Walter Ruck: "Der Wirtschaftsbund ist breiter aufgestellt als die ÖVP"
Seit Montagabend ist der Bauunternehmer Walter Ruck neuer Obmann des Wiener Wirtschaftsbundes und damit demnächst auch Wirtschaftskammerpräsident. Er setzte sich mit 100:83 Stimmen in einer Kampfabstimmung gegen Robert Bodenstein durch, der ursprünglich von der Wirtschaftsbundspitze nominiert wurde.
KURIER: Herr Ruck, am 12. März hat die Landesleitung des Wirtschaftsbundes eine Wahlempfehlung für Robert Bodenstein abgegeben. Wann haben Sie beschlossen, dennoch als Gegenkandidat anzutreten?
Walter Ruck: Noch am selben Abend.
Warum haben Sie die Wahlempfehlung ignoriert?
Ich habe sie nicht ignoriert. Letztendlich spiegelt die Zusammensetzung der Landesleitung nicht die Kräfteverhältnisse im Wirtschaftsbund wider. Zudem war die Wahlempfehlung unverbindlich. Der gestrige Tag hat meiner Einschätzung recht gegeben.
Ist Ihre Wahl auch ein Zeichen dafür, dass die Kammer ihre Unabhängigkeit gegenüber der Landes-ÖVP zeigen wollte?
Schwierig zu sagen. Aber natürlich wusste man im Vorfeld, wo die Unterstützer liegen. Gerade aus den Fachgruppen habe ich das Signal bekommen, dass ich hier auf eine große Unterstützung zählen konnte.
Ihr Mitbewerber Robert Bodenstein wird nun Ihr Stellvertreter. Glauben Sie nicht, dass das zu Konflikten führen kann?
Nein. Der Robert war ein toller Mitbewerber. Dass er jetzt reingeht und das wichtige Thema Einpersonen-Unternehmen übernimmt, zeigt die Stärke des Wirtschaftsbundes.
Sie haben die Unabhängigkeit der Fachgruppen betont. War das unter Ihrer Vorgängerin Brigitte Jank nicht der Fall?
Ich glaube, dass man zuletzt von einer berufsständischen Vertretung zu einer allgemeinen Wirtschaftsvertretung geworden ist. Manchmal muss man sich besinnen, wo man eigentlich hingehört.
Werden auch Sie sich wie Brigitte Jank für die ÖVP in stadtpolitische Themen einbringen?
Ich werde mich dann zu Wort melden, wenn Interessen der Unternehmer betroffen sind. Dann aber mit Ecken und Kanten.
Sie haben sich bereits stark gegen die rot-grüne Stadtregierung eingeschossen. Was ist etwa so schlimm am Parkpickerl?
Jede Stadt braucht Parkraumbewirtschaftung. Es zählt aber die Umsetzung. Ich frage mich, warum man nicht vorher nachdenkt, sondern seine Fantasien auslebt. Das gilt eins zu eins auch für die Mariahilfer Straße.
Viele Geschäftsleute äußerten sich negativ zur Fußgängerzone. Hat sich die Wirtschaftskammer nicht durchsetzen können?
Was heißt nicht durchsetzen? Das Ergebnis der Umfrage zeigt die Kammerposition. Wir waren für eine Fußgängerzone mit Querungen. Aber man muss Rücksicht auf die Anwohner nehmen – auch auf die gewerblichen. Ich kann mir nicht einfach mein Wahlvolk zusammenzimmern.
Sie wollen Bürokratie abbauen. Ist Wien so schlecht verwaltet?
Im Gegenteil: Wien ist total gut verwaltet. Aber die Frage ist, ob es effizient verwaltet ist. Ein Beispiel: In Baden bekamen wir ein Baugerüst in zwei Tagen genehmigt, in Wien nach vier Wochen. Da gibt es also Luft nach oben.
Die Neos wollen bei der nächsten Kammerwahl antreten. Was wollen Sie entgegensetzen?
Der Wirtschaftsbund ist breiter aufgestellt als die ÖVP und lässt auch außerhalb des manchmal eng gesetzten ideologischen Feldes der ÖVP außerordentliche Mitgliedschaften zu. So gesehen ist die Antwort auf die Neos gegeben.
Ihr Ziel für die Wirtschaftskammerwahl im nächsten Jahr?
Ich will gewinnen.
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