Fußgängeraufkommen muss die Schrittgeschwindigkeit unbedingt eingehalten werden. Wenn es sehr dicht ist, sollte man absteigen und schieben", betonte Jens. Für diese Fälle verzeichnet der Flyer, den man sich dank Schlaufe an den Lenker hängen kann, auch eine Ausweichroute über die Lindengasse. "Für Einkaufssamstage", wie Blum ergänzte.

Auch für den Sicherheitsabstand beim Überholen von Fußgängern wolle man die Radler sensibilisieren. "Das Sicherheitsbedürfnis eines Fußgängers kann sehr stark von meinem eigenen am Rad abweichen", erinnerte Jens.

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